Wenn sich Harry und Sally streiten, freut sich der Regisseur

Wuppertal. Thomas Gimbel hat im TiC zuletzt „Keinohrhasen“ auf die Bühne gebracht. Nun folgt mit „Harry & Sally“ der nächste Filmstoff. Im Interview mit der WZ spricht er über seine Theater-Version.

Herr Gimbel, können Frauen und Männer Freunde sein?

Thomas Gimbel: Natürlich können sie. Laut Harry Burns, eine der beiden Hauptpersonen in „Harry & Sally“, können sie es nicht, weil das „Sex-Ding“ immer im Weg stünde. Schließt man von seiner Theorie auf die Beschaffenheit der Männer, landet man beim triebgesteuerten, Entweder-bei-drei-auf-dem-Baum-oder-bei-mir-in-der-Höhle-Männerbild der Frauenbewegung der 70er Jahre. Gott sei Dank erlebt Harry eine Revision seiner These am eigenen Leib. Freundschaft stellt sich zur richtigen Zeit am richtigen Ort ein — und zwar unabhängig vom Geschlecht.

Was unterscheidet die Theater-Version vom berühmten Film?

Gimbel: Wenn man sich dem Stück zuwendet, stellt man fest, dass es einen übergroßen dritten „Hauptdarsteller“ gibt, der in sämtlichen weiteren Projekten des Autoren-Regie-Teams („Schlaflos in Seattle“, „E-Mail für Dich“) und in den Woody-Allen-Filmen, den unbestrittenen Vorbildern, immer wieder eine zentrale Rolle spielt: New York. Da man auf der Bühne nicht — wie beim Film — die Möglichkeit hat, seine Darsteller in die Original-Kulisse zu stellen, muss man sich Wege überlegen, die Seele, den Geist und das Besondere, das New York an dem Teil der Geschichte hat, zu übersetzen.

Wie „übersetzen“ Sie denn das Besondere mit Blick auf Wuppertal?

Gimbel: Da hilft das Theaterstück sehr, denn es zentriert die Entwicklung der Protagonisten und formuliert ihren Traum, ihre Lebensvorstellung und den Grund, der sie nach New York kommen ließ. So kann jeder Zuschauer New York für sich übersetzen. Was dem Jungen aus New Jersey der Big Apple ist, ist dem Unterbarmer vielleicht Köln-Süd.

Haben Sie eine Lieblingsszene?

Gimbel: Es gibt mehrere Lieblingsszenen. Harry und Sally verbringen als Freunde ihr Silvester allein im Central Park — tanzend. Damit endet der erste Akt. Beide haben sich aus Not verabredet, weil sie keine andere Verabredung haben. Beide träumen immer noch davon, eines Tages den Richtigen zu treffen und eine Familie zu gründen. Man hat den Eindruck von Ruhe und Angekommen-Sein. Man spürt direkt, dass das ein Abend ist, den die beiden nie vergessen werden. Dann mag ich noch die letzten drei Szenen, in denen sich Harry und Sally eigentlich nur noch streiten. Selten habe ich so kraftvoll in einem Stück erlebt, wie zwei Charaktere sich verändert haben.

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