Fußball Bewegte WSV-Pokalgeschichte(n)

Wuppertal · Zuletzt 2008 hat der Regionalligist den DFB-Pokal erreicht. Gegen Uerdingen soll es wieder klappen.

 Mahir Saglik und Miroslav Klose - Torschützen beim letzten DFB-Pokal-Höhepunkt des WSV, am 29. Januar 2008, im Spiel gegen die Bayern.

Mahir Saglik und Miroslav Klose - Torschützen beim letzten DFB-Pokal-Höhepunkt des WSV, am 29. Januar 2008, im Spiel gegen die Bayern.

Foto: Sammlung Otto Krschak

Viele Wuppertaler können sich noch erinnern: Es war der 29. Januar 2008 und eine Art Pilgerreise über die Autobahn nach Gelsenkirchen, wo der Wuppertaler SV im Achtelfinale des DFB-Pokals auf den großen FC Bayern traf. 61 482 Zuschauer füllten die Arena auf Schalke bis auf den letzten Platz. Und trotz einer 2:5-Niederlage gegen Kahn, Lahm, Ribery & Co gab es damals viel Lob für den Drittligisten (damals Regionalliga). Der hielt zur Pause nach Toren von Mahir Saglik und Tobias Damm noch ein 2:2, und ihm wurde beim Stand von 2:3 noch ein Elfmeter versagt, als Saglik im Strafraum im Zweikampf mit Daniel van Buyten fiel.

Es war der bis dato letzte Auftritt des WSV im DFB-Pokal, der seitdem im Niederrheinpokal viele teils bemerkenswerte, teils unglückliche, teils enttäuschende Anläufe genommen hat, wieder einmal auf der großen Bühne mitspielen zu dürfen. Fünfmal waren die Wuppertaler seitdem am großen Rivalen Rot-Weiss Essen gescheitert. 2015/16 erst im Finale, als Essen beim 3:0 klar stärker war und der Schachzug, Manuel Bölstler aus dem Hut zu zaubern und als Stabilisator für die junge Mannschaft einzusetzen, ohne Erfolg blieb.

Unglücklich dagegen die 2:3-Niederlage im Halbfinale gegen RWE vor zwei Jahren, als der WSV auf Augenhöhe spielte, aber zwischen der 60. und 68. Minute einen Blackout hatte und drei Treffer kassierte. Die 13 000 Zuschauer im Stadion am Zoo von damals sind bis heute nicht mehr übertroffen worden. An beide Spiele kann sich der jetzige Kapitän Gaetano Manno noch gut erinnern. „Für mich würde sich jetzt ein Kreis schließen“, wenn wir den Niederrheinpokal gewinnen würden“, sagt der 36-Jährige, der nach dieser Saison aufhört und beim Landesligisten Hagen 11 nur noch ein „bisschen Fußball spielen“ will. Beim letzten Niederrheinpokalsieg des WSV im Jahr 2007, hatte Manno noch ein Tor zum 2:0 Finalerfolg gegen die SSVg Velbert beigesteuert. Die Früchte seiner Arbeit mit den Siegen im DFB-Pokal gegen Aue, Hertha BSC (2:0) und dem Bayern-Spiel hatte er in der darauffolgenden Saison aber nicht mehr ernten können, wechselte zum VfL Osnabrück in Liga zwei. Einmal hat Manno aber schon im DFB-Pokal mit dem WSV gespielt: 2005 schied der WSV durch ein 1:2 gegen 1860 München aus - nach Führung und einem späten Münchner Doppelschlag durch Paul Agustino. Bei 1860 spielte damals auch Stefan Reisinger mit, jetzt Co-Trainer beim KFC Uerdingen - am Samstag der Gegner im Niederrheinpokal-Finale (16.15 Uhr, Stadion am Zoo).

Den bis heute größten Erfolg im DFB-Pokal hatte der WSV übrigens 1963 gefeiert, erreichte da das Halbfinale gegen den HSV mit Uwe Seeler. Mit 38 000 Zuschauern platzte das Stadion am Zoo aus allen Nähten. Die kalte Dusche kam nach 38. Minuten, als Fritz Boysen einen groben Abwehrschnitzer zum einzigen Treffer nutzte. Der WSV spielte stark, holte gegen den späteren Pokalsieger allein 20 Ecken heraus, konnte seine Chancen aber nicht verwerten. Auf dem Weg ins Halbfinale hatte der WSV eine wohl einmalige Geschichte geschrieben. Nach dem 2:2 nach Verlängerung bei Hessen Kassel sollte plötzlich das Los entscheiden. „Die kamen plötzlich am Mittelkreis zusammen, und aus einem Hut wurde ein Los gezogen, auf dem Hessen Kassel stand“, wunderte sich der inzwischen verstorbene Ex-WSV-Spieler Vitus Sauer damals über die Umstände. Dem nachträglichen Einspruch des WSV wurde stattgegeben, im Wiederholungsspiel siegte er dann mit 3:0.

Einen damaligen Bundesligisten schalteten die damals drittklassigen Wuppertaler 1981 aus, als sie Eintracht Braunschweig durch ein Elfmetertor von Jonny Hey mit 1:0 bezwangen.

Fehlt noch der starke Auftritt im DFB-Pokal am 26. August 2000 gegen den VfB Stuttgart. Viorel Ganea beendete die Wuppertaler Pokalträume mit drei Toren, Noel Kipre hatte per Fallrückzieher das zwischenzeitliche 1:2 erzielt. Stuttgarts Trainer Ralf Rangnick prophezeite dem damals in der dritthöchsten Spielklasse oben mitspielenden WSV danach den Aufstieg und sprach von einem schlafenden Riesen. Im ersten Punkt irrte er, und zu einer nachhaltigen Erweckung ist es bisher auch noch nicht gekommen. Für Samstag gegen den KFC Uerdingen (Anstoß 16.15 Uhr, Stadion am Zoo) träumt man an der Wupper zumindest von einem kleinen Erweckungserlebnis - übrigens wie einst gegen Bayern München mit Emka auf der Brust - der Firma von Ex-Präsident Friedhelm Runge.

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