Vladimir Burkhardt: Ein Pianist verspricht gute Zeiten

„Good Times“ heißt die neue Show von Vladimir Burkhardt, die der 40-Jährige im Juni in der Villa Media startet.

Wuppertal. Vladimir Burkhardt hatte keine Wahl: Noch vor seiner Geburt entschied seine Mutter, dass der Junge Pianist werden müsse. So wie die Mutter und ähnlich wie Vater und Großvater, beide waren Kontrabassisten. Also saß er mit zwei Jahren das erste Mal am Flügel. Danach brauchte es noch 15 weitere schweißtreibende Jahre, bis er selbst Genuss beim Üben fand.

„Ich versuche, an zwei Fronten zu leben: der anspruchsvollen Musik und der Konsumentenwelt“, lautet sein Credo. Demgemäß entschied sich sein Leben auf einem Kreuzfahrtsschiff. Während er zwischen Boogie, Chopin und Jazz abwechselte, fiel ihm eine junge Frau auf.

Schnell lernten sich die beiden näher kennen, und als noch zwei Konzertengagements hinzukamen, zog Burkhardt endgültig nach Wuppertal. Er heiratete, nahm den Namen seiner Frau an und — anstatt seines für mitteleuropäische Zungen unaussprechlichen russischen Namens — als Geburtsnamen „Pianist“. „Das konnte ich gegen einen kleinen Obolus einfach im Pass eintragen lassen“, grinst Burkhardt noch heute.

An der Wuppertaler Abteilung der Musikhochschule Köln holte sich der „geborene Pianist“ den letzten Schliff ab und lernte von Anton Scherrer die deutsche Sichtweise auf die Musik: „In Russland ist es wichtig, dass die Zuhörer eine Gänsehaut bekommen — in Deutschland, dass man bloß keinen Fehler macht.“ Burkhardt versucht, beides zu vereinen. „Es gibt keine schlechten Lieder, nur ungern gespielte“, sagt er.

Privat hört er gerne avantgardistische und experimentelle Musik. Doch wenn er in Hotels oder bei großen Firmen spielt, sind eher leichte Kost und Evergreens gefragt. Den Musiker, der auch selbst singt und zwischen Keyboard und Klavier abwechselt, stört das nicht.

„Selbst Schlager sind, wenn man sie mit dem Herzen spielt, gut“, findet er und versucht, zwischen bekannte Melodien anspruchsvolles Neues zu streuen. „Egal, was für ein Publikum ich habe — jeder soll etwas für seinen Geschmack finden.“

Zu Beginn einer Veranstaltung weiß der 40-Jährige nicht, welche Stücke er spielen wird — er stellt sich ganz auf das Publikum ein. Besonders ans Herz gewachsen ist ihm die Reihe bei der Culinaria in der Stadthalle: Zehn Jahre lang spielte Burkhardt dort einmal im Monat jeweils unter einem Motto, während der Küchenchef passende Kreationen servierte.

In der Villa Media beginnt Burkhardt im Juni eine neue Konzert-Dinner-Show unter dem Titel „Good Times“. Das Steigenberger Hotel Petersberg und ein Zwei-Sterne-Hotel in Essen hat er von dem Konzept ebenfalls überzeugt.

Als Hobby jammt er — entweder im Jazz-Trio oder in größerer Formation. Ein Ton-Studio am Robert-Daum-Platz dient als Übungsraum und dazu, sich selbst per Aufnahme zu überprüfen. Dort soll bald auch ein kleiner Konzertsaal entstehen. Oft weicht der Pianist jedoch einfach in seinen Cronenberger Garten aus: Dort steht im Gartenhäuschen ein weiteres Klavier, falls der Flügel im Wohnzimmer von den drei Kindern belagert wird.

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