Ratingen Kritiker missbilligen Größe der „Wallhöfe“

Ratingen. · Der Abriss des Hertie-Hauses für die „Wallhöfe“ ist in vollem Gang. Noch liegen die Baupläne aus, diesbezüglich wurden schon Kritikpunkte genannt. Am 8. August wird es eine Info-Veranstaltung geben.

 Der Abriss des alten Hertie-Hauses wird mehrere Monate andauern.

Der Abriss des alten Hertie-Hauses wird mehrere Monate andauern.

Foto: Blazy, Achim (abz)

Während das alte Hertie-Haus in den kommenden Monaten sukzessiv abgerissen wird, geht die Debatte um die Dimension der neuen „Wallhöfe“ weiter. Für Donnerstag, 8. August, lädt der Vorstand des innerstädtischen Werberings City-Kauf zu einem Informationsaustausch zu dem Bauprojekt ein. Beginn ist um 19 Uhr im Buch-Café Peter & Paula, Grütstraße 3 bis 7. Um eine Anmeldung unter der Telefonnummer 02102/26095 wird gebeten.

Anlass ist die aktuelle Auslegung des Bebauungsplanes (die WZ berichtete bereits). Noch bis zum 19. August können Anregungen und Einsprüche bei der Stadtverwaltung eingereicht werden. Einwendungen zum Bebauungsplan/Vorhaben- und Erschließungsplan M 405 an Planungsamt Ratingen an [email protected] oder [email protected].

Folgende Anregungen sind bisher beim City-Kauf bislang bezüglich der „Wallhöfe“ eingegangen: Alle haben gemeinsam, dass sie den Abriss des alten Hertie-Gebäudes begrüßen und natürlich auch die Aufstellung eines Bebauungsplans mit einer städtbaulich verantwortbaren Neubebauung sehr positiv betrachten. Das gilt aber für den von der Stadtverwaltung in Zusammenarbeit mit dem Investor vorgelegten Entwurf in vielen wesentlichen Punkten nicht.

Die Einzelhandelsflächen

Nach allen existierenden Einzelhandelsgutachten sei der Standort Ratingen schon jetzt mit Verkaufsflächen überdurchschnittlich gut versorgt. Deshalb sei der Bedarf an weiteren 5000 Quadratmeter Fläche auch anzuzweifeln. Die Discounter Edeka und Aldi wären in der Innenstadt natürlich ein Gewinn, fraglich sei aber, ob sie neben den schon vorhandenen Märkten bestehen werden. Die Frage der Kritiker: Woher soll bei mehr als doppelter Verkaufsfläche der notwendige doppelte Umsatz kommen? Zum Teil vielleicht aus den bestehenden Betrieben der Innenstadt, ein sogenannter Trading Down-Effekt wäre zu befürchten, denn bisher ist neben Aldi und Edeka nur von Einzelhandelsbetrieben die Rede, die es in der Innenstadt schon gibt. Auch der Ratinger Wochenmarkt könnte durch die Neuansiedlungen Schaden nehmen, so die Kritiker.

Städtebauliche Problematik

Jeder sei froh, dass das alte Hertie-Haus endlich abgerissen wird. Der Investor wurde von den Auflagen der örtlichen Gestaltungssatzung, die für alle anderen Geschäfte gilt und die dafür sorgt, dass der historische Kern der Innenstadt so attraktiv ist, befreit. Das führe zu einer „sehr introvertierten Außengestaltung“ im Erdgeschoss mit fast durchweg geschlossenen Wänden. Der Durchgang vom Busbahnhof zur Innenstadt werde durch eine Treppe mit 15 Stufen verstellt. Der einmal den Bürgern versprochene Wallgraben, eine Grünzone und die Verlängerung der stadtgeschichtlichen Gräben rund um die Innenstadt seien plötzlich vom Tisch, so die Sorge von Bürgern. Den Tiefgaragen, die eine Baugrube bis zum Beamtengässchen erfordern, werde der hohe Baumbestand um den Spielplatz herum fast vollständig geopfert. Was die Aufenthaltsqualität betrifft, werde der „Mehrgenerationenpark“ mit seinen integrierten Aufzugs- und Belüftungsschächten kein Ersatz sein können, befürchten Bürger.

Baukörper

Eine Alternative wäre ein deutlich geringerer Baukörper mit weniger Einzelhandelsfläche, dafür aber mehr Wohnungen. Weitere Punkte: Verwirklichung des Wallgrabens und der Erhalt des Baumbestandes auf dem Spielplatz Beamtengässchen, keine reine Investorenplanung, keine Befreiung von der Gestaltungssatzung, stattdessen eine Planung, die dem historischen Kern der Innenstadt gerecht werde.

Nach Angaben des Technischen Beigeordneten Jochen Kral wird es perspektivisch im Tiefgaragen-Bereich der neuen Wallhöfe deutlich mehr als 300 Stellplätze geben. Kritiker fragen: Werden diese Kapazitäten komplett in Anspruch genommen?

Um die Nutzung des Parkraums in der City zu optimieren, wird die Verwaltung neue Nutzungsmodelle entwickeln. Gedacht ist vor allem daran, die Konditionen für Dauerparker flexibler zu gestalten. Denn oftmals dürfen freie Plätze in Tiefgaragen nicht genutzt werden, weil sie theoretisch dauerbelegt sind. Viele Menschen, die in der City arbeiten, brauchen ihren Stellplatz aber nicht rund um die Uhr, sondern nur montags bis freitags während der Arbeitszeit. Entsprechend könnten Dauerparkplätze für bestimmte Zeiträume angeboten werden. An entsprechenden Modellen werde man arbeiten, so die Stadt.

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