Fall Greta Verdächtige Erzieherin hatte bereits ein Anerkennungsjahr abgebrochen

Kempen/Viersen/Düsseldorf · Mit Blick auf die berufliche Laufbahn der des Mordes verdächtigen Erzieherin tauchen in den Akten weitere Arbeitsstellen in Straelen auf.

 Vor der Viersener Kita wurde unter anderem mit abgelegten Kuscheltieren um die tote Greta getrauert.

Vor der Viersener Kita wurde unter anderem mit abgelegten Kuscheltieren um die tote Greta getrauert.

Foto: dpa/Federico Gambarini

Im Fall des mutmaßlich ermordeten Kita-Mädchens Greta (3) sind weitere Beschäftigungsverhältnisse der tatverdächtigen Erzieherin ans Licht gekommen. Das berichtet die Nachrichtenagentur dpa. Die 25-Jährige habe bereits im August 2016 ein Anerkennungsjahr in einer Einrichtung in Straelen begonnen, aber nicht abgeschlossen, sagte der der Leiter des LVR-Landesjugendamts, Lorenz Bahr, am Donnerstag im Familienausschuss des Landtags. Das Arbeitsverhältnis sei vorzeitig wegen „fehlender Arbeitsinitiative“ der Frau aufgelöst worden. Außerdem habe sie seinerzeit erklärt, lieber in Kleingruppen zu arbeiten.

Anschließend sei die Erzieherin 2017 ein halbes Jahr lang ehrenamtliche Mitarbeiterin in einer Einrichtung desselben Trägers gewesen. In keiner der beiden Kitas sei es in der Zeit ihrer Beschäftigung zu besonderen Vorkommnissen oder Beschwerden gekommen.

In diesem Zeitraum – nämlich von 2014 bis 2018 – absolvierte Sandra M. ihre schulische Ausbildung zur Erzieherin am Berufskolleg in Kempen. Das hatte der Kreis Viersen als Träger der Berufsschule schon vor einigen Wochen bestätigt. Nach der offenbar gescheiterten praktischen Ausbildung in Straelen erhielt die Frau dann eine Stelle im Anerkennungsjahr in einer Einrichtung der Stadt Krefeld. Dort war sie von Mitte 2017 bis Mitte 2018 tätig. Nach Angaben der Polizei bescheinigte die Krefelder Kita der Frau, nicht für den Beruf geeignet zu sein. Dennoch wurde sie ob ihrer theorhetischen Leistungen zur Prüfung zugelassen und letztlich zur staatlich anerkannten Erzieherin.

In Kempen blieb die Frau ein Jahr, in St. Tönis sechs Wochen

Mit dieser Anerkennung bewarb sich die Frau aus Geldern dann bei der Stadt Kempen, wo sie schließlich von Mitte 2018 bis Mitte 2019 in der Kita „Mullewapp“ mit einem Zeitvertrag gearbeitet hat. Der Vertrag wurde seitens der Stadt nicht verlängert, weil man mit den Arbeitsleistungen nicht zufrieden war. Von Kempen aus wechselte sie in die St. Töniser „Biberburg“, wo sie aber im Herbst 2019 die sechswöchige Probezeit nicht überstand. Im Nachgang folgte eine weitere Anstellung bei der Stadt Viersen. In dem Kindergarten, in dem das dreijährige Mädchen zu Tode gekommen ist.

Die 25-jährige Erzieherin soll die dreijährige Greta heimtückisch ermordet haben. Ermittler gehen davon aus, dass sie versuchte, das schlafende Kind zu ersticken. Das Mädchen war am 21. April von einem Notarzt wegen Atemstillstands aus dem Kindergarten in Viersen ins Krankenhaus gebracht worden. Am 4. Mai starb das Kind dort. Rechtsmediziner fanden Spuren, die auf Gewalteinwirkung hindeuteten. Auch in weiteren drei Kitas in Kempen, Krefeld und St. Tönis, in denen die Tatverdächtige zuvor gearbeitet hatte, hatte es Notfälle und Notarzteinsätze gegeben. So musste ein zweijähriger Junge aus Kempen viermal in der Viersener Kinderklinik behandelt werden. Ein Mädchen aus St. Tönis wurde ebenfalls verletzt. Hier sehen die Ermittler den Tatbestand des „Missbrauchs von Schutzbefohlenen“ als erwiesen an. In Kempen und Krefeld dauern die Ermittlungen noch an.

Stadt Kempen berichtet
von Gespräch mit Eltern

Im Zusammenhang mit dem Fall herscht in der Kempener Kita „Mullewapp“ große Unruhe. Weil Eltern sich beklagt hatten, dass die Stadt Kempen sie nicht ausreichend informiere und berate, gab es am Mittwoch einen Gesprächstermin zwischen Elternvertretern und der Verwaltung. Für die Stadt nahmen Dezernent Bennet Gielen, Jugendamtsleiterin Andrea Terschüren und der stellvertretende Amtsleiter Andreas Walter teil.

„Es wurde über die Vorfälle im Zusammenhang mit der unter Mordverdacht stehenden Erzieherin gesprochen“, teilte die Stadt am Donnerstag auf Anfrage der WZ mit. „Hierbei wurden nochmals die Inhalte aus der Stellungnahme vom Bürgermeister Volker Rübo erläutert. Zahlreiche Informationen wurden ausgetauscht, vieles war bereits bekannt.“

Vereinbart worden sei, „dass der Informationsfluss gegenüber den Eltern im Zusammenhang mit den Vorfällen verbessert wird und sich betroffene Eltern jederzeit an das Jugendamt wenden können“. So finden in den kommenden Tagen Gespräche mit den Eltern statt, von denen die Kinder durch die unter Mordverdacht stehende Erzieherin betreut wurden, heißt es in der Pressemitteilung. Im Gespräch mit dem Elterbeirat sei deutlich geworden, dass die Elternschaft der Einrichtung weiterhin das Vertrauen ausspricht.

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