Öffentlicher Nahverkehr WSW tüfteln noch am Konzept für den Schwebebahn-Ersatzverkehr

Wuppertal · Weil den Stadtwerken die einsatzfähigen Bahnen ausgehen, soll an Werktagen der Schwebebahn-Ersatzverkehr zum Einsatz kommen. In der Coronakrise wiegen die kommenden Ausfälle der Schwebebahn doppelt schwer.

 Foto: Jonas Güttler/dpa

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Welchen Wert die Schwebebahn für die Wuppertaler hat, wird nach den Sommerferien noch deutlicher zu spüren sein. Weil den Stadtwerken die einsatzfähigen Bahnen wegen technischer Probleme mit den Rädern ausgehen, soll an Werktagen der Schwebebahn-Ersatzverkehr zum Einsatz kommen. Letzter Ferientag ist der 11. August, doch auf einen genauen Termin für die Umstellung des Betriebs auf Ersatzbusse haben sich die Stadtwerke noch nicht festgelegt.

Als eine der blauen Bahnen im November 2018 eine Stromschiene kurz vor der Einfahrt in die Station Stadion/Zoo vom Gerüst riss, folgte die bisher längste Betriebspause in der Geschichte der Schwebebahn. Eine komplette Stilllegung bleibt den Fahrgästen zwar in diesem Fall erspart, aber die Reduzierung des Fahrbetriebs auf die Wochenenden wird als ähnlich schmerzhaft empfunden. Für die meisten der täglich 82 000 Nutzer ist die Schwebebahn keine touristische Attraktion, sondern das wichtigste Verkehrsmittel.

„Von den 27 Bussen, die zum Einsatz kommen, haben wir sieben im Bestand. 20 Busse werden von benachbarten Verkehrsunternehmen hinzugekauft. Wir arbeiten noch an dem Konzept. Einzelheiten zum Schwebebahn-Ersatzverkehr werden die WSW zum Ende des Monats bekanntgegeben“, sagt Stadtwerkesprecher Holger Stephan.

Die Organisation des Ersatzverkehrs ist für die Stadtwerke diesmal ungleich schwerer zu organisieren als nach dem Unfall im November 2018. Damals standen MAN-Busse, die bereits ausgemustert waren, einsatzbereit auf den Betriebshöfen. Ihr Verkauf wurde kurzfristig storniert und erst abgewickelt, als die Schwebebahn ab August 2019 wieder ihre Runden drehte. Dem Vernehmen nach sind sie jetzt in Osteuropa unterwegs. Schadstoffwerte haben jenseits der Grenze oft keine Bedeutung mehr. Diesmal müssen die Ersatzbusse höheren Anforderungen genügen: „Busse, die die Euronorm 5 erfüllen, sind in ausreichender Zahl auf dem Markt“, hatte Ulrich Jaeger, Geschäftsführer der WSW mobil GmbH, in einer Pressekonferenz erklärt.

Ein Bus im Berufsverkehr ist keine Alternative zur Schwebebahn

Begeisterung wird der Umstieg auf die Ersatzbusse bei den wenigsten Fahrgästen auslösen. In Zeiten der Coronakrise ist Vorsicht vor zu großer körperlicher Nähe geboten. Ein vollbesetzter Bus, der bei Wind und Wetter im Berufsverkehr durch den Stau auf der Talsohle zockelt, ist keine attraktive Alternative zur kreuzungsfreien Schwebebahn. Ob der Ersatzverkehr reibungslos funktioniert, hängt von vielen Faktoren ab.

„Zusätzliche Ersatzbusse einzusetzen, ist keine Lösung, da sich im Ablauf die Abstände zwischen den Stationen verkürzen und am Ende doch wieder alle in den ersten Bus einsteigen würden, während der folgende Bus dann fast leer fährt“, erklärt Stadtwerkesprecher Holger Stephan die Taktung der Busse.

Unterstützung bei der Regelung des Busverkehrs in schwebebahnlosen Zeiten erhoffen sich die WSW von der Abteilung Straßenverkehrstechnik der Stadt Wuppertal. Dass die B 7 im Alltagsverkehr bis auf kürzere Stopps praktisch staufrei ist, ist das Ergebnis einer intelligenten Steuerung der Wuppertaler Ampelanlagen. „In einem begrenzten Rahmen können wir die Ersatz-Busse für die Schwebebahn unterstützen, indem wir den Gesamtverkehr auf der B 7 durch die Ampelsteuerung beschleunigen. Da fließen die Busse mit, auch wenn das An- und Abfahren an den Haltestellen nicht zu vermeiden ist“, sagt Rolf-Peter Kalmbach, Abteilungsleiter Straßenverkehrstechnik.

Die Stadt hat großes Interesse, dass der Ausfall der Schwebebahn reibungslos überbrückt wird. Euro-5-Busse, die zum Einsatz kommen, werden eine höhere Belastung der Luft mit dem Dieselabgasgift NO2 verursachen. Noch stärker würde die Luftverschmutzung ausfallen, sollten die ÖPNV-Kunden, aus Frust, weil der Ersatzverkehr nicht funktioniert, in noch stärkerem Maße auf das Auto umsteigen. Die aktuell steigende Zahl neuzugelassener Gebrauchtwagen in Wuppertal zeigt, wie sich die Coronakrise als Bremsklotz auf die Verkehrswende auswirken könnte.

Wird es Wuppertal schaffen, die Grenzwerte einzuhalten, die von der Stadt in einem Kompromiss mit der Deutschen Umwelthilfe bezüglich der NO2-Belastung ausgehandelt wurden? „Das wird eine sportliche Aufgabe“, sagt Rolf-Peter Kalmbach. Der Busverkehr sei aber nur Teil des Problems. „Die Hauptursache der Luftbelastung macht der Individualverkehr aus. Tempo 40 an Steigungsstrecken zeigt nach ersten Messungen positive Wirkung“, so Kalmbach.

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