Ralf Silberkuhl filmt und fotografiert seit vielen Jahren - aktuell ist er in Sachen Friedrich Engels unterwegs : Handwerker und Künstler zugleich
Ralf Silberkuhl filmt und fotografiert seit vielen Jahren und ist aktuell mit Engels unterwegs
Seine Motive findet er überall, in der Welt und in Wuppertal, dieser „verrückt kratzigen Stadt“, in der er geboren wurde. Die der Filmemacher und Fotograf nie wirklich verlassen hat. Ihr und ihrer Schwebebahn setzte er mehrfach filmisch ein Denkmal – etwa in „Wuppertal - die ungeschminkte Stadt“. In diesem Jahr wird Ralf Silberkuhl 60 Jahre alt und beschäftigt sich wieder mit einem anderen Sohn seiner Heimatstadt: Er dokumentiert das Engels-Projekt „when robots make art“ des Bildhauers Eckehard Lowisch. Aktuell stehen die Schnittarbeiten an. Außerdem geht die Engelsfigur auf Tournee durch die Stadt.
Die Coronakrise stoppte alle Jobs, die mit Veranstaltungen zu tun haben. Und brachte neue Film-Aufgaben. Streamingarbeiten, eine Ausstellung in Remscheid, die nicht analog besucht werden konnte, ein Auftrag eines Herstellers von Beschichtungsmitteln, die Griffe haftungsresistent, auch gegen Viren, machen. Beim Engels-Projekt verhinderte die Pandemie Aufnahmen an der englischen Südküste, dort, wo die Asche von Friedrich Engels auf eigenen Wunsch im Herbst 1895 im Meer verstreut worden war. Also schneidet Silberkuhl die anderen Filme, die in Wuppertal – zum Beispiel in den Kalkwerken Oetelshofen, in Manchester und im Industriemuseum Textilfabrik Cromford in Ratingen – gedreht wurden. In seinem Unternehmen „6tant“, das er 1999 zusammen mit Lutz Martin Rieder gründet hatte.
Mit zwölf Jahren begann das Interesse am Fotografieren, zunächst mit einem „Ritschratschapparat“, später nahm der 15-/16-Jährige eine Spielgereflexkamera zur Hand, entwickelte die Fotos in seiner flexiblen Dunkelkammer, die er im heimischen Keller auf- und abbaute. „Es faszienierte mich, dokumentarisch zu arbeiten, Partys festzuhalten, ohne sie in Szene zu setzen“, erinnert Silberkuhl, der den Menschen als Lieblingsmotiv benennt, „selbst wenn er gar nicht zu sehen ist, aber eingewirkt, seine Spuren hinterlassen hat“. Aufnahmen die wachsen, sich fügen, nicht vorgeplant werden.
Der Mensch ist immer da, auch wenn er nicht zu sehen ist
Nach der Schule und mehreren Jobs sowie ausgiebiger Lehrstellensuche ließ sich Silberkuhl in Porträtstudios in Langenberg, Essen und Wanneeickel zum Fotografen ausbilden. Er interessierte sich fürs Videografieren, das in den 80er Jahren aufkam. Drehte erste Kurzfilme – aber analog, weil das von der Ästhetik schöner, wenn auch technisch aufwendiger sei.
Heute bevorzugt der Wuppertaler beim Filmen die digitale, beim Fotografieren die analoge Technik. Ein wiederkehrendes Genre dabei ist der Tanz, für den er eine eigene Leidenschaft entwickelte. Er drehte mit Robert Sturm vom Tanztheater Wuppertal oder mit dem ehemaligen Pina Bausch-Tänzer Jean Laurent Sasportes. Wurde Teil des Tanztheaterprojekts von Barbara Rüdiger. Die Professorin für Stochastik an der Bergischen Universität analysierte Bewegungen in Pina Bausch-Stücken und machte daraus ein eigenes Stück.