Theater an der Kö „Der Corona-Spielplan ist einer der besten“

Düsseldorf · Nach langer Pause wird das Düsseldorfer „Theater an der Kö“ in der nächsten Woche seinen Spielbetrieb wieder aufnehmen. Wir haben mit dem Chef des Theaters über den Saisonstart gesprochen.

 Spielen in „Ungeheuer Heiß: Markus Majowski, der auch Regie führt, sowie Marie Theres Relin, Franziska Traub und Kerstin Fernström (v.l.).

Spielen in „Ungeheuer Heiß: Markus Majowski, der auch Regie führt, sowie Marie Theres Relin, Franziska Traub und Kerstin Fernström (v.l.).

Foto: Kö

Besonders in Krisenzeiten suchen auch Theaterfreunde Ablenkung, wollen nach Herzenslust lachen und ihren Alltag nicht nur von Corona-Specials im Fernsehen und Internet beherrschen lassen. Nach der längsten theaterfreien Zeit der Nachkriegsgeschichte wird das Düsseldorfer „Theater an der Kö“ in der nächsten Woche (26. August) seinen Spielbetrieb wieder aufnehmen. Mit bekannten Namen und unterhaltsamer Boulevard-Kost. Unter Beachtung der geltenden Regeln von Maskenpflicht und Sicherheitsabstand, versteht sich. Um treue Abonnenten für die im Lockdown ausgefallenen Stücke zu entschädigen, bietet Hausherr René Heinersdorff sieben Premieren – statt, wie bisher, fünf.

Zum Auftakt heißt es „Ungeheuer heiß“ – nicht nur in Anspielung auf die Temperaturen der vergangenen Woche und die wieder aufflammende Corona-Debatte. In dem gleichnamigen Sommer-Schwank von Lars und Krister Classon erlebt die glücklich verheiratete Lisa eine Überraschung und unverhofft ein heißes Abenteuer – mit reichlich Verwechslungen.

Komplikationen am laufenden Band dominieren auch in „Extrawurst“ – einer Komödie aus dem Tennisclub-Milieu. Es geht um die Wurst – genauer: darum, aus welchem Fleisch Grillwürste bestehen dürfen. In einem Club, in dem ein türkisches Tennis-Ass die Nase vorn hat. Neben Marion Kracht in „Reizende Wäsche“ gibt es ein Wiedersehen mit den TV-Altvorderen Max Schautzer und Horst Janson in „Kerle im Herbst“ und mit Skandal-Mimen Martin Semmelrogge in „Abschiedsdinner“. Doch alles steht und fällt mit der Zuschauer-Resonanz unter den neuen Bedingungen. Darüber sprachen wir mit René Heinersdorff.

 Theaterchef René Heinersdorff.

Theaterchef René Heinersdorff.

Foto: Heinersdorff

Herr Heinersdorff, seit Mitte März ist das Theater an der Kö dicht. Wie sind Sie über die Runden gekommen?

René Heinersdorff: Wir haben ganz gut gewirtschaftet und sind zumindest liquide geblieben. Das hat aber auch mit dem Engagement unsers Vermieters zu tun, der Gelassenheit unserer Abonnenten, die in der kommenden Spielzeit den Gegenwert ihrer Vorleistung erhalten sollen und den allgemeinen Maßnahmen, wie Wirtschaftshilfe zu tun.

Sie beginnen mit „Ungeheuer heiß“. Wie ist dem Theaterchef Heinersdorff bei der Wiedereröffnung zumute?

Heinersdorff: Mulmig. Viele halten das für Harakiri. Aber ich kann dieses Dahinsiechen nicht mehr ertragen. Es gibt kaum Orte, in denen der Luftumsatz das Infektionsrisiko so gering hält wie im Theater, aber ob der Zuschauer das auch emotional begreift und das Vertrauen fasst, zu kommen, muss sich zeigen.

Jedes Haus darf in NRW voll besetzt werden, bis 300 Zuschauer brauchen Sie ein akzeptables Hygienekonzept. Wie halten Sie es mit Sicherheitsabstand und Masken-Pflicht?

Heinersdorff: Die Regeln sind klar: Abstand im Foyer, der bei uns durch die Mall der Schadow-Arkaden gewährleistet werden kann, Hand-Desinfektion und Maskenpflicht bis man auf seinem Platz sitzt und Nachvollziehbarkeit der anwesenden Personen. Wäre übrigens Stoff für eine Komödie. Eine Frau, die mit ihrem Liebhaber ins Theater geht und ihr Mann arbeitet beim Gesundheitssamt.

Darf es eine Pause geben?

Heinersdorff: Wir entscheiden das je nach Stück und Auslastung. Die Getränke geben wir geschlossen heraus, so dass beim Spülen keine Fehler passieren können. Wir wollen auch – das habe ich in Italien gelernt – am Eingang kurz Fieber messen, so, dass kein, auch an einer normalen Grippe akut Kranker sich und andere gefährden kann.

Wie sieht es aus, wenn mehr Zuschauer kommen wollen?

Heinersdorff: Bis wir die 300 erreichen, fürchte ich, vergeht noch Zeit. Wenn es mehr werden, verteilen wir die auf andere Abende.

Und wenn weniger eine Karte kaufen, wie sieht es dann finanziell aus?

Heinersdorff: Wir starten jetzt und sollten wir etwa Mitte November feststellen, dass es so nicht geht, müssen wir das tun, was Unternehmen tun müssen, wenn sie sich nicht mehr tragen.

Welche Möglichkeiten hat die Stadt, Privattheater zu retten?

Heinersdorff: Stuttgart, Frankfurt, Bonn, Münster, aber auch Hamburg und Berlin unterstützen ihre Boulevardtheater mit entsprechenden Mietentlastungen und Kulturförderung, auch schon vor Corona. Die Stadt Düsseldorf könnte sich das ebenfalls überlegen. Auch nach der Durststrecke.

Wird Ihr Theater auch noch einen Spielplan 2021/2022 vorlegen können?

Heinersdorff: Wir arbeiten längst am neuen Spielplan und haben bereits schöne Abschlüsse erreichen können. Auch der jetzige Corona-Spielplan ist aus lauter Verzweiflung einer der besten seit Bestehen des Theaters. Vorlegen können wir einiges. Die Frage wird lauten, ob wir es bezahlen können.

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