Johnson baut weitere 64 Stellen ab

Aber das Unternehmen sieht auch Anzeichen für eine Besserung.

Burscheid. In der Europazentrale von Johnson Controls (JC) werden weitere 64 Stellen abgebaut. Das erfuhren über tausend Mitarbeiter des Automobilzulieferers Montagvormittag auf der Belegschaftsversammlung von Europachef Johannes Roters.

Die betroffenen Mitarbeiter sind bereits informiert. Einige von ihnen, die im direkten Kundenkontakt oder anderen geschäftskritischen Funktionen tätig waren, sind auch mit sofortiger Wirkung freigestellt worden.

Nach Unternehmensangaben sind in der Zahl auch diejenigen Beschäftigten enthalten, die das Unternehmen freiwillig verlassen. Wie viele dazu bereit sind, wurde aber nicht bekanntgegeben. 25weitere Mitarbeiter aus Burscheid konnten in anderen Konzernbereichen untergebracht werden. Das Angebot zum freiwilligen Ausscheiden wird zumindest bis Ende Juni verlängert.

Schon im vergangenen Herbst hatten knapp 70 Mitarbeiter das Angebot zum freiwilligen Ausscheiden angenommen, dazu waren rund 100 weitere gekündigt worden. Nach dem am Montag angekündigten zusätzlichen Stellenabbau wird sich die Zahl der Beschäftigten in der Europazentrale und den ihr angegliederten Entwicklungsbüros auf rund 1700 reduzieren.

Das europaweite Restrukturierungsprogramm von JC soll auch nach den jüngsten Maßnahmen fortgesetzt werden. Dass ein weiterer Stellenabbau auch in Burscheid droht, wollte Sprecherin Astrid Schafmeister zwar nicht ausschließen. Allerdings wurden am Montag auch einige positive Nachrichten verbreitet.

So hat der Boom bei den Kleinwagen aufgrund der Abwrackprämie dazu geführt, dass an einigen Standorten die Kurzarbeit zurückgefahren werden konnte. Aktuell befinden sich noch 7800 von europaweit 31 000 Beschäftigten in Kurzarbeit. Auf der Fordlinie des Bochumer Werks musste die Kurzarbeit trotz Beantragung nicht eingesetzt werden, weil der Fiesta derzeit so gefragt ist.

Außerdem habe der Innenraumausstatter einige Aufträge für Nachfolgemodelle bereits betreuter Marken sowie neue Aufträge an Land ziehen können. Gleichwohl "befinden wir uns weiter in einem schwierigen Konjunkturumfeld", sagt Schafmeister. Die Insolvenz von Chrysler und die unsichere Zukunft von Opel belasten auch JC.

Die Unternehmensleitung will der Forderung der IG Metall, auch in der Europazentrale einen Betriebsrat einzurichten, nicht nachkommen. Das Betriebsverfassungsgesetz spreche von der Möglichkeit, aber nicht von der Pflicht, einen Betriebsrat zu installieren. "Von uns wird keine Initiative dazu ausgehen", so die Sprecherin.

Auch gebe es bisher keine Anzeichen zu einer Gründung aus dem Kreis der Mitarbeiter. "Die Personalauswahl bei den Entlassungen geschieht aber nach sozialverträglichen Kriterien." An allen Produktionsstandorten von JC gibt es Betriebsräte.

Trotz Krise hat sich Johnson Controls entschieden, im September wieder an der Internationalen Automobil-Ausstellung (IAA) in Frankfurt teilzunehmen. Die Präsenz auf der Messe gehöre neben den Maßnahmen zur Kostensenkung und Effizienzsteigerung dazu, um wettbewerbsfähig zu bleiben, sagte Europachef Roters.

An die Belegschaftsversammlung bei JC schloss sich am Montag direkt der Start in die weltweite Mitarbeiterinformationswoche an. An allen Standorten gibt es Workshops und Aktionen.

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