Die Schlinge zieht sich weiter zu

Manager Frank Flatten glaubt bei der HSG Düsseldorf nicht mehr an das Wunder.

Düsseldorf. Das 29:36-Debakel gegen den TuS Nettelstedt-Lübbecke hat bei der HSG Düsseldorf tiefe Spuren hinterlassen. An den Klassenerhalt in der Handball-Bundesliga glaubt nun selbst Berufs-Optimist Frank Flatten nicht mehr. "Es gibt nichts Schlimmeres, als die Karten aus der Hand zu geben, wie es die Mannschaft in dieser Saison schon mehrfach gemacht hat. Nun sind wir auf die Schützenhilfe anderer Klubs angewiesen", sagt der Manager zwei Tage nach der Pleite gegen die Westfalen, die den Klub in eine fast ausweglose Situation gebracht hat. "Ich gehe nicht davon aus, dass wir den Klassenerhalt schaffen." Dem Erstligisten droht ein tiefer Fall, denn ein Abstieg ist wohl gleichbedeutend mit dem vorläufigen Ende für den Profi-Handball in Düsseldorf. Sponsoren wie die Stadtsparkasse (ca. 150 000 Euro Jahresvolumen) knüpfen ihr Engagement an die Erstklassigkeit. Etliche Spielerverträge werden hinfällig, wenn Düsseldorf absteigt. Bei diesem Thema hat sich Frank Flatten einen Maulkorb angelegt, vorläufig. "Ich möchte jetzt nicht, dass andere Vereine Kontakt mit den betreffenden Spielern aufnehmen. Das würde noch mehr Unruhe in die Mannschaft bringen", sagt Flatten.

Zu wenige Führungsspieler, zu viele Söldner im Team

Der Manager muss sich im Nachhinein den Vorwurf gefallen lassen, dass er die falschen Leute verpflichtet hat. "Man denkt, man ist personell besser aufgestellt als in der vergangenen Saison, und dann passiert so etwas", sagt der 42-Jährige. Er bezieht sich auf Björn Navarin (31) und Max Ramota (29), die nach Verletzungen die Erwartungen nicht erfüllen konnten. "Die Mannschaft hat zu oft Kinder und Zigeuner gespielt", sagt Flatten überaus kritisch. "Die einen wissen manchmal nicht, was sie tun, die anderen ziehen weiter." Das heißt, die HSG hat zu wenige Führungsspieler und zu viele Söldner im Team. Präsident Erwin Schierle sieht es ähnlich. "Der Zusammenhalt in der Mannschaft ist mit dem Teamgeist der Vorjahre nicht zu vergleichen", sagt der 58-Jährige. "Zweimal haben wir den Klassenerhalt knapp geschafft. Aber irgendwann muss es schief gehen. Wenn nicht in dieser, dann in der nächsten Saison. Das kann man bei diesem Etat vorhersehen", sagt Schierle, der sich zu seinem weiteren Engagement bei der HSG nach dem Spiel gegen Gummersbach äußern will. "Dann werde ich mehr dazu sagen", sagt Schierle, der als Förderer der HSG großen Anteil am Wiederaufstieg hatte. Ohne seine finanzielle Hilfe würde das Finanzgerüst zusammenbrechen.

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