Aus Liebe zum Zehnkampf

Vor 26 Jahren gründet sich bei Olympia 1992 das Barca Decathlon Team. Jetzt fahren die Mehrkampf-Enthusiasten mit Wohnmobilen zur Europameisterschaft nach Berlin.

Aus Liebe zum Zehnkampf
Foto: Dirk Jochmann

Krefeld. Begonnen hat alles mit einem Ausflug zu den Olympischen Sommerspielen in Barcelona. Es ist das Jahr 1992. Vier Männer machen sich von Krefeld aus auf den Weg in die katalanische Hafenstadt. Es ist Anfang August — der Zehnkampf hat es dem Quartett angetan. Olympiasieger wird der Tschechoslowake Robert Zmelik. Der Deutsche Paul Meier wird Sechster.

Auch für Jockey Brey, Manfred Coelen, Wolfgang Röttsches und Peter Schroers waren die Reise und der olympische Zehnkampf ein Gewinn. Die Begeisterung für die Disziplin hat sie bis heute nicht mehr losgelassen. Schroers (57), ein ehemaliger Hürdenläufer und Mehrkämpfer in der Jugend, trainierte einst mit dem späteren Silbermedaillengewinner von Los Angeles 1984, Jürgen Hingsen, bei Bayer Uerdingen zusammen.

Der Zehnkampf, griechisch Decathlon genannt, war schon immer seine Leidenschaft. Er erlebt die Atmosphäre in Götzis vor 10 000 Zuschauern. Oder wie bei Manfred Coelen, der die Sportart seit den 1960er Jahren verfolgt. Es ist die Zeit, als Willi Holdorf 1964 in Tokio Gold gewinnt. Coelen, der nebenbei Mundart-Autor und der Mann hinter der Pappköpp-Figur Matthes ist und Bücher verlegt, ist von der Idee, nach Barcelona zu fahren, begeistert. Die Vier finden Gefallen am Wettkampf Mann gegen Mann, dessen Sieger als „König der Athleten“ verehrt wird.

So gründeten sie 1992 das „Barca Decathlon Team“. Das Quartett fährt in den Anfangsjahren oftmals mit dem Wohnmobil durch die Welt, besucht Zehnkämpfe, seit 1994 auch immer wieder Götzis, das Wimbledon im Zehnkampf, wie es heißt. 26 Jahre hautnah dabei. 2001 erlebten die vier Männer den Weltrekord des Tschechen Roman Sebrle, der erstmals in Götzis die Schallmauer von 9000 Punkten durchbrach. Die Bestmarke hielt elf Jahre lang, bis Ashton Eaton ihn überbot.

Coelen und Barca-Mitglied Wilfried Meuter reisten 2000 zu den Olympischen Spielen nach Sydney, drei aus dem Gründungs-Quartett fahren 2004 nach Athen, als der Uerdinger Leichtathlet Dennis Leyckes an den Start ging. Auch die Geschicke Michael Schraders, WM-Zweiter in Moskau, ebenfalls ein Spross aus der Bayer-Zehnkampf-Tradition, verfolgen sie.

Die Gruppe wurde immer größer, Wolfgang Röttsches zum Reiseplaner ernannt. Mittlerweile gehören schon bis zu 14 Leute dazu, wie Julius Schrörs oder Wilfried Meuter samt Ehefrauen und Freunden. Sie sehen die Weltmeisterschaften in Helsinki 2005, in Berlin 2009, sind bei drei Europameisterschaften dabei. Allein bei Olympia 2012 in London sind sie nicht im Stadion.

Wie 1996 müssen sie auf Abstand bleiben, schauen die Olympischen Spiele in Atlanta am Fernseher. Doch der Zehnkampf wird nicht gezeigt. Schroers greift zum Telefon und ruft nachts beim ZDF an. Man möge doch statt der Dressur mal endlich zum Zehnkampf schalten.

Über das Skatspiel finanzieren sie mitunter die Fahrten. Und es ist noch lange nicht vorbei. Am 6. August beginnen die Europameisterschaften der Leichtathleten in Berlin. Das Barca Decathlon Team wird mit zwölf Leuten dabei sein, in der deutschen Hauptstadt. Geschlafen wird im Hotel oder im Wohnmobil. So wie früher in Barcelona. Damals vor 26 Jahren.

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