Düsseldorf Eine fröhliche Beerdigung für Wölli — wie er sie wollte

Der Drummer der Toten Hosen wurde von vielen Prominenten zu Grabe getragen. Campino hielt eine launige Rede.

 Seine Familie, seine Bandkollegen und viele Wegbegleiter begleiteten Wölli auf seinem letzten Weg.

Seine Familie, seine Bandkollegen und viele Wegbegleiter begleiteten Wölli auf seinem letzten Weg.

Foto: Melanie Zanin

Düsseldorf. Wölli wollte keinen tränenreichen Abschied. „Kein Grund zur Traurigkeit“, hieß es auf der Einladungskarte zur Beerdigung. Die Sonne lachte jedenfalls vom Himmel, und bereits in der Kapelle beherzigten seine drei Kinder Nana, Alex und Joey ihres Vaters Wunsch, in dem sie mit aufmunterndem Gesang („Wir tragen dein Blut in unserem Herzen“) die Atmosphäre auflockerten. Auch Campinos launige Rede drückte nur selten auf die Tränendrüsen. Mit kräftigen Schlucken aus einer Flasche hochprozentigen Inhalts erinnerte er augenzwinkernd an die Trinkfestigkeit des Verstorbenen, der sich seinen Spitznamen „Kirschwasserkönig“ ehrlich verdient hatte.

Neben Verwandten und der großen Toten-Hosen-Familie waren viele Weggefährten aus Wöllis 66-jährigem Leben unter den Beerdigungsgästen: Bela B, (Die Ärzte), Schriftsteller Jan Weiler, DEG-Ikone Uli Hiemer, Kochprofi Ole Plogstedt, Kunstmäzenin Carmen Knoebel, Fortuna-DJ Opa Haeffs und viele mehr ließen den warmen Samstag bei einer sehr entspannten Feier auf der Terrasse des Dr. Thompson’s ausklingen.

Wölli wird auf dem Südfriedhof beigesetzt
10 Bilder

Wölli wird auf dem Südfriedhof beigesetzt

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Nach dem legendären Roadie Faust und Manager Jochen Hülder (der erst 2015 verstarb) findet mit Wolfgang „Wölli“ Rohde bereits der dritte aus dem Hosen-Clan seine ewige Ruhe im vorausschauend angeschafften Familiengrab auf dem Südfriedhof.

Der stets freundliche und gut gelaunte Ex-Hippie war bereits 36 Jahre alt, als er 1986 neuer Schlagzeuger der Toten Hosen wurde — zwölf Jahre älter als der Rest der Truppe, aber wie Campino betonte keineswegs der Besonnene. Ganz im Gegenteil: Wölli wusste das Leben und seine vielfältigen Verlockungen durchaus zu genießen.

Obwohl sein erstes Hosen-Konzert gleich vor 120 000 Wackersdorf-Protestlern stattfand, deutete ansonsten nicht viel darauf hin, dass sich für ihn die Mitgliedschaft in der damaligen Chaos-Kapelle als Glücksfall seines Lebens herausstellen sollte. Auch für die Toten Hosen war der neue Drummer ein Gewinn. Nicht nur musikalisch. Der höfliche Punk aus Kiel wurde von Beginn an von der Band und den Fans geliebt. Acht Alben (von „Damenwahl“ bis „Unsterblich“), die frühen Erfolge, der Durchbruch als Superstars, all die wegweisenden Jahre gingen mit auf Wöllis Konto und Trommelfelle. Nach rund 900 Konzerten machten seine Bandscheiben nicht mehr mit. Ein schwerer Autounfall, bei dem er dem Tod so gerade noch mal von der Schippe sprang, beendete seine Zeit hinter der Schießbude im Milleniumjahr endgültig.

Der Rockmusik blieb er aber weiter treu; betrieb ein Musiklabel, förderte junge Bands und erweckte das „Rock im Turm-Festival“ in Meerbusch. 2011 erschien das Album „Das ist noch nicht alles“ von Wölli & Die Band des Jahres. Das alte Kämpferherz wollte es noch mal wissen. Tourte — bereits von seinem Krebsleiden gezeichnet — als Sänger und Entertainer durch die Klubs der Republik. Er ließ sich nicht unterkriegen. Legte sich mitten in seiner Chemotherapie mit Polizisten und rechten Demonstranten bei einer Demo an, nahm weiter Musik auf. Mitten in einer neuen Produktion verschlechterte sich sein Zustand dramatisch. Am 25. April verstarb er im engsten Familienkreis in seinem Haus in Meerbusch.

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