Orgelsommer Sternstunde mit Organisten aus Hamburg

Krefeld · Christoph Schoener, frisch pensionierter Kirchenmusikdirektor an der St. Michaelis-Kirche, gastierte beim Orgelsommer.

 Heinz-Peter Kortmann (links) assistiert seinem ehemaligen Lehrer und frisch pensionierten Kirchenmusikdirektor der Hamburger Michaeliskirche, Christoph Schoener, an der Metzler-Orgel in St. Cyriakus.

Heinz-Peter Kortmann (links) assistiert seinem ehemaligen Lehrer und frisch pensionierten Kirchenmusikdirektor der Hamburger Michaeliskirche, Christoph Schoener, an der Metzler-Orgel in St. Cyriakus.

Foto: Jochmann, Dirk (dj)

Zum 4. Konzert des Orgelsommers konnte Organisator Heinz-Peter Kortmann in St. Cyriakus einen ganz besonderen Gast begrüßen. Bei Christoph Schoener hat Kortmann vor über zwanzig Jahren sein Konzertexamen gemacht. Schoener zählt zu den renommiertesten Kirchenmusikern seiner Generation und wirkte als Kirchenmusikdirektor über zwei Jahrzehnte an der berühmten St. Michaelis-Kirche in Hamburg.

Frisch pensioniert hat der Musiker jetzt den Weg an den Niederrhein gefunden und bescherte den Besuchern eine musikalische Sternstunde.

Trotz Klangfülle war Klarheit und Transparenz zu spüren

Die Kirche St. Cyriakus war am Sonntagabend unter Einhaltung der Abstandsregeln gut gefüllt. Auf dem Programm stand ein Orgelkonzert „Con variazioni“. Schoener hatte dazu anspruchsvolle Orgelliteratur im Gepäck. Mit der „Passacaglia con Thema Fugatum“ von Johann Sebastian Bach gelang ein wunderbarer Auftakt. In zunächst getragenem Dreiviertel-Takt entfaltet sich das Thema, dem zwanzig Variationen folgen.

Kraftvoll und doch subtil entfaltete der Organist die Steigerungen, die ihren Höhepunkt bei der 12. Variation finden. Nach einer etwas ruhigeren Phase kommt alles zu einem strahlenden Ende. Trotz dieser gewaltigen Klangfülle, die Schoener der Metzler-Orgel entlockte, war als Gegengewicht eine große Klarheit und Transparenz in seinem Spiel spürbar.

Davon war auch das zweite Stück, eine „Aria variata alla maniera italiana“, ebenfalls von Bach, gekennzeichnet. Dieses wahrscheinlich ursprünglich für Cembalo geschaffene Werk des noch jungen Komponisten ist ein temporeiches, virtuoses Stück aus Thema und zehn Variationen, das Schoener mit leichter Eleganz interpretierte. Ein bisschen klingen hier bereits die späteren, berühmten Goldberg-Variationen an. Der nächste Programmpunkt war ein Ausschnitt aus einem Streichsextett von Johannes Brahms.

Das Thema mit Variationen in d-moll stammt aus dem langsamen Satz und soll bei Clara Schumann große Begeisterung hervorgerufen haben. Brahms stellt ihr daraufhin einen Klavierauszug zur Verfügung, die Orgelfassung stammt von Manuel Gera. Etwas düster und von strenger Archaik ist das Thema, die Variationen spielen dann mit kontrastierenden Klangfarben und sprengen die strenge Form. Auch diese Facetten brachte Schoener sehr differenziert zu Gehör.

Einen freundlicheren Charakter brachte das „Thema mit Variationen D-Dur“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy mit sich. Auch hier gab es ein perfektes Zusammenspiel von Tempo, allmählicher Steigerung und Klangfülle.

Einen wunderbaren Abschluss des gut einstündigen Konzerts boten dann zwei Stücke, die vom Thema Variation abwichen. Aus den „Sechs Präludien und Fugen für Klavier“ von Mendelssohn-Bartholdy spielte Schoener die Stücke in f-Moll und B-Dur. Die Komposition ist eine intensive Auseinandersetzung mit den polyphonen Strukturen bei Bach. Die Orgeltranskription von Christoph Bossert rückt die Transparenz und Farbigkeit dieser Werke in den Fokus. Genau diesen Leitlinien folgte die Interpretation von Christoph Schoener.

Als Meister seines Fachs machte er insgesamt dieses Konzert zu einem wirklichen Hörgenuss. Ein Höhepunkt im diesjährigen Orgelsommer, der vom Publikum mit viel Applaus und stehenden Ovationen gefeiert wurde.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort