„Cut Corner“ von André Lichtenscheidt Ein Friseurbesuch wie in den 50ern

Düsseldorf · André Lichtenscheidt liebt Rock 'n' Roll, Petticoat und Haartolle. So sieht es auch bei ihm in der „Cut Corner“ aus. Manchmal schneidet er aber auch einfach draußen Haare.

 Marco Abels kommt regelmäßig aus der Eifel, um sich von André Lichtenscheidt die Haare schneiden zu lassen.

Marco Abels kommt regelmäßig aus der Eifel, um sich von André Lichtenscheidt die Haare schneiden zu lassen.

Foto: C. Hötzendorfer

Regelmäßig macht sich Marco Abels auf den Weg zu seinem Friseur. Das wäre an sich nichts Besonderes, würde Marco nicht in der Eifel wohnen und für den Haarschnitt bei André Lichtenscheidt seit acht Jahren 70 Kilometer anreisen.

Der „Cut Corner“ an der Karolingerstraße hat bei den Stammkunden und Nachbarn Kultstatus. Die kommen nicht nur zum Waschen, Schneiden, Legen. „Hier kann man auch mal auf einen Kaffee oder zum Frühstück vorbeischauen“, verrät Marco Abels einen der Gründe, warum er immer wieder gerne nach Düsseldorf kommt. „André lässt sich immer wieder etwas einfallen“, fährt Abels fort. Kennengelernt haben sich die beiden auf einem Festival. Denn Friseurmeister André Lichtenscheidt hat ein Faible für die 50ies. Rock 'n' Roll, Petticoat, Haartolle.

Bevor Corona alles ausbremste, war er regelmäßig auf Events unterwegs oder schwang sich auf sein zum Barbershop umgebautes Lastenrad, um die Köpfe von Männern und Frauen stilecht auf die Haarmode der 50er-Jahre zu stylen. 2009 eröffnete der Friseurmeister seine „Cut Corner“. Die Einrichtung ist eine Hommage an sein Lieblingsjahrzehnt, mit Gitarren an der Wand und vielen Details, wie historischen Taft-Flaschen und Pomaden-Dosen. Ein Second-Hand-Shop mit Fifties-Klamotten gehört auch dazu.

Leidenschaft für die 50er hat er von seinem Vater

Was fasziniert ihn denn so daran? „Das kann ich gar nicht so genau sagen. Mir gefallen die Musik und die Mode“, antwortet der 37-Jährige. Angefixt habe ihn vor allem der Vater. „Da war ich zwölf. Er hatte einen amerikanischen CJ7-Geländewagen und hörte die Musik der Fifties.“ Nach einem kleinen Ausflug in den Rock der 60er mit Led Zeppelin und Co. waren es dann aber Rock ‘n‘ Roll und Rockabilly, der in den 80ern mit Bands wie den Straycats ein Revival feierten, die den gebürtigen Wuppertaler bei der Stange hielten.

Was haben denn die Kumpels in der Schule zu seinem Hobby gesagt? „Nicht viel“, gibt der Wahl-Düsseldorfer zu. „Ich habe mit 14 meine Lehre angefangen, da war ich aus der Nummer mit der Schule dann raus“.

     Das Innere der „Cut Corner“ ist mit diversen Memorabilia aus den 50er-Jahren ausgestattet.

Das Innere der „Cut Corner“ ist mit diversen Memorabilia aus den 50er-Jahren ausgestattet.

Foto: C. Hötzendorfer

Seine zweite große Leidenschaft, ist das Friseurhandwerk, und so musste André nicht lange überlegen, womit er zukünftig seine Brötchen verdienen will. Wenn man sich so sicher ist, kann das Thema Schule vernachlässigt werden, findet er. Zur Lehre pendelte er regelmäßig von Wuppertal-Barmen in die Landeshauptstadt. „Nach dem Gesellenbrief bin ich dann ganz hergezogen“, sagt er. Vor elf Jahren war es dann soweit, der eigene Laden an der Karolinger-/Ecke Bachstraße stand vor der Eröffnung. Der bekam den passenden Namen „Cut Corner“ und seitdem lässt sich der Chef mit seinem drei- bis vierköpfigen Team immer wieder etwas einfallen, um die Kunden zu überraschen.

Kunden mögen Lichtenscheidts außergewöhnliche Ideen

Als er am 5. Mai nach den Corona-Beschränkungen endlich wieder öffnen durfte, musste er wie alle Friseure umfangreiche Hygienemaßnahmen umsetzen. „Dann war es auch noch so heiß, und im Laden stand die Luft“, erinnert er sich. Also tat Lichtenscheidt das Naheliegende, stellte seinen Friseurstuhl einfach vor die Tür und schnitt seinen Kunden die Haare an der frischen Luft. Die nahmen das Angebot gern an. Womit wir wieder bei Marco Abels wären. „Typisch André. Der hat immer so coole Ideen“, sagt er anerkennend über den längst zum Freund gewordenen Friseurmeister. „Waschen und Färben geht zwar nicht draußen, aber Schneiden, Föhnen und Legen schon“, sagt der so Gelobte.

Natürlich muss er auch beim Outdoor-Haareschneiden die Hygieneregeln einhalten. So wird der Stuhl mit einer Barriere vom Bürgersteig abgetrennt, damit Passanten mit entsprechendem Abstand drumherum laufen können, zudem tragen Friseur wie Kunde Mund-Nasen-Schutz.

„Der Stuhl steht aber immer nur an sehr warmen Tagen und bei Sonnenschein draußen“, sagt André Lichtenscheidt. Deshalb kann man den Schnitt unter freiem Himmel bei ihm nicht buchen. „Wir entscheiden das spontan in Absprache mit Petrus“, sagt er augenzwinkernd und greift zur Schere, um Marc Abels Haarschopf wieder in Form zu bringen.

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