Ringen Aline Rotter-Focken will eine WM-Medaille

Die Krefelder Ringerin fliegt am Samstag nach Kasachstan. Bei der Weltmeisterschaft geht es auch um den Olympia-Traum.

 Aline Rotter-Focken peilt bei der Weltmeisterschaft wieder Medaillen an.

Aline Rotter-Focken peilt bei der Weltmeisterschaft wieder Medaillen an.

Foto: Kadir Caliskan

Eine Mischung aus Nervosität und Vorfreude. So fasst die Ringerin Aline Rotter-Focken ihre Gefühlslage vor der Weltmeisterschaft zusammen, die am Wochenende in der kasachischen Hauptstadt Nur-Sultan beginnt. Es ist ja nicht so, dass die 28-jährige Krefelderin, die mit ihrem Mann im Schwarzwald lebt, über wenig Wettkampferfahrung verfügen würde. Wohl aber bewegen die Hülserin zwei Dinge: Zum einen will sich Rotter-Focken frühzeitig für die Olympischen Spiele 2020 qualifizieren. Zum anderen werden diese Welttitelkämpfe wohl die letzte WM der Weltmeisterin von 2014 sein. So der Plan.

Die Frau, die in der Gewichtsklasse bis 76 Kilogramm antritt, will sich nach den Sommerspielen in Tokio im kommenden Sommer mehr ins Privatleben zurückziehen. Dass es nun ihre letzte WM werden wird, hatte sie selbst gar nicht so sehr vor Augen während der Vorbereitung: „Als ich darauf angesprochen wurde, sagte ich: ‚Krass.’ Das war mir gar nicht so bewusst.“ Nun meint sie: „Ich will es jetzt genießen. Ich bin fit und bereit.“ Am Mittwoch, 18. September, steht für sie die Vorrunde an, am Tag darauf wäre die Endrunde.

Fünf Jahre ist es jetzt her, dass die Krefelderin den bisherigen Höhepunkt ihrer Karriere erlebte. Die Goldmedaille von der WM in Taschkent glänzt noch immer. 2015 ließ sie in Las Vegas mit Bronze weiteres Edelmetall folgen. 2017 in Paris reichte es sogar für Platz zwei. Das alles jedoch noch in der Klasse bis 69 Kilogramm. Im vergangenen Jahr rang sich Rotter-Focken in die olympische Gewichtsklasse bis 76 Kilogramm hoch. In dieser Saison verbuchte sie bereits vier dritte Plätze bei Ranglistenturnieren. Sie ging dorthin, um die Besten zu treffen. Sie wollte Punkte sammeln für die Setzliste.

Nun ist sie als Nummer drei gelistet. Das heißt: Frühestens im Halbfinale kann sie einer Hochkaräterin wie der Weltmeisterin Adeline Gray (USA) auf der Matte begegnen. Dann hätte sie aber schon ein Ticket für Olympia sicher. Dazu reicht ein Platz unter den ersten fünf. „Die Olympia-Qualifikation ist das oberste Ziel“, sagt Rotter-Focken, aber: „Natürlich schielt man auf eine Medaille.“ Die Vorbereitung sei gut verlaufen. Zuletzt auch mit einem Lehrgang in Hennef, mit ausländischen Trainingspartnerinnen holte sie sich den letzten Feinschliff im gewohnten Umfeld. In Nur-Sultan rechnet mit einer vollen Halle und bis zu 12000 Zuschauern. Kasachstan ist eine Ringer-Hochburg.

Würde die Zugangsberechtigung für Tokio 2020 geschafft, hätte die Hülserin ein gutes Jahr, um sich auf die Wettkämpfe vorzubereiten und müsste nicht noch die Qualifikationen im März und April durchlaufen. „Ich weiß, dass ich jede Gegnerin besiegen kann“, sagt sie. Nur zwei Rivalinnen machten ihr in diesem Jahr einen Strich durch die Rechnung, standen ihr im Weg, wenn es um die Finals ging: die Türkin Yasemir Adar und die Kanadierin Erica Wiebe. „Ich bin mental sehr gut drauf. Ich habe extra mit einem Mentaltrainer gearbeitet“, sagt Rotter-Focken. Zum Kreis der Medaillenanwärter zählt sie acht bis zehn Ringerinnen. In Rio 2016 dachte sie, sei auf ihrem Höhepunkt. „Ich habe danach aber noch einmal einen draufgesetzt.“ Am Samstag geht es los. Dann hebt der Flieger ab Richtung Kasachstan. Die ganze Familie sitzt dann mit an Bord.

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