Strukturwandel in Grevenbroich Neues Industriegebiet am Kraftwerk?

Grevenbroich · Die Landesgesellschaft NRW.Urban ist mit einer Studie beauftragt worden. Sie soll herausfinden, ob Industrie auf einer 330-Hektar-Fläche bei Neurath machbar ist.

 Wo in Grevenbroich heute noch Ackerland ist, könnten in Zukunft neue Arbeitsplätze entstehen.

Wo in Grevenbroich heute noch Ackerland ist, könnten in Zukunft neue Arbeitsplätze entstehen.

Foto: Berns, Lothar/Berns, Lothar (lber)

. Jenseits des Neurather Kraftwerks liegt eine 330 Hektar große Fläche, die einen besonderen Status genießt. Das Land hat sie bereits vor Jahren als bedeutsames Areal für die Ansiedlung von großen Industrievorhaben eingestuft. Jetzt wird ein erster Schritt in Richtung Realisierung unternommen: Die Landesgesellschaft NRW Urban ist vom Haupt-, Finanz- und Demografieausschuss mit einer Projektstudie beauftragt worden.

Die Stadt kooperiert hierbei mit der Nachbargemeinde Rommerskirchen, weil sich das riesige, überwiegend landwirtschaftlich genutzte Gelände auf dem Gebiet beider Kommunen befindet. So werden auch die Kosten der 300 000 Euro teuren, zu 90 Prozent vom Land bezuschussten Studie geteilt. 30 000 Euro muss jeder zahlen – eine überschaubare Investition in die wirtschaftliche Zukunft. Denn: „Die sogenannte LEP6-Fläche ist eine wertvolles, unberührtes Areal für den Strukturwandel im Revier“, sagt Florian Herpel, Technischer Dezernent im Grevenbroicher Rathaus: „Ideal für Großvorhaben.“ Herpel denkt hierbei an Projekte in der Größenordnung einer Tesla-Gigafactory, wie sie zurzeit in Grünheide nahe Berlin entsteht.

NRW Urban soll in der Projektstudie klären, ob Großansiedlungen im Schatten des Kraftwerks möglich sind. „Dabei wird es einerseits um die Frage gehen, wie das Gelände, das zur Bundesstraße 59 hin ein Gefälle aufweist, entwässert werden kann“, sagt Herpel. Andererseits geht es um die Verkehrserschließung – also die Anbindung an das Straßennetz und die Schienen der entlang des Areals verlaufenden Nord-Süd-Kohlebahn.

Auf dieser Basis sollen „Modelle mit Erfolgsaussichten“ entwickelt werden, mit denen NRW Urban in die Verhandlung mit den Grundstückseignern ziehen soll. „Es sind einige wenige Eigentümer, die über große Flächen verfügen“, sagt Florian Herpel. Und er macht deutlich: „Beim Grundstückserwerb wird das Land gefragt sein.“ Ein Flächenkauf in der geplanten Dimension könne weder von den Kommunen noch vom Kreis gestemmt werden.

Mit NRW Urban sei ein Partner ins Boot geholt worden, der über reichlich Erfahrung verfüge, meint der Technische Beigeordnete. Denn die Landesgesellschaft habe bereits bedeutsame und flächenintensive Großvorhaben realisieren können – etwa den New-Park in Datteln, die Future Site InWest in Geilenkirchen oder die Prime-Site Rhine Region bei Euskirchen. Neben den 330 Hektar werden in der Studie auch zusätzliche 40 Hektar im direkten Umfeld des Neurather Kraftwerks untersucht. Das Gelände – ursprünglich für zwei weitere BoA-Blöcke vorgesehen – ist als „Starterfläche“ für das Mega-Industriegebiet vorgesehen. Mit einem Blick in die Zukunft geht Florian Herpel davon aus, dass es zwei oder drei Großbetriebe sein werden, die sich die riesige Fläche irgendwann einmal untereinander aufteilen. Auf einen Realisierungs-Zeitraum will sich der Dezernent aber nicht festlegen lassen. „Ich denke, dass alleine die Grundstücksverhandlungen bis zu zehn Jahre dauern können“, sagt Herpel. Zudem müssten für das große Industriegebiet auch drei große Gutshöfe umgesiedelt werden.

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