Velbert Neue Ideen für den Löscheinsatz

Velbert. · Im Brandschutzbedarfsplan wird eine Dependance der hauptamtlichen Wache in Velbert-Mitte vorgeschlagen.

 Der neue Brandschutzbedarfsplan spricht auch die Löschwasserversorgung an durch die Landwirtschaft an. 

Der neue Brandschutzbedarfsplan spricht auch die Löschwasserversorgung an durch die Landwirtschaft an. 

Foto: Ulrich bangert/Ulrich Bangert

Eine Dependance der Hauptfeuer- und Rettungswache im Bereich der Velberter Innenstadt könnte die Erreichung der Schutzziele für die besonders gefährdeten Bereiche deutlich verbessern. Das ist die Kernaussage des Brandschutzbedarfsplans, der in der ersten Sitzung des Ausschusses  für Feuerwehrangelegenheiten und kommunale Ordnung vorgestellt wurde. Julia Gaarz von der Kommunalagentur NRW hatte sich Gebäude, Fahrzeuge und Technik angeschaut und eine Gefährdungsanalyse durch Bebauung sowie Sonderobjekte aufgestellt. „Begonnen habe ich im Dezember 2019, der Plan hat inzwischen die voll umfängliche Zustimmung von den Aufsichtsbehörden erhalten“, so die Projektmitarbeiterin.

Das Schutzziel 1, nachdem innerhalb von acht Minuten zehn Einsatzkräfte vor Ort sind, wurde in Velbert in den Jahren 2017 bis 2019 nur in 27 bis 37 Prozent aller Fälle erreicht. „Eine zwei Minuten längere Fahrzeit ist realistisch. Da haben die Aufsichtsbehörden zugestimmt, dann wird das Ziel zu 80 Prozent erreicht“, so die Referentin, die auf die anspruchsvolle Topografie von Velbert hinweist und feststellt, dass tagsüber „manpower“ fehlt. Um die Schutzziele zu gewährleisten, sei sicherzustellen, dass das Hauptamt immer mit zehn Funktionen besetzt ist.

Die Analystin empfiehlt, für eine Dependance einen Standort zu wählen, wo die meisten Gefährdungspotentiale vorhanden sind. „Das wäre nahe der Velberter Innenstadt und nah an der Autobahn. Wir haben mal einen fiktiven Standort im Bereich Bahnhofstraße/Röttgenstraße angenommen. Damit würde die Hälfte des Stadtgebietes erreicht, man wäre näher an Neviges und Langenberg. Sie werden aber nie einen Standort finden, der alles abdeckt, dafür ist Velbert zu groß und topografisch schwierig.“

Beigeordneter Gerno Böll hält das für zielführend: „Damit können wir das Schutzziel erreichen. Wichtig ist, das Ehrenamt zu stärken. Wenn wir die Kopernikusstraße freiräumen, könnte das interessanter werden.“ Derzeit beschäftigt Velbert 79 hauptamtliche Feuerwehrleute. Böll glaubt, dass Velbert eine attraktive Feuerwehr für berufliche Kräfte ist: „Mit dem letzten Stellenplan 2020 sind wir einen Schritt  vorangekommen. Wir haben zwar Personal verloren, aber gutes auch gewinnen können.“

Der vorbeugenden Brandschutz soll mehr Gewicht erhalten, ebenso die Brandschutzerziehung, beginnend in der Kindertagesstätte und später in den dritten Schuljahren, hinzu kommt  eine verstärkte Brandschutzaufklärung der Bevölkerung. Die Freiwilligen sind von großer Bedeutung, besonders in Langenberg und Neviges, wo neue Mitglieder über Tage der offenen Tür geworben werden oder Kameraden auch schon mal vor einem Supermarkt stehen. „Die Nachwuchsarbeit ist sehr, sehr gut: Die Jugendfeuerwehr hat über Velbert hinaus einen guten Ruf“, lobte die Referentin das Engagement der 18 Ehrenamtlichen, die sich um 65 Jugendliche kümmern, sieben weitere Betreuer um die 28 Knirpse der Kinderfeuerwehr.

Die alarmierten Freiwilligen
haben zu lange Laufwege

Die im Juli 2001 eingeweihte  Feuer- und Rettungswache in Mitte hat einen guten baulichen Zustand, jedoch aufgrund des Stellenzuwachses sind die Kapazitätsgrenzen teilweise überschritten, so bei den Sozial- und Büroräumen, jenen für die Ehrenamtlichen sowie bei der Halle für Rettungswagen. Dem Feuerwehrgerätehaus in Neviges wird ein „gut“ bescheinigt.  Allerdings hat die Referentin zu lange Laufwege für die alarmierten Freiwilligen ausgemacht: „Die parken hinten auf dem Hof und müssen gefühlt 30 Treppen zur Umkleide hoch laufen, um dann in die Löschfahrzeuge zu steigen. Hier ist zu prüfen, ob sich für die Erstausrückenden andere Parkplätze finden lassen.“ Kein Urteil gab zu dem Gerätehaus in Tönisheide: „Das habe ich nur im Rohbau gesehen.“

„Der Standort ist wichtig, von dort aus kann vieles erreicht werden“, ergänzte Gerno Böll. Tönisheide verfügt über 32, Neviges über 62 aktive  Feuerwehrleute, die mit  76 beziehungsweise 80 Prozent einen hohen Anteil als Atemschutzgeräteträger stellen. „Planerisch ist eine Tagesverfügbarkeit gegeben, die Realität sieht meistens anders aus.“ Bei der Ausstattung schlägt die Agentur vor, einen Löschwasserbedarfsplan zu erstellen, der unter anderem einen Transport von Wasser durch landwirtschaftliche Behälterfahrzeuge vorsieht.

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