Ole Schmidt und Olaf Reitz haben die Mitglieder vier Jahre begleitet Podcast gibt Einblick in die arabisch-christliche Gemeinde

Wuppertal · Ole Schmidt und Olaf Reitz haben die Gemeindemitglieder vier Jahre lang begleitet.

Werner Kleine, Ole Schmidt und Roland Penk (v.l.) stellten den neuen Podcast vor.

Werner Kleine, Ole Schmidt und Roland Penk (v.l.) stellten den neuen Podcast vor.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Seit vier Jahren gibt es in Wuppertal eine arabisch-christliche Gemeinde. Ursprünglich hatte sie ihren Sitz in Laaken: Die Katholiken dort wollten ihre Kirche St. Petrus damals aufgeben und entweihen; dann kamen Christen aus Syrien, Israel, dem Irak und Iran und hatten den Wunsch, nach ihrem bekannten Ritus und in ihrer Sprache Gottesdienst zu feiern. „Das ist wirklich selten, dass eine neue Gemeinde gegründet wird. Deshalb wollten wir das dokumentieren“, sagt der katholische Pastoralreferent Werner Kleine. Der Journalist Øle Schmidt und der Sprecher Olaf Reitz haben von Anfang an die Gemeinde begleitet und Statements und Töne aufgenommen. Daraus haben die beiden jetzt einen Podcast geschaffen. Die jeweils zwischen fünf und zehn Minuten langen Folgen können auf einer eigens dafür geschaffenen Webseite „Der Ölbaum“ heruntergeladen werden. Sie werden in den nächsten Wochen nach und nach veröffentlicht.

In der ersten Doppelfolge mit neuneinhalb Minuten begleiten die Zuhörer die Gemeinde in ihr neues Haus. Die Tür quietscht, die Orgel spielt. Nancy erzählt, wie sie in Holms vor Bürgerkrieg und religiöser Verfolgung geflohen ist, nachdem zwei Raketen in ihr Haus einschlugen. Nach zwei vergeblichen Versuchen, bei denen sie fast ertrunken wäre, schaffte sie schließlich trotz schwerer See die gefährliche Überfahrt nach Europa. Adam drohte in seiner Heimat der Tod, weil er vom Islam zum Christentum konvertiert ist. Beide freuen sich nun, in der arabischsprachigen Gemeinde eine neue Heimat zu finden.

Die Suche nach einem
Geistlichen war schwierig

Ein wichtiger Initiator dieser neuen Gemeinde ist Jiryis Arraf, Chef von Dios Taverne im Luisenviertel. Viele der neu Zugezogenen wandten sich telefonisch oder persönlich an ihn. Rund 20 Prozent der Flüchtlinge aus Syrien sind Christen. Pastoralreferent Werner Kleine organisierte Seelsorge und Sozialberatung für die arabischen Christen und begann selbst, Arabisch zu lernen. „Es wurde schnell deutlich, dass sie eine Gemeinde gründen wollten“, erzählt er. So kam er auf die Idee, der neuen Gemeinde die „freie“ Kirche in Laaken anzubieten. „Wir haben uns entschieden, die Kirche zu retten, obwohl sie so weit weg ist“, erinnert sich Jiryis Arraf.

Relativ schwierig war die Suche nach einem Geistlichen. Denn die arabischsprachigen Christen gehören diversen Glaubensrichtungen an, etwa syrisch orthodox, griechisch orthodox, aramäisch, assyrisch, armenisch-apostolisch oder melkitisch. Manche stehen der katholischen Kirche näher, andere weniger. Die einen Priester dürfen Mitgliedern der anderen Glaubensrichtung die Kommunion geben, die anderen nicht. So fiel die Wahl schließlich auf den melkitischen Priester Abouna Mayas. Er kommt nun einmal pro Woche aus Regensburg und hält den Gottesdienst. Rund 50 bis 100 Besucher aus Wuppertal und der ganzen Region feiern dann gemeinsam Gottesdienst. Trauungen und Taufen fanden in der neuen Gemeinde ebenfalls bereits statt.

Der Ritus der Gemeinde stammt noch aus der frühen Zeit der christlichen Kirchen. Wichtig ist dabei die Abtrennung des Altarraums von den Gläubigen. In den orthodoxen Kirchen ist dieser meist hinter einer Wand verborgen. Für die neue Gemeinde hat die Stiftung Seelsorge Geld für zwei Ikonen zur Verfügung gestellt. Sie stehen jetzt vor dem Altar.

Im Dezember 2019 ist die arabisch-christliche Gemeinde allerdings nach Varresbeck in die Kirche St. Bonifatius umgezogen, wo es ebenfalls freie Zeiten gab. Die Araber teilen sich die Kirche nun im Wesentlichen mit der kroatischen Gemeinde. Neben der besseren Erreichbarkeit bietet die Kirche auch Wohnräume – die Idee ist derzeit, einen eigenen Priester für die Gemeinde zu bekommen. Gespräche mit Damaskus laufen. Dann wäre der Wuppertaler arabischsprachige Priester für Norddeutschland zuständig und Abouna Mayas für Süddeutschland. Diese Entwicklung wird aber erst viel später Eingang in den Podcast finden. Die erste Staffel spielt vor vier Jahren. Im Sommer 2021 soll dann die nächste Staffel herauskommen.

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