Gastro-Tipp Wenn Speisekarten wie Abenteuerreisen klingen

Restaurants mit koscherer Küche haben in der Region Seltenheitswert. Aber wer sie findet, den erwarten kulinarische Genüsse – nicht nur aus dem Nahen Osten.

 Im Sommer werden vor dem Café Shulhof Grillteller serviert, auf der Karte findet sich aber auch der ein oder andere Burger.

Im Sommer werden vor dem Café Shulhof Grillteller serviert, auf der Karte findet sich aber auch der ein oder andere Burger.

Foto: Café Shulhof

Sie haben so klangvolle Namen wie Shakshuka oder Chazilim, duften nach Abenteuer und erzählen von Speisegesetzen, die von Köchen einiges abverlangen: Gerichte aus der koscheren Küche. Wer in der Region allerdings nach koscheren Restaurantküchen Ausschau hält, wird entdecken: Die Angebote sind rar und lassen sich nicht in eine Schublade stecken. Israelisch-mediterrane Köstlichkeiten treffen auf russische Spezialitäten, Burger auf Sushi: Schließlich gibt es kaum ein Gericht, das nicht auch unter koscheren Speisegesetzen hergestellt werden kann. Es gilt: Milch-Küche und Fleisch-Küche müssen getrennt sein.

 Im Wuppertaler „Café Negev“ steht auf der Speisekarte kein Fleisch.

Im Wuppertaler „Café Negev“ steht auf der Speisekarte kein Fleisch.

Foto: Café Negev

Sehachwerdjan Gogik verzichtet deshalb im „Café Negev“ in Wuppertal auf Fleisch auf seiner Karte. „Um den koscheren Speisegesetzen zu entsprechen“, erklärt er. Getrennte Küchen könne das Café nicht leisten, und deswegen habe er die Gerichte angepasst. Während des Schabbat bleibt das Café, das zur jüdischen Gemeinde in Wuppertal gehört, aber öffentlich ist, geschlossen. Den Rest der Zeit serviert Gogik Köstlichkeiten, die nicht nur viele der russischen Gäste zu schätzen wissen, sondern auch Menschen, die die orientalische Küche genießen. Falafel und Couscous, Humus und Pita stehen auf der Karte ebenso wie Blinis, gefüllte Pfannkuchen aus der russischen Küche. Wem das Fleisch fehlt, der kann im Café Negev auf Fisch umsteigen. „Auch für den süßen Hunger haben wir ein breites Angebot“, sagt der Koch. Auf der Karte stehen Obstkuchen und Napoleon-Torte – die Komposition aus Blätterteig ist ebenfalls in der russischen Küche zu Hause.

Krefelder Restaurant hat nur donnerstags geöffnet

Streng koscher bereiten auch die Köche im „Café Shulhof“ in Krefeld die Gerichte auf ihrer Karte zu. Die kleine Gastronomie der jüdischen Gemeinde hat nur an Donnerstagen geöffnet, hat sich aber längst einen Namen gemacht – vor allem in Kombination mit Führungen durch die Synagoge. Das kleine Café hat zwei Küchen – eine Milch-Küche und eine Fleisch-Küche. Wer mit Natalia Wagner, Ehefrau des Krefelder Rabbiners Yitzchak Mendel Wagner, einen Blick in die Speisekarte wagt, der dürfte überrascht sein. Hier finden sich Burger und Pizza, Salate und Pasta, seit neuestem auch Sushi. „Hauptsache koscher“, sagt Natalia Wagner, und dann fügt sie hinzu: „Und gemütlich.“ Denn das Café will mitten im Getümmel der Stadt ein Anlaufpunkt für einen Kaffee und kleine Speisen sein, jüdischen und nicht-jüdischen Gästen das Gefühl von Heimat vermitteln. „Wir fragen, was sich die Gäste wünschen“, sagt Natalia Wagner. Und weil immer öfter auch der Wunsch nach Hummus und Falafel laut wird, dürfte sich die Speisekarte bald erweitern.

Eine Atmosphäre wie in Tel Aviv: jung, frei und kosmopolitisch

Ein weiteres Dilemma für die Restaurantbesitzer: „Bei einem koscher geführten Restaurant dürften wir nicht an allen Tagen öffnen. Das ist allerdings nicht wirtschaftlich“, erzählt Gastronomin Esther Peri vom Düsseldorfer Restaurant „Die Kurve“ und bezieht sich damit auf die nicht erlaubte Ladenöffnung an Samstagen. Und deswegen traf sie für ihr Restaurant „Die Kurve“ in Düsseldorf im Jahr 2012 eine Entscheidung und gab den Anspruch, koscher zu sein, auf. „Unsere Speisekarte hat sich kaum verändert“, sagt sie. Und die Atmosphäre auch nicht. „Wir wollen authentisch sein, wünschen uns eine Atmosphäre wie in Tel Aviv, kosmopolitisch, jung, frei und voller Aromen, gesund und frisch“, erklärt die Gastronomin. Und genauso duftet es in dem Düsseldorfer Restaurant.

 Eine Atmosphäre wie in Tel Aviv bietet das Restaurant „Die Kurve“ in Düsseldorf.

Eine Atmosphäre wie in Tel Aviv bietet das Restaurant „Die Kurve“ in Düsseldorf.

Foto: Die Kurve

Wer mag, bestellt Spezialitäten vom Grill und muss sich zwischen Lamm, Ente, Lachs und Kalb entscheiden. Dazu serviert die Küche Pommes und Kartoffeln, aber eben auch Couscous und Okraschoten. Auf der Karte findet sich auch das israelische Nationalgericht „Shakshuka“ – Eier, Tomaten, Zwiebeln, Paprika und Kräuter. Alternativ können Besucher auch aus vielen, bunten Mezze-Angeboten wählen – kleinen Gerichten, die in hübschen Schalen serviert werden: Hummus und Tehina, Tabouleh und gehackte Leber, Avokadosalat und Labaneh, die hausgemachte Joghurtcreme. „Bei uns trifft moderne Israel-Fusion-Style-Küche auf traditionelle jüdische Gerichte, die aus dem alten, jüdischen Europa stammen, aber auch aus dem Orient“, erklärt Peri.

 Die leckere Eierspeise Shakshuka gehört unter anderem zu den israelischen Nationalgerichten.

Die leckere Eierspeise Shakshuka gehört unter anderem zu den israelischen Nationalgerichten.

Foto: Die Kurve

ADRESSEN

CAFÉ SHULHOF

Wiedstraße 17b

47799 Krefeld

DIE KURVE

Goebenstraße 18

40477 Düsseldorf

Telefon 0211 56942080

CAFÉ NEGEV

Gemarker Straße 15

42275 Wuppertal

Telefon 0202 3711844

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