Fortuna-Trainer setzt auf die Offensive Rösler treibt den Kulturwandel voran

Düsseldorf · Fortunas neuer Trainer sieht die Stärken seines Kaders vor allem in der Offensive. Ballbesitz, Kontrolle und Spaß am Spiel — so will er auch am Samstag beim VfL Wolfsburg auftreten.

 Viel fordern, viel wollen, viel reden: Trainer Uwe Rösler muss dieser Tage beim Training von Fortuna Düsseldorf viel erklären.

Viel fordern, viel wollen, viel reden: Trainer Uwe Rösler muss dieser Tage beim Training von Fortuna Düsseldorf viel erklären.

Foto: Christof Wolff

Über zu viel Leerlauf kann er sich dieser Tage nicht beschweren, der Uwe Rösler. „Der Kalender ist noch voll: Wohnung ansehen, Trainingsabläufe, Meetings, Presse. Am Tag passiert unheimlich viel, und das ist immer gut für mich. Wenn es langweilig wird, dann ist es gefährlich“, hat der neue Fortuna-Trainer am Donnerstag erzählt. Da erlebte Rösler, 51, gerade mal seinen zehnten Arbeitstag in Düsseldorf, und schon musste er über das dritte Spiel unter seiner Regie sprechen. Nach seinem Debüt in der Fußball-Bundesliga am vergangenen Samstag gegen Eintracht Frankfurt (1:1) und dem DFB-Pokalspiel am Dienstag in Kaiserslautern (5:2) geht es am kommenden Samstag (15.30 Uhr) in der Liga beim VfL Wolfsburg weiter.

Der wird dann der dritte Gegner sein, über dessen Stärken und Schwächen der Trainer sich in einer Art Nachtschicht informiert. Rösler hat ja bis Mitte Dezember in Schweden gearbeitet, zuvor in England und Norwegen, die Bundesliga kannte er bis vor wenigen Tagen nur aus der Ferne. Deswegen müsse er nun „mehr oder weniger die ganze Nacht Video gucken“. Natürlich versorge ihn das „sehr, sehr gute Funktionsteam um mich herum“ mit Informationen, aber es sei ebenso wichtig, „dass du dich selber hinsetzt und dir selber ein Gefühl erarbeitest über Wolfsburg und die Spieler“.

Abwarten und Kontern passe nicht zum Charakter des Kaders

Für seine eigene Mannschaft hat er bereits eins. Und das will so gar nicht zur landläufigen Meinung über einen Tabellensiebzehnten passen, der nach 20 Spieltagen auf gerade mal vier Siege und 19 Tore blicken darf. Und auch nicht zu der seines Vorgängers Friedhelm Funkel, der stets die kompakte Defensive predigte. Rösler sieht die Stärken seiner neuen Mannschaft nämlich in der Offensive.

Bei seiner Vorstellung vor gut einer Woche hatte er es noch vermieden, sich gleich auf einen Spielstil festzulegen, er wolle sich erst mal ein Bild von seiner Mannschaft machen und dann ein System finden, das zu den individuellen Stärken passt. Er sei da flexibel genug, den Kader auf Teufel komm raus in ein bestimmtes Schema pressen, sei nicht sein Ding. Nun ist er soweit. Und will auch in Wolfsburg so spielen lassen wie über weite Strecken gegen Frankfurt und in der zweiten Hälfte in Kaiserslautern, in der die Fortuna vier Tore schoss: „Wir müssen gewinnen, und du gewinnst nicht, wenn du abwartenden Fußball spielst. Dann kannst du mal Glück haben, wenn du einen Konter setzt. Aber wie unsere Mannschaft zusammengesetzt ist, entspricht es ihrem Charakter mehr, wenn wir versuchen, die Initiative zu ergreifen. Mit und ohne Ball.“ Mehr Kontrolle, mehr Ballbesitz, heißt also das neue Motto bei der Fortuna. Nur dann spiele man „in ganz anderen Gebieten auf dem Spielfeld, dann macht der Fußball viel mehr Spaß, und da haben wir unsere Qualitäten“.

Gegen Frankfurt und beim FCK lief längst nicht alles rund

Bei Spielern und Vorgesetzten scheint das anzukommen. Schon nach dem Frankfurt-Spiel sagte Mittelfeldspieler Alfredo Morales: „Es hat noch nie so Spaß gemacht.“ Vorstandvorsitzender Thomas Röttgermann hatte gar den „den Anfang der Spielveränderung gesehen“.

Zur Wahrheit gehört natürlich, dass längst nicht alles klappte. Gegen die lethargische Eintracht gab es nach der starken Anfangsviertelstunde viel Leerlauf, in Kaiserslautern brach die Fortuna mit dem ersten Gegentor in der zehnten Minute förmlich ein. Erst nach der Pause war — vor allem dank der Einwechselung von Kevin Stöger — zu erkennen, dass die Düsseldorfer im Alltag zwei Klassen höher spielen als der FCK.

Rösler erklärte die Durchhänger aber nicht etwa mit konditionellen oder qualitativen Defiziten, sondern mit fehlendem Selbstvertrauen: „Die Spieler müssen voll begreifen, wie gut sie eigentlich sind.“ Große Worte für den Trainer eines Vorletzten, der noch kein Spiel gegen ein Team auf den Tabellenplätzen eins bis elf gewonnen hat. Ob seine Spieler wirklich so gut und in der Lage sind, gegen prominent besetzte Mannschaften wie den VfL Wolfsburg nach vorne zu spielen, wird sich am Samstag zeigen.

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