Kommentar Warum Merkels Besuch für Laschet so wichtig war

Meinung | Düsseldorf · Bundeskanzlerin Merkel (CDU) lobte bei ihrem Besuch in NRW Maskenpflicht in Schulen und Strafen im ÖPNV für Maskenverweigerer. Über früh geöffnete Möbelhäuser oder Tönnies‘ Schweinereien sprach sie nicht. Wichtig ist warum.

 Laschets Kabinett mit Kanzlerin Merkel.

Laschets Kabinett mit Kanzlerin Merkel.

Foto: dpa/Sascha Schuermann

Wenn man den Besuch der Bundeskanzlerin Merkel (CDU) in Düsseldorf und Essen sachlich begutachtet, muss man sagen: Viel herumgekommen ist nicht. Absichtserklärungen in Corona-Fragen: Nicht noch mehr Öffnung, Schulen und Kitas ermöglichen hat Priorität. Und: Letzte Warnung an die Bevölkerung, sonst wird wieder angezogen. Dazu ein gemeinsam anvisierter europäischer Weg in der Flüchtlingsfrage: Am Ende eines solchen Treffens betont man Gemeinsamkeiten. Zwischen den Zeilen wirkte freilich nach, dass der NRW-Corona-Öffnungskurs nicht immer Merkels Gefallen gefunden hat. Sie lobte Maskenpflicht in Schulen und Strafen im ÖPNV für Maskenverweigerer in NRW, mahnte die große Verantwortung ob dicht besiedelter NRW-Räume an. Über früh geöffnete Möbelhäuser oder Tönnies‘ Schweinereien sprach sie nicht. Wichtig ist warum: Weil sie Laschet nicht in den Rücken fallen wollte.

Aber es geht am Ende nicht zuerst darum, was Merkels Gefallen findet, sondern wie konsistent und einleuchtend Politik ist. Die Landesregierung in NRW hat eine Corona-Philosophie verstetigt, die Willen zur Flexibilität voraussetzt: Öffnung wenn möglich, Schließung wenn nötig. Das ist sinnvoll, weil es Wege geben muss, mit einer solch hartnäckigen und substanziell unangreifbaren Pandemie leben zu können. Aber es ist nicht immer beliebt: Nationale Zweifel an Laschet rühren vor allem aus seiner zu Philosophie gewordenen Abwägung heraus, die als Wankelmütigkeit interpretiert wird. In der Not bevorzugen viele Wähler die breiten Schulten eines versicherten Landesvaters. Aber entstehen so die besseren Lösungen?

Für den NRW-Ministerpräsidenten persönlich ist der Tag mit Merkel gut gelaufen: Kaum zu glauben, dass Laschet nicht CDU-Vorsitzender wird im Gespann mit Jens Spahn - gegen Merz oder Röttgen. Kaum zu glauben, dass Spahn ihm noch abspringt: Warum sollte der Gesundheitsminister einen Kanzler Söder wollen, der ihm den eigenen Karriereweg abschneidet? Dass Merkel Laschet das „Rüstzeug für mehr“ attestiert und dessen Griechenland-Reise erwähnt hat, gibt Hinweis, dass alte Verbundenheit ihre jüngere Krise überdauert hat. Für Laschets Ambitionen ist das lebensnotwendig: So sehr die Zeit Merkels bald vorbei sein wird, so viel zählt ihr Wort wieder auf der Berliner Bühne, in deren Zuschauerraum beim Namen Laschet noch häufig abgewunken wird. Das aber ist ihm oft passiert: Nachdem Karl-Josef Laumann statt seiner CDU-Fraktionschef in NRW wurde. Oder als Laschet wenig chancenreich in eine Landtagswahl 2017 zog.

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