Kundgebung abgeblasen

Geschäftleitung untersagt Mitarbeitern Protestaktion in der Arbeitszeit.

Burscheid. Verärgert reagieren die wenigen Federal-Mogul-Mitarbeiter, die Mittwochmorgen von zu Hause auf den Marktplatz gekommen sind, um an der Protestkundgebung der IG Metall gegen die geplanten Entlassungen in den Burscheider Werken teilzunehmen.

Über Nacht hatte die Gewerkschaft den Aktionstag abgesagt. "Ich bin tief enttäuscht, dass der Protest so torpediert wird. Man fühlt sich als Mitarbeiter wie ein Spielball, der auf dem Feld von einer Ecke zur anderen getreten wird", sagt einer der Männer auf dem Markplatz, bevor er wieder in sein Auto steigt und davonfährt.

"Die Geschäftsleitung hat es den Mitarbeitern untersagt, an der Kundgebung teilzunehmen, und mit arbeitsrechtlichen Schritten gedroht", erklärt der Bevollmächtigte der IG Metall, Witich Roßmann. Es sei nicht verantwortbar gewesen, den Beschäftigten in der angespannten Situation dieses Risiko zuzumuten. "Die Angst bei den Leuten im Betrieb ist derzeit sehr ausgeprägt", sagt Roßmann. Er sieht die harte Reaktion der Geschäftsleitung als ein Zeichen für Schwäche.

In dem Verbot, an der Kundgebung teilzunehmen, erkennt die IG Metall in ihrem Schreiben an die Mitarbeiter einen Verstoß gegen die Versammlungsfreiheit. Außerdem sei der Betriebsrat von der Geschäftsleitung bei seiner Arbeit massiv behindert worden. "Wir prüfen gerade, ob eine Strafanzeige Sinn macht", sagt IG Metall-Geschäftsführer Wolfgang Rasten, der die Flugblätter vor dem Werkstor verteilt.

Die Geschäftsführung sieht sich im Recht. "Vom Betriebsrat wurde eine außerordentliche Betriebsversammlung einberufen, die mit dem Aktionstag der IG Metall zusammen geführt werden sollte. Das verstößt gegen das Betriebsverfassungsgesetz", sagt Federal-Mogul-Sprecher Bruno Seifert.

Versammlungen seien außerdem nur außerhalb der Arbeitszeit möglich. Ansonsten müsste die Geschäftsleitung dazu ihre Zustimmung erteilen. "Ein solche Anfrage gab es aber vom Betriebsrat aber nicht. Wir haben trotzdem angeboten, die Kurzarbeit auf diesen Tag zu legen, um so den Mitarbeitern die Versammlung zu ermöglichen", erklärt Seifert.

Derweil sind die Federal-Mogul-Mitarbeiter im Werk in Wiesbaden bereits in den Streik getreten. Ein Vorgehen, das von der Gewerkschaft nach einer möglichen Urabstimmung nicht ausgeschlossen wird. "In erster Linie geht es aber um den Erhalt der Arbeitsplätze und nicht darum zu streiken. Das ist nur das letzte Mittel", sagt Roßmann.

Bei der Geschäftleitung sieht man mögliche Streiks mit Sorge: "Egal in welchem Werk das passiert, bedeuten Streiks ein gefährliches Risiko, weil sie unsere Wettbewerbsfähigkeit einschränken und Lieferungen zu den Kunden gefährden", betont Seifert.

Was die angekündigten Entlassungen angeht, scheint sich wenig bewegt zu haben. "Die geplanten Maßnahmen sind unumgänglich für das Unternehmen, um aus der Krise herauszukommen und auch danach bestehen zu können", erklärt Seifert.

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