Kulturhäuser Das NRW-Forum wächst mit dem Kunstpalast zusammen

Düsseldorf · Gestern beschlossen die Gremien beider Kulturinstitute die Fusion. Das NRW-Forum wird Dependance.

 Das Populäre wird ausdrücklich als Schwerpunkt des NRW-Forums betrachtet. Szenen unter freiem Himmel sind also durchaus möglich.

Das Populäre wird ausdrücklich als Schwerpunkt des NRW-Forums betrachtet. Szenen unter freiem Himmel sind also durchaus möglich.

Foto: Foto Schiko

Gestern trafen sich der Aufsichtsrat des NRW-Forums und das Kuratorium des Kunstpalastes. In dieser Sondersitzung wurden die Weichen für eine Fusion von NRW-Forum und Kunstpalast unter dem Dach des Kunstpalastes gestellt und beschlossen. Geleitet wurde die Sitzung von Oberbürgermeister Thomas Geisel, der in beiden Gremien an der Spitze steht.

Was bedeutet dieser Zusammenschluss für die beiden Häuser und für ihre jeweiligen Besucher?

Vorgeschichte: Wie Alain Bieber die Brocken hinschmeißen wolte

Alain Bieber wurde in der Vergangenheit hart angegriffen. Der Vorwurf gegen ihn galt der oft unprofessionellen Präsentation der Ausstellungen und der eher lockeren Hinführung des Publikums auf bestimmte Themen. Er müsse das Niveau der Ausstellungen trotz guter Ideen verbessern, hieß es. Bieber war über diese Kritik derart enttäuscht, dass er bereit war, die Brocken hinzuschmeißen. Das war jedoch nicht im Sinn des Oberbürgermeisters Thomas Geisel, der ihn berufen hatte und unbedingt halten wollte. Auch die Mehrheit im Aufsichtsrat, im Kulturausschuss und im Fotobeirat plädierte für seinen Verbleib. Der Vorschlag, sich freiwillig und eigenständig unter das Dach des Kunstpalastes zu begeben, kam von Alain Bieber selbst.

Die neue Situation am Ehrenhof nach dem Zusammenschluss

Kulturdezernent Hans-Georg Lohe betont: „Wir sehen jetzt den Ehrenhof als Gesamtkomplex, als ein ganzheitliches, städtisches Kulturzentrum für bildende Kunst. Das NRW-Forum wird Dependance des Kunstpalastes. Das ist sinnvoll, denn es ist ein Haus ohne Sammlung. Wir begreifen den Ehrenhof als eine Einheit mit zwei Marken. Das schärft das Profil.“

Die neue Rolle von Alain Bieber im Komplex am Ehrenhof

Nach Auskunft des Geschäftsführers Harry Schmitz hatte Alain Bieber einen Job, bei dem er „150 Prozent Leistung“ erbrachte. Das heißt, er war in vielen Dingen völlig überfordert, denn das Team im NRW-Forum ist viel zu klein, um große Sprünge zu machen. Bieber bleibt in der neuen Konstellation Leiter des NRW-Forums. Aber er ist nur noch ein Abteilungsleiter unter den vielen Abteilungsleitern im Kunstpalast. Nach Auskunft von Lohe trifft die letzte Entscheidung der Kunstpalast-Chef Felix Krämer.

Programm im NRW-Forum wird spielerisch, populär und digital

Die drei Leitbilder des NRW-Forums waren bislang das Digitale, die Fotografie und Pop. Schwerpunkte sollen das Digitale, die Künstliche Intelligenz, die 3D-Installation und diverse digitale Varianten sein. Dazu gehört auch die Interaktion mit dem jüngeren Publikum. Es wird jedoch Überschneidungen mit dem Kunstpalast geben. Museumschef Felix Krämer nennt daher das NRW-Forum die „spielerische, wilde, kleine Schwester“. Eine Mode-Ausstellung zu Pierre Cardin sei nach wie vor eine Aufgabe des Kunstpalastes, aber eine junge, experimentierfreudige Designerin aus Barcelona könne möglicherweise besser im NRW-Forum aufgehoben sein. Deshalb sei eine Absprache dringend erforderlich.

Der Gewinn für das Publikum sind professionelle Ausstellungen

Es wird keine Einsparungen geben, aber Synergieeffekte. Der Kunstpalast stellt seine eigenen professionellen Mitarbeiter dem NRW-Forum bei Bedarf zur Verfügung. Dabei geht es nicht nur um Vertretungen bei Urlaub oder Krankheit, sondern es sollen einige Funktionen ganz in den Kunstpalast integriert werden. Dadurch bekommt Bieber den Rücken frei, um sich auf seine künstlerischen Konzepte zu konzentrieren. Die Besucher erhalten gut vorbereitete Ausstellungen, aber  keine Überschneidungen mehr bei den Vernissagen.

Bieber hatte bei seinem Einstand mit der „Selfie-Ausstellung“ bewiesen, dass er bei einer guten Vorbereitung, die er damals hatte, auch herausragende Leistungen erbringt. Nun kann er also loslegen und beweisen, wo seine eigentlichen Stärken liegen.

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