Musik Klangreise durch unbekannte Welten

Krefeld · Nils Kercher stellte in der Friedenskirche sein neues Album vor.

 Kira Kaipainen (l.) und Nils Kercher entführten die Besucher in unbekannte akustische und visuelle Welten.

Kira Kaipainen (l.) und Nils Kercher entführten die Besucher in unbekannte akustische und visuelle Welten.

Foto: Mark Mocnik

Auf eine musikalische Reise von Europa bis nach Westafrika nahm Nils Kercher die Besucher seines Konzertes im Kulturpunkt der Friedenskirche mit. Anlass war die Veröffentlichung seines dritten Studioalbums „Can you smell the rain“, das seit dem 13. März auf dem Markt ist.

Die begonnene Album-Release-Tour im Frühjahr musste jedoch nach drei Konzerten unterbrochen werden. Umso mehr erfreute es den Musiker an diesem Abend, sieben Monate später, seine Tour in kleinem Rahmen und mit reduzierter Besetzung fortsetzen zu können. Gemeinsam mit seiner Bandkollegin und Lebenspartnerin Kira Kaipainen präsentierte er Lieder vom neuen Album, ebenso wie Stücke von vorherigen Alben.

Das Besondere an Kärchers Musik ist der musikalische Einfluss Westafrikas. Lange hat er dort nach dem Abitur gelebt und das Musizieren auf einheimischen Instrumenten gelernt, woraus sich ein individueller Stil entwickelt hat. Auf der Bühne ist dieser Einfluss zu hören und zu sehen. Mehr als 15 Instrumente bilden die Kulisse für den Abend, in der die beiden die Zuschauer in unbekannte akustische und visuelle Welten entführen.

Wie ein warmer Sonnenaufgang in Guinea fühlt sich sodann auch das erste Lied an, das mit leisen afrikanischen Tönen und zarten Klängen auf Bolon-Bass und Kora-Harfe beginnt. Beide Musiker sind augenblicklich vertieft in ihren Gesang und fühlen die Musik, die mitunter meditative Züge hat. Ihre Stimmen bilden eine angenehme Harmonie und Kerchers leise Töne wechseln in kraftvolle Tonlagen und Kopfstimme. Die Instrumente erzeugen ausgefallene, ungewohnte Klänge. Und auch ihre Bestandteile sind nicht alltäglich. Ein halber ausgehöhlter Kalabasse-Kürbis überzogen mit Kuhhaut bildet bei beiden das Herzstück und dient als Klangkörper. Die Kora-Harfe hat zudem einen Hals aus massivem Holz mit einer Metall-Mechanik und 21 zweireihig angeordneten Saiten. Der Bolon-Bass hingegen hat einen bogenförmigen Hals, an dem drei Saiten gespannt sind.

„Der Titelsong unseres neuen Albums soll euch dazu einladen, euer Leben zu leben und nicht nur zu überleben“, so Nils Kercher und stimmt den Song „Can you feel the rain“ an, für den er zur Gitarre greift und seine Partnerin ihn auf der Takamba, einer Art Trommel, die lebendige schnalzende Töne erzeugt, begleitet. Für das Album hat er die klassische Gitarre für sich wieder entdeckt. Und so sind die Songs durchaus gitarrenlastig, nicht aber ohne die hörbare Co-Existenz Kerchers stilprägender afrikanischer Instrumente.

Mit jedem ihrer Lieder möchten Kercher und Kaipainen, die gemeinsam texten und komponieren, auf etwas aufmerksam machen. Sei es auf die Missstände in Westafrika, wo das Erbe der Kolonialzeit noch nicht überwunden ist, auf fehlende Menschlichkeit oder die scheinbar verloren gegangene Leichtigkeit des Seins. „Manchmal hat man das Gefühl, man verliert seine Federn und man kann nicht mehr durchs Leben gleiten, aber meistens findet man doch noch Wege zu fliegen, auch wenn es nicht mehr möglich zu sein scheint“, so die Aussage des Sängers über den Song „Feathers“. Aber nicht Traurigkeit prägt die insgesamt zehn Stücke auf der CD, sondern Zuversicht und Hoffnung.

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