Stadtplanung Kritik an Plänen für die Wallhöfe

Ratingen. · Ein ehemaliger Stadtplaner meint, der Entwurf der Wallhöfe auf dem Hertie-Areal sei zu kalt.

 Ein erster Entwurf der Wallhöfe, die nach dem Abriss des Hertie-Hauses enstehen sollen.

Ein erster Entwurf der Wallhöfe, die nach dem Abriss des Hertie-Hauses enstehen sollen.

Foto: RP/Tecklenburg Projektentwicklung

Nach Vorstellung der ersten Entwürfe für den neuen Wohn- und Geschäftkomplex an der Wallstraße (Wallhöfe) gibt es erste kritische Stimmen. Der ehemalige Stadtplaner Siegfried Aring findet harsche Worte: „Die architektonische Gestaltung ist fremd und unpassend.“ Derweil begrüßt die Werbegemeinschaft City-Kauf das Vorhaben, macht aber ebenfalls Bedenken geltend.

Grundsätzlich, so City-Kauf-Vorsitzende Manuela Kessler, stehe man dem Projekt positiv gegenüber. „Unsere Sorgen liegen in der Umsetzung der geplanten Anzahl der Parkplätze sowie in einem Verkauf des Areals, was für Tecklenburg typisch wäre. Das Unternehmen entwickelt erfahrungsgemäß, um dann weiterzuverkaufen. Da wäre eine auswärtige ,Heuschrecke’ natürlich eine Katastrophe als Käufer.“

In der Ratinger Innenstadt
gibt es genügend Backstuben

Die Ansiedlung des Einzelhandels begrüße man, auch wenn man definitiv genug Backstuben in der Innenstadt habe. „Kels und auch der geplante Discounter werden sicherlich eine Bereicherung für die Nahversorgung sein“, so Kessler“. Die Anlieger warteten aber noch auf eine Informationsveranstaltung seitens der Stadt.

Siegfried Aring: „Die Vergabe an einen Entwickler/Bauträger bei der Projektdimension ohne Ausschreibung und ohne Wettbewerb wird für problematisch/unzulässig und rechtlich bedenklich beziehungsweise angreifbar gehalten.“ Die Nutzung des Grundstücks hält Aring für „weit überbelegt“.

Der gewerbliche Teil/Handelsflächenansatz sei so nicht dem Einzelhandelskonzept zu entnehmen, die Bedarfe gebe es nicht in dieser Dimension: „Die Kernstadt ist gut versorgt, Ergänzungen sind sicher sinnvoll, aber so groß ist sicher überzogen.“ Schon zu Hertie-Zeiten habe sich der Standort nicht durchgesetzt; beim Neubau mit entsprechend hohen Mieten werde das nicht einfacher. Die Wohnbauentwicklung sei positiv zu sehen, die Qualität im Mischbetrieb aber problematisch.

Aring: „Die architektonische Gestaltung ist fremd und unpassend, die recht simplen Versatzfenster-Lochfassaden, die flach geneigten Faltdächer, die unendlich langen EG-Wände, alles keine Elemente, die sich in das bestehende Stadtbild einfügen, fremd, eng, unangenehm, abweisend. Sie weicht darüber hinaus von der Gestaltungssatzung für die Innenstadt deutlich ab.“

Die Architekten hätten „die Topographie nicht sorgsam aufgenommen, die Höhen aus dem Auge verloren, nur dem Nutzungsdruck folgend geplant“.

„Mal wieder“ seien Planungsgrundlagen zu spät erarbeitet worden. Die Grabungen zur Stadtmauer seien erst nach dem Architekturkonzept durchgeführt würden: „Dann fällt die Anpassung besonders schwer oder löst Konflikte aus.“

Die Einengung der Wallstraße verlasse das Ziel „grünen Rings“, die Lösung sei so nicht akzeptabel, die Rahmenplandaten hätten bessere Lösungen vorgesehen, „die aber offensichtlich dem Kommerz geopfert wurden“. Außerdem müsse es eine großzügige Fußgänger- und Radweglösung geben statt dieser „relativ engen Furt“.

Der Boulevard habe den Nachteil, dass keine ruhigen abgeschirmten Bereiche wie bei einem Blockkonzept entstünden, alles werde laut und zugig: „Durch den meist starken Südwestwind und den Staudruck der quer stehenden Fassaden wird die offene Passage ein wahrscheinlich unangenehmer zugiger Ort, der vom Düsseldorfer Platz her auch noch durch eine Treppenanlage mit 17 Stufen erst zu erklimmen ist. Wahrlich keine so tolle Lösung.“

Dass die Stadt die teuren Stellplätze baut und der Träger diese preiswert ablöse (pro Stellplatz nur 10 200 Euro), sei schwer vermittelbar, meinte Aring.

Die städtische Tiefgarage werde mit Kosten von etwa 30 000 Euro pro Stellplatz eingeschätzt, also mit mehr alsr sechs Millionen Euro plus Ingenieurleistung und Grün-Abdeckung. „Das bedeutet, aus öffentlichen Mitteln wird ein privates Projekt immens subventioniert“, erklärte Aring. Eine Einrichtung von Doppelparkern in der Tiefgarage sei nutzerunfreundlich, alles sei eng bemessen und schlecht befahrbar.

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