Den Abstieg dicht vor Augen

Bei der HSG Düsseldorf geht die Angst um. Die Mannschaft verkriecht sich in der Kabine.

<strong>Düsseldorf. Wie geprügelte Hunde schlichen fast alle Handballer der HSG Düsseldorf in die Kabine. Nach der 29:36 (12:17)-Niederlage gegen den TuS Nettelstedt-Lübbecke blieben nur Robert Runge und Alexandros Vasilakis länger auf dem Spielfeld. Gedankenverloren gaben sie den jungen Fans Autogramme oder versuchten eine Erklärung für die Pleite gegen die ebenfalls abstiegsbedrohten Westfalen zu finden. "Es war ein reines Nervenspiel. Und die Nerven haben uns offensichtlich gefehlt. Aber es ist noch nichts verloren", übte sich der 24-jährige Linksaußen in Zweckoptimismus.

Vielleicht war der Auftritt der HSG am Samstag auf nicht absehbare Zeit der letzte in der höchsten deutschen Spielklasse, denn das Abstiegsgespenst hat bedrohliche Formen angenommen. Verliert das Team von Spielertrainer Nils Lehmann am kommenden Samstag (erwartungsgemäß) gegen den VfL Gummersbach ist sogar der direkte Absturz in die 2. Bundesliga möglich, falls Wetzlar (gegen Magdeburg) punktet und Nettelstedt (gegen Hildesheim) gewinnt.

Selbst bei Punktgleichheit mit einer Mannschaft würde die HSG Düsseldorf den Kürzeren ziehen, weil sie ein schlechteres Torverhältnis als die Konkurrenz aus Wetzlar und Nettelstedt hat.

Nils Lehmann, der HSG-Spielertrainer nach der Pleite

"Wir waren von der ersten bis zur letzten Minute die bessere Mannschaft. Die Bedeutung des Spiels hat die Düsseldorfer Handballer verkrampfen lassen. Aber ich hoffe doch, dass die HSG noch den Klassenerhalt schafft."

Velimir Klajic, Trainerfuchs des Tus Nettelstedt

Hartmut Lehmann, Ex-Präsi- dent der HSG)

Adolf Böhr, Vorstand der HSG

Die HSG Düsseldorf steht in der Handball-Bundesliga vor einem Scherbenhaufen. Dafür gibt es mehrere Gründe. Der Klub konnte keine stärkere Mannschaft aufbieten, weil neue Sponsoren ausbleiben und der Etat seit dem Wiederaufstieg bei 1,2 Millionen Euro stagniert. Auf der anderen Seite hatte die HSG Pech mit den Verpflichtungen. Die als Top-Leute geholten Björn Navarin und Max Ramota waren entweder verletzt, krank oder zu schwach für die Liga. Auch wenn der Klassenerhalt irgendwie realisiert werden kann, würde Düsseldorf kommende Saison erneut vor dem Abstieg stehen. Nur, wenn die Düsseldorfer Wirtschaft ihr Herz für die HSG entdeckt und Geld investiert, kann es aufwärts gehen. Andererseits steht der Profi-Handball in Düsseldorf mittelfristig vor dem Aus.

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