Umfrage Wachstum wird weiter gedämpft

Köln · Die steigenden Energie- und Rohstoffpreise und die Unsicherheit der weltpolitischen Lage machen den Unternehmen in der Region Sorgen und dämpfen weiter das Wachstum. Dies zeigt die Frühjahrsumfrage zur Konjunktur der IHK Köln, die vom 21. März bis 22. April durchgeführt wurde und somit in die Anfangszeit des Ukraine-Kriegs fiel.

 Die Fahrzeugindustrie beurteilt ihre Situation derzeit als ungünstig.

Die Fahrzeugindustrie beurteilt ihre Situation derzeit als ungünstig.

Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Jan Woitas

Gegenüber der Vorumfrage ist der Konjunkturklimaindex für den gesamten IHK-Bezirk dabei von 112,7 auf 97,7 Punkte gefallen. „Der Einbruch ist angesichts der vielen Schwierigkeiten für Betriebe nicht erstaunlich. Der Krieg inmitten von Europa hat nicht nur zu einem drastischen Anstieg von Energie- und Rohstoffpreisen geführt, sondern auch zu einer massiven Verunsicherung von Wirtschaft und Gesellschaft“, sagt Eva Babatz, Leiterin der Geschäftsstelle Leverkusen/Rhein-Berg der IHK Köln. „Besonders die Industrie leidet unter den hohen Preisen für Energie und Rohstoffe sowie den anhaltenden Problemen mit Lieferketten. Allerdings kann sich die schlechte Stimmung bei einer Beruhigung der weltpolitischen Lage auch schnell wieder ändern, denn die Beurteilung der augenblicklichen Lage ist bei den Unternehmen noch überwiegend gut oder befriedigend.“

Große Unterschiede in
den einzelnen Branchen

Im Vergleich zur Umfrage zum Jahresbeginn beurteilen die Betriebe ihre Geschäftslage weniger positiv. Der Lageindikator sinkt von 24 auf 14 Punkte. Jedes dritte Unternehmen meldet nach wie vor gute Geschäfte, jedes fünfte klagt über eine schlechte Geschäftslage. Der überwiegende Teil (47 Prozent) gibt an, dass die Lage befriedigend sei. In den einzelnen Branchen gibt es dabei erhebliche Unterschiede: Verbrauchernahe Dienstleistungen, Gesundheitswirtschaft und Industriezweige wie der Fahrzeugbau beurteilen ihre Situation als ungünstig, bei den Hotels und Gaststätten hat sich die Lage deutlich verbessert.

Die Aussichten auf die kommenden zwölf Monate sehen die Unternehmen im IHK-Bezirk unter dem Eindruck des Ukraine-Kriegs skeptisch. 34 Prozent befürchten eine Verschlechterung der Lage, 17 Prozent hofft auf eine Verbesserung. Besonders pessimistisch ist die Industrie: 45 Prozent befürchten eine ungünstige Entwicklung, im Fahrzeugbau gehen sogar 91 Prozent von einer schlechteren Lage aus.

Nur geringfügig verschlechtert hat sich die Investitionsbereitschaft der Unternehmen. Jeder dritte Betrieb plant weiterhin höhere Investitionen, nur jedes vierte Unternehmen möchte die Investitionsausgaben reduzieren. Neben Ersatzbedarf sind vor allem Umweltschutz und Rationalisierung Motive für Investitionen.

Für 81 Prozent der Unternehmen sind die weiter gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise das Hauptrisiko ihres Geschäftsbetriebs. Dabei sind nicht nur die Einkaufspreise von Energie gestiegen, auch für bezogene Waren müssen 74 Prozent der Unternehmen mehr Geld ausgeben. Noch mehr als die Hälfte (57 Prozent) sieht den Fachkräftemangel als Hemmnis des Geschäftserfolgs. Rund ein Drittel der Betriebe geben die höheren Preise bereits an ihre Kunden weiter, ein weiteres Drittel plant diesen Schritt zumindest. Steigende Arbeitskosten üben zusätzlichen Druck auf 63 Prozent der Unternehmen aus.

Gegenüber dem Jahresanfang ist der Exportindikator um 29 Punkte bei den Industrieunternehmen gesunken. Rund zwei Drittel der Betriebe (63 Prozent) rechnen damit, dass diese Situation weiter so bleibt, fünf Prozent erwarten einen Anstieg der Exporte. Diese Erwartungen sind jedoch im Zusammenhang mit den großen Unsicherheiten der gegenwärtigen Lage zu sehen. Die aktuellen Exportergebnisse deuten nicht auf einen derartigen Einbruch hin.

Trotz der gedämpften Erwartungen hat sich die Einstellungsbereitschaft der befragten Unternehmen kaum verringert. Jedoch ist vor allem in der Industrie mit einem Stellenabbau zu rechnen, das Hotel- und Gaststättengewerbe sowie die unternehmensbezogenen Dienstleister planen mit mehr Beschäftigten.

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