Interview Christoph Henkel: „Es war kein langweiliges Leben mit meiner Mutter“

Düsseldorf · Christoph Henkel,Urenkel des Firmengründers, spricht im Interview über seine Mutter Gabriele Henkel, über Düsseldorf und seine Wahlheimat London.

 Christoph Henkel mit seiner Mutter Gabriele in der Tonhalle im Jahr 2005.

Christoph Henkel mit seiner Mutter Gabriele in der Tonhalle im Jahr 2005.

Foto: Alsleben, Dieter

Christoph Henkel, Urenkel des Firmengründers, einer der reichsten Männer Deutschlands, rauschte ohne Bodyguard in die Josephskapelle, wo man seine Mutter Gabriele posthum mit dem Ehrenpreis des Anna Maria Luisa de Medici-Vereins ehrte. Der gebürtige Düsseldorfer, Jahrgang 1958, stellvertretender Vorsitzender des Gesellschafterausschusses von Henkel, ist zugleich im angelsächsischen Raum erfolgreicher Unternehmer. Ein unkompliziertes Gespräch.

Herr Henkel, Ihre Mutter war eine wundervolle Frau, Mäzenin, Künstlerin und Unternehmerin. Haben Sie etwas von ihrem Charakter geerbt?

Henkel: Ich hoffe, die eine oder andere gute Sache. Ich glaube, ich habe ihr künstlerisches Auge geerbt, aber ich mache nichts daraus.

Sie haben Humor?

Henkel: Ich bin ja Rheinländer. Da geht es nicht anders.

Ihre Mutter war eine aufregende Frau. Wie sehen Sie sie als Sohn?

Henkel: Es war kein langweiliges Leben mit ihr, Gott sei Dank. Sie hat mir, meinem Vater, der Familie und der Firma einen riesengroßen Weltraum eröffnet, indem sie so sehr an der Kunst interessiert war. Sie sammelte nicht nur, sondern schaffte und machte. Das hat mich sehr bereichert.

Nun sind Sie in die Ferne gegangen. Wie kam das?

Henkel: Ich bin nach der Lehre, 1978, in die USA zum Studieren gegangen, war noch einmal als Soldat hier in Deutschland, dann in New York und London. Ich habe meine Karriere im angelsächsischen Raum gemacht. Aber ich bin mit Leib und Seele überzeugter Düsseldorfer. Düsseldorf ist ja heute wesentlich schicker als damals.

Ihre Mutter behauptete in ihren Memoiren, die Kunstkäufe habe sie getätigt, und Konrad, ihr Mann, habe nur genickt. Nicken Sie auch, wenn Ihre Frau Katrin Bellinger, die als Sammlerin in der ersten Liga der Altmeisterzeichnungen spielt, Kunst kauft?

Henkel: Gott sei Dank macht meine Frau das allein. Ganz selten nicke ich. Sie ist in jeder Beziehung sehr unabhängig von mir.

Sind Sie kunstaffin?

Henkel: Nicht so sehr. Ich habe ja das Glück, in meinem Leben von zwei Sammlern umgeben zu sein, meiner Mutter und meiner Frau. Katrin konzentriert sich auf Altmeisterzeichnungen. Sie war lange Kunsthändlerin, ist es jetzt nicht mehr. Sie sammelt ein wunderbares Thema: „Der Künstler bei der Arbeit.“ Also, das reicht mir schon. Aber mein Sohn hat Kunstgeschichte in New York studiert und macht sich als Kunsthändler selbstständig. Also, die Kunst ist auch weiterhin bei der Familie Henkel gut aufgehoben.

Sie haben den Vorsitz in der Konrad-Henkel-Stiftung und der Jost-Henkel-Stiftung. Es gibt eine Gerda Henkel-Stiftung und die Stiftung Kythera ihrer Mutter. Wollen Sie auch eine Stiftung gründen?

Henkel: Meine Frau hat eine Stiftung gegründet, die Tavolozza Foundation. Also, wir müssen uns um sehr viele Stiftungen kümmern. Aber man muss ja nicht immer eine Stiftung gründen, um etwas Gutes zu tun.

Was tun Sie?

Henkel: Ich bin in England Aufsichtsratsmitglied einer Stiftung, die sich um Kinder in armen Verhältnissen kümmert, von denen es in England viel zu viele gibt. Wir helfen ihnen mit relativ wenig Aufwand, ihre Chancen an Universitäten zu verbessern.

Wenn Sie so von London aus auf das kleine Düsseldorf gucken….

Henkel: … bin ich immer erleichtert, weil es hier nicht ganz so voll ist. Ich liebe London. Im Moment ist es allerdings etwas schwerer, London so lieb zu haben wie sonst. Ich hoffe, dass sich der Spuk langsam in den nächsten Wochen verzieht.

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