Feuilletönchen – Die Kulturkolumne Open-Source-Festival ist für Düsseldorf unverzichtbar

Düsseldorf · Nach dem Aus des Musik-Festivals stellt sich wieder einmal die Frage, was Kultur einer Stadt wert sein muss.

 Miguel Passarge

Miguel Passarge

Foto: Judith Michaelis

Das Open Source Festival wird in knapp zwei Wochen zum letzten Mal stattfinden. Die Nachricht ist schon ein paar Tage alt, aber der Schock sitzt immer noch tief. Das Open Source ist für das Düsseldorfer Kulturleben systemrelevant, sein Wegbrechen hinterlässt eine Lücke, die kaum zu schließen ist. Viele Jahre hat es gebraucht, das Festival aufzubauen und dahin zu bringen, dass es im Jahr 2015 erstmals ein „Ausverkauft“-Schild an seinen Eingang hängen konnte. Angefangen hat alles im Strandback Lörick im Jahr 2006. Damals gab sich Open Source den Untertitel „Festival für Elektronische Musik“, man wollte die reiche Tradition von Düsseldorf im Bezug auf elektronische Klangerzeugung in ein neues Jahrtausend führen. Nach drei Ausgaben in Lörick war Schluss, das Gelände dort zu klein. Man ging auf die mondäne Galopprennbahn in Grafenberg, und irgendwie passt das Festival dort sehr gut hin. Denn es wollte nie das mehrtägige Camping-Festival sein, bei dem alkoholisierte Horden über das Gelände ziehen.

Am neuen Ort öffnete sich das Open Source neuen Musikrichtungen, vor allem die diversen Spielarten des Indie-Rock bekamen einen größeren Stellenwert im Programm zugesprochen. Wichtig war dem Open Source Festival in den letzten Jahren nicht nur die Musik, auf den Open Squares etwa können Kreativschaffende ihre Projekte und Ideen vorstellen. Im letzten Jahr kam ein Kongress hinzu, auf dem neue Denkrichtungen und utopische Ansätze für Kunst und gesellschaftliches Leben diskutiert werden.

Und nun soll in unserer reichen Stadt das Geld zu knapp werden für das Festival? Der städtische Zuschuss wurde dieses Jahr gekürzt, Sponsoren engagieren sich nicht wie zuvor. Wieder einmal stellt sich die Frage, was Kultur einer Stadt wert sein muss. Anfang dieses Jahres wurde im Kulturausschuss die Recherche  zur Musikfestivalförderung durch Prof. Fernand Hörner und Alexander Flohé von der Hochschule Düsseldorf vorgestellt. Die beiden Wissenschaftler fanden heraus, dass andere Städte in Deutschland ihren Musikfestivals eine sichere mehrjährige Förderung garantieren. Dies würde unserer Stadt sicherlich ebenfalls gut zu Gesicht stehen.

Im Abschiedsstatement des Festivals heißt es: „Jedem Ende wohnt ein Anfang inne…“. In welcher Form die Organisatoren des Festivals weitermachen wollen, ist im Moment völlig offen. Insofern bleibt an dieser Stelle nur der nostalgische Rückblick. Mein Lieblingsmoment aus den Open Source-Jahren: Die feuerrote Sonne geht über der Bühne unter, auf der Zach Condon von der amerikanischen Band Beirut steht und seine melancholischen Balladen singt. Eigentlich gehört das Open Source Festival mittlerweile zu Düsseldorf wie der Schlossturm oder die Rheinterrassen. Seltsam, wenn es jetzt nicht mehr sein soll.


Miguel Passarge ist der musikalische Leiter im Zakk.

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