Digitalisierung Düsseldorf legt Masterplan für die digitale Aufrüstung der Schulen vor

Düsseldorf · 100 Millionen Euro werden in den nächsten Jahren investiert, zum Beispiel in tausende Tablets. Eine zentrale Schul-Cloud soll dies steuern.

 Die Medienscouts Carola (v.l.), Luise, Laure und Teresa aus Jahrgangsstufe 7 des Humboldt-Gymnasiums mit Tablet-PCs.

Die Medienscouts Carola (v.l.), Luise, Laure und Teresa aus Jahrgangsstufe 7 des Humboldt-Gymnasiums mit Tablet-PCs.

Foto: Stadt Düsseldorf / Gstettenbauer/M. Gstettenbauer /Stadt

Die nun in einem Medienentwicklungsplan gefasste große Digitaliserungsoffensive an den Düsseldorfer Schulen hat die Stadt in enger Zusammenarbeit mit den Schulen erarbeitet. Als das 200 Seiten umfassende und 100 Millionen Euro schwere Programm am Mittwoch im Humboldt-Gymnasium vorgestellt wurde, machte der Gastgeber trotzdem – bei aller Dankbarkeit gegenüber der Stadt – charmant klar, wo noch immer die Priorität in Sachen Bildung liegt. Zunächst zitierte Schulleiter Volker Syring beide Humboldt-Brüder, um dann die Frage zu beantworten, warum Schüler heute immer schneller erlerntes Wissen wieder vergessen: „Weil nicht genug gedacht und nachgedacht wird.“ Das aber sei wichtiger als jede digitale Medienausstattung. Und am Ende der Vorstellung in der Aula setzte sich der EF-Schüler Luca Neumann noch ganz analog an den Flügel und bot eine fulminante Version von Gershwins Summertime.

Nun musste die anwesende Stadtspitze in Person von Oberbürgermeister Thomas Geisel und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche gar nicht vom Wert klassisch-analoger Bildung und Pädagogik überzeugt werden, beide betonten von sich aus, dass die forcierte Digitalisierung an den Schulen ein Hilfsmittel sein soll, kein Selbstzweck. Aber die Zuständigkeit der Stadt an den weiterführenden Schulen besteht nun mal in der räumlichen und technischen Ausstattung. Und da lässt sie sich wahrlich nicht lumpen. Neben den Investitionen von weit über einer Milliarde Euro in die Neubauten und Sanierungen fließen in den nächsten fünf Jahren rund 100 Millionen Euro in die Digitalisierung, nur 22 Millionen davon werden vom Bund aus dessen Digitalpakt erstattet.

Basis-Standard soll überall sein: Ein Tablet für fünf Lernende

Im Mittelpunkt des Ausbaus der digitalen Infrastruktur steht die Versorgung von Schülern und Lehrern (auch für die fühlt sich die Stadt mitverantwortlich, obwohl dies Sache des Landes wäre) mit Endgeräten, sprich: mit Tablets, sprich (in den meisten Fällen):mit iPads. Gut 8000 Tablets sind schon an den 152 Schulen im Einsatz, langfristig strebt die Stadt sogar eine 1:1-Versorgung an, also für jeden Lernenden ein Gerät. Dafür müssten 80 000 Geräte her, also zehn Mal so viele wie es jetzt gibt. Das allerdings ist auch für das finanziell gut situierte Düsseldorf zu viel: Schuldezernent Hintzsche: „Als Basisverorgung wollen wir allen Schulen eine Relation von einem Gerät für fünf Lernende anbieten.“ Ob und wie dieses Verhältnis in den einzelnen Klassen umgesetzt wird, ist Sache der Schulen, Umverteilungen sind da möglich, wenn eine Klasse zum Beispiel eine Zeitlang nur analog arbeiten möchte, haben andere entsprechend größere digitale Kapazitäten.

Davon, dass Schüler und Lehrer ihre eigenen Geräte mit in die Schule bringen, hält die Stadt nichts. Die vielen verschiedenen Hersteller machten gemeinsames Arbeiten oft unmöglich, sagt Schulamts-Vize Florian Dirszus. Stattdessen sollen einheitliche Tablet-PCs angeschafft werden, die die Eltern dann für zwei oder drei Jahre leasen können. Ein genaues Konzept dafür wird derzeit noch erarbeitet, Dirszus spricht von grob geschätzten Monatsraten in Höhe von zehn bis 15 Euro, wobei es auf jeden Fall auch Sozialtarife oder Befreiungen geben werde.

Grundlage für alles Lernen mit dem Tablet bleibt der technische Standard in den Schulgebäuden. Eine sehr anspruchsvolle Herausforderung steht der Stadt da bevor, zumal eine große „Düsseldorfer Schul-Cloud“ entstehen soll, die potenziell jede Schule und jede Klasse individuell nutzen können. Alle Schulen haben zwar mittlerweile W-Lan, aber noch nicht alle ein schnelles Internet, also Breitbandanschlüsse von mindestens 200 bis 400 Mbits. Just am Humboldt-Gymnasium hakt es da zum Beispiel gewaltig, wie ein Lehrer anmerkte. Bis Ende März soll der Anbieter Unitymedia laut Stadt überall nachgerüstet haben.

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