Interview „In Köln gab es die erste Lederhose“

Köln · Gerade haben Deep Purple mit „Whoosh!“ das Nachfolgealbum zum weltweiten Chartserfolg „inFinite“ an den Start gebracht. Und auch das aktuelle Werk hat die Nummer eins der deutschen Albumcharts erreicht.

 Roger Glover (l.) und Ian Paice 2017 bei einem Köln-Besuch vor dem Hauptportal des Doms.

Roger Glover (l.) und Ian Paice 2017 bei einem Köln-Besuch vor dem Hauptportal des Doms.

Foto: Eppinger

Im kommenden Jahr wollen die Musiker mit den neuen Songs auf Tour gehen. Vorab hat Bassist Roger Glover im Interview berichtet wie das Album entstanden ist, wie Musiker in Corona-Zeiten leben und welche besondere Beziehung er zu Köln hat.

Wie geht es Ihnen als Musiker in Zeiten der Corona-Krise?

Roger Glover: Eigentlich wie den meisten anderen Menschen. Corona ist ja eine weltweite Geschichte. Das macht keinen Spaß und stimmt einen auch traurig. Ich war noch nie so lange zu Hause bei der Familie. Es ist auch nicht schön, wenn man jetzt mit dem neuen Album an den Start geht. Wir haben alles fertig, aber jetzt geht nichts mehr. Auch die Tour zum neuen Album mussten wir auf das kommenden Jahr verschieben und hoffen, jetzt, dass alles klappt und wir wieder irgendwann zur Normalität zurückkehren können.

Gab es Probleme beim neuen Album wegen Corona?

Glover: Nein, wir hatten schon im Vorjahr alle Songs geschrieben und im Studio aufgenommen. Alles war komplett fertig. Jetzt hatte nur noch unsere Plattenfirma die restlichen Arbeiten bei der Veröffentlichung zu erledigen.

„Whoosh!“ ist das 21. Album und als Depp Purple stehen Sie seit mehr als 50 Jahren auf der Bühne. Was motiviert Sie immer wieder mit neuen Songs an den Start zu gehen?

Glover: Die Motivation ist eigentlich immer noch die gleiche wie in den 60ern. Wir haben eine tolle Band und wollen gemeinsam Musik machen. Der Erfolg ist da nicht das Entscheidende. Wir haben da immer unseren ganz eigenen Weg absolviert. Wenn ein neues Album ansteht, kommen wir zusammen und machen gemeinsam eine Schreibsession. Da entstehen dann die neuen Songs, mit denen wir anschließend ins Studio gehen. Das ist immer ein ziemlich schneller Prozess, bis ein Album fertig ist. Wichtig ist uns die Spontanität, das macht uns als Band aus.

Gibt es Veränderungen beim aktuellem im Vergleich zum Vorgängeralbum?

Glover: Es ist schwierig, unsere Alben miteinander zu vergleichen. Jedes ist eine Momentaufnahme, von dem was uns als Band gerade ausmacht.

Sie haben das neue Album mit Ihrem Produzenten Bob Ezrin in Nashville produziert. Wie lief die Arbeit dort ab?

Glover: Bob ist ein fleißiger Produzent und die Idee, nach Nashville zu gehen, kam von ihm. Wir hatten dort ein sehr großes Studio mit einem tollen Sound. Leider ist das Studio gerade verkauft worden. Eine echte Schande. Für mich war es das erste Mal in Nashville, eine tolle Musikstadt. Dort ist nicht nur Country das bestimmende Genre. Auch Jazz und Rock sind dort wichtig. Für mich war der Besuch eine tolle Erfahrung und Nashville kenne ich jetzt schon ziemlich gut.

Wie wichtig sind für Sie die deutschen Fans?

Glover: Unsere ersten Auftritte im Ausland hatten wir Anfang der 70er in Deutschland. Das ist für uns immer ein toller Ort mit vielen treuen Fans. Deutschland ist für Deep Purple der beste Markt der Welt. Jetzt hoffen wir, dass wir bei unserer Tour für das neue Album im kommenden Jahr nach Deutschland zurückkehren können.

Welche Beziehung haben Sie persönlich zu Köln?

Glover: Den ersten Urlaub meines Lebens im Ausland habe ich mit zwölf Jahren in Deutschland verbracht. Unser Au-pair-Mädchen kam aus Köln und so entstand die Idee in Köln Urlaub zu machen. Dort habe ich die ersten Lederhosen meines Lebens bekommen. Alle Kinder in Köln haben die getragen und ich wollte unbedingt auch so eine Hose haben. Erinnern kann ich mich noch an die vielen Treppen, auf denen es hoch zum Turm des Doms ging. In Erinnerung geblieben ist außerdem, die Tatsache, dass unser Besuch zeitlich noch nicht so lange vom Ende des Zweiten Weltkriegs entfernt war. Damals waren Engländer und Deutsche noch Feinde und jetzt eein paar Jahre später machen wir in diesem Land Urlaub. Der Krieg und seine Maschinerie ist etwas, das mich sehr nachdenklich und auch traurig macht.

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