Mint-Fächer Junge Menschen für Mathe, Technik und Co. begeistern

Krefeld · „MINT in Mind“: Der Bund fördert Projekte der Hochschule Niederrhein und der Stadt, um mehr Nachwuchs in die Naturwissenschaften zu locken - vor allem Frauen.

  Blick in einen Teil der offenen High-Tech-Werkstatt „MakerSpace“ der Hochschule Niederrhein, die 2016 eröffnet wurde.

 Blick in einen Teil der offenen High-Tech-Werkstatt „MakerSpace“ der Hochschule Niederrhein, die 2016 eröffnet wurde.

Foto: Bischof, Andreas (abi)

Nein, die große Mehrzahl der
Kinder und Jugendlichen dürfte es im Zusammenhang mit Mathe und den Naturwissenschaften nicht mit dem Pop-Ohrwurm von Elvis Presley oder den Pet Shop Boys und dessen Refrain halten: „You are always on my mind“ (Du bist immer in meinen Gedanken“). Trotzdem oder gerade deshalb fördert das Bundesministerium für Bildung und Forschung regionale Cluster des  Projektes „MINT in Mind“, wie Staatssekretär Thomas Rachel am Mittwochmorgen bei der Hochschule Niederrhein sagte: „Die Fächer Mathematik, Informatik, Naturwissenschaften und Technik, die für MINT stehen, müssen einfach attraktiver für Kinder und Jugendliche werden, einladender.“ Sprich: Es sollen mehr junge Menschen animiert werden, eine spannende berufliche Perspektive in diesen Bereichen zu erkennen: „Da schlummert ein enormes Potenzial.“

Damit die Akteure in den Kommunen, Schulen und Hochschulen vor Ort es besser ausschöpfen können, gibt der Bund insgesamt in Deutschland 32 Millionen Euro Fördergelder. Für die Region Mittlerer Niederrhein überreichte Rachel am Mittwoch sechs Förderurkunden mit einem Gesamtvolumen von 312 000 Euro – unter anderem an die Hochschule Niederrhein oder die Stadt Krefeld.

Neue Zugänge zu den Jugendlichen finden

Vorgestellt wurde das Projekt im Rahmen einer Zoom-Konferenz sinnigerweise im „MakerSpace“ der Hochschule Niederrhein. Denn in dieser Hightech-Werkstatt tüfteln, konstruieren, erfinden und verwirklichen Studenten Ideen, egal, ob sie eine Drohne bauen oder eine schöne Blumenvase oder digitale Konzepte entwickeln. Schon mehr als 8000 Gäste haben diesen spannenden Raum besucht, darunter gut 1200 Schüler.  Und doch ist das Interesse an Technik und Naturwissenschaften noch immer zu gering, sagt Professor Monika Eigenstetter, die Koordinatorin von „MINT in Mind“ an der Hochschule: „Das gilt leider  nach wie vor vor allem für Mädchen und junge Frauen sowie für strukturell benachteiligte Kinder und Jugendliche.“ Dem müsse man auch mit neuen Zugängen zu den Zielgruppen begegnen, also die Jugendlichen nicht nur in den Schulen ansprechen. Monika Eigenstetter schlägt vor, sie auch im Sportverein, in der Musikschule, ja in ihrer religiösen Gemeinde oder über die Kinder- und Hausärzte zu erreichen, immer mit dem Ziel: MINT als attraktive, kreative, vielfältige Aufgabe erscheinen zu lassen, so die Professorin für Textilwissenschaften.

Aber die Nachwuchsförderung in diesem Bereich ist natürlich auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland von großer Bedeutung. Und für den Einzelnen bieten diese Disziplinen interessante und lukrative berufliche Chancen. Das betrifft freilich nicht nur attraktive Stellen in der Wirtschaft, in Unternehmen. Sehr wichtig ist auch, mehr und bessere Lehrerinnen und Lehrer für die naturwissenschaftlich-technischen Fächer auszubilden und einzustellen. Wer hat in der Schule nicht schon die Erfahrung gemacht, dass gerade der Mathe- oder Physiklehrer besonders streng und unnahbar war, dafür  pädagogisch-didaktisch blaß –  und  so die Schüler einfach nicht begeistern und mitreißen konnte?

„Wir verlieren Mädchen früh für viele wichtige Studiengänge“

Beim Bundestagsabgeordneten Ansgar Heveling scheint es so gewesen zu sein. „Für mich kommt der MINT-Aktionsplan 30 Jahre zu spät“, sagte er in der Zoom-Konferenz, „bei mir hagelte es schlechte Noten in diesen Fächern, ich hatte mehr Spaß daran, Platon im altgriechischen Original zu lesen.“ Heute sehe er das anders und bedaure diese Defizite. Ähnliches hat seine Krefelder Bundestagkollegin Kerstin Radomski erlebt: „Als Mädchen hat man sich gerne schon ganz früh mit der 4 in Mathe abgefunden und die Natruwissenschaften abgehakt“, sagte sie. Das Problem dabei sei, „dass wir sie damit für die Studiengänge verlieren, die wir jetzt besonders brauchen“, so Radomski. Deshalb setzt sie sich dafür ein, dass der Bund das MINT-Projekt auch länger als drei Jahre fördert.

Was wiederum auch die Stadt Krefeld begrüßen würde. Die hat selbst gerade 60 000 Euro für eine halbe Stelle bei „Mint in Mind“ gegeben, neben den Anstrengungen etwa im städtischen „Zentrum für digitale Lernwelten“ mit vielen Fortbildungsveranstaltungen für Schüler und Lehrer. Stadtdirektor und Schuldezernent Markus Schön äußerte einen Zukunftswunsch für das Projekt: „Ich würde mich freuen, wenn junge Leute sagen: An der Stelle bin ich in meine persönliche MINT-Straße abgebogen.“

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