Musik Die Sogwirkung ständiger Wiederholung

Krefeld · Das Xaver Fischer Trio gastiert auf Einladung des Jazzklubs vor dem Jazzkeller.

 Xaver Fischer ist in Krefeld gut bekannt, der Keyboarder ist mit eigenen Bands oder bei Sessions häufig aufgetreten.

Xaver Fischer ist in Krefeld gut bekannt, der Keyboarder ist mit eigenen Bands oder bei Sessions häufig aufgetreten.

Foto: Dirk Jochmann

Am 13. März fand das letzte Konzert im Jazzkeller statt, der Trompeter Frederik Köster spielte da mit seiner Band Die Verwandlung. Jetzt gab es das 13. „Corona-Konzert“ vor dem Jazzkeller, also dauerdurchlüftet, weil an der frischen Luft, und mit einem kräftigen Schuss Handdesinfektionsmittel von der Servicekraft als Willkommensgruß. Der Keyboarder Xaver Fischer trat mit seinem Trio auf Einladung des Jazzklubs Krefeld auf. Die ursprünglich vorgesehene Band European Jazzbook Project hatte kurzfristig absagen müssen, wegen eines Unfalls eines ihrer Musiker.

Xaver Fischer ist in Krefeld gut bekannt, der Keyboarder ist hier mit eigenen Bands oder bei Sessions häufig aufgetreten. Seit 2012 ist sein Trio mit Krischan Frehse (E-Bass) und Hendrik Smock (Schlagzeug) besetzt. Musikalisch ist Fischer ein Grenzgänger, mixt Elemente wie Rock, Funk, Latin und elektronische Musik zu einem tanzbaren Stil. In der Clubszene hat Fischer einen guten Ruf.

Improvisiert wird
dann auch hin und wieder

„Wir jammen und nehmen Euch mit auf die Reise“, meinte Fischer zu Beginn, wohl um die Jazzfans davon zu überzeugen, dass er und seine Kollegen viel improvisieren werden. Improvisiert wurde dann auch hin und wieder. Fischer ließ einige Male perlende Läufe erklingen, auch Bassist Frehse hatte seine Soli. Wenn Drummer Smock mit harten Akzenten und Mut zur Pause gegen die Ostinati seiner Kollegen anspielte, kam allerdings am meisten Reibung auf, die aufmerksam machte.

Ansonsten waren das ständige Wiederholen von höchstens viertaktigen Grundformen mit entsprechend überschaubarer Harmonik zu bemerken, ebenso das minimalistische Wiederholen von Melodien und Begleitfiguren. Derlei gehört bei Fischer dazu und wirkt aus Sicht eines Jazzfans eher unterkomplex. Die Musik des Keyboarders entfaltet ihren Reiz aber eben nicht über komplexere Formen oder virtuose Soli, sie entfaltet sie durch die Sogwirkung, die ein ständiges Motivkreisen durchaus erzielen kann, wenn andere einfache Mittel eingesetzt werden.

Xaver Fischer setzt Keyboards sehr versiert ein

Dazu gehört bei Fischer zum Beispiel verlässlich ein linear wachsendes Crescendo. Und Bassist Frehse und Drummer Smock kann man attestieren, dass sie gemeinsam die stets gut rollenden Grooves sehr intensiv und abwechslungsreich gestalten. Frehse spielte mal rockig mit Plektron und Wechselschlag, Slappen à la Stanley Clark hatte er aber auch zu bieten. Und Smock frischte den ewigen Vierviertel-Rock-Grundbeat mit wechselnden Akzenten gehörig auf.

Xaver Fischer weiß natürlich mit seinen beiden Keyboards sehr versiert umzugehen. Das fängt damit an, dass er ihnen eine reichhaltige Klangvielfalt entlocken kann. Viele E-Piano-Sounds waren da zu hören, die Imitation eines akustischen Klaviers, aber auch der satte Sound einer Hammondorgel. Derlei mischt Fischer mit vielen Synthesizer-Sounds, mal sphärisch, mal schneidend, und man gewinnt nie den Eindruck, dass er seine Klangwelten beliebig wuchern lässt.

Den Jazzfans vor dem Keller gefiel jedenfalls, was sie zu hören bekamen, sie geizten nicht mit Applaus. Vielleicht war man aber auch nur dankbar, mal wieder Livemusik hören zu können. Im Jazzkeller selbst wird das bis auf Weiteres immer noch nicht möglich sein. Dazu ist es unter der Lohstraße einfach zu eng. Jazzkellerwirt Bernhard Bosil wird wohl weiter draußen agieren müssen, wie lange das im kommenden Herbst möglich bleibt, muss man abwarten.

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