Fortuna Düsseldorf Fan im Ausland: Per Direktflug in die Arena

Alexander Struve reist zu den Heimspielen des Fußball-Zweitligisten aus Norwegen an.

Düsseldorf. Alexander Struve sieht nicht aus, als ob er ein Blatt vor den Mund nimmt. Schon gar nicht, wenn es um seine große Liebe Fortuna Düsseldorf geht. Es sei eine "geile, wahnsinnige Liebe zur Fortuna", sagt der 40-Jährige frei heraus, und seine Augen leuchten dabei vor Glück.

Wenn Alex Struve die Fortuna heiraten könnte, wäre sein alter Kumpel sicher der Trauzeuge. "Die Liebe zum Verein hat sich damals nur entwickelt, weil er mich mitgenommen hat." Und weil Struve dadurch den in seiner Jugend höchst erfolgreichen und allgegenwärtigen Münchener Bayern von der Fahne ging. "Erst war ich ja Bayern-Fan", sagt er heute. Aber sein Kumpel versprach ihm damals: "Komm mit zur Fortuna, und dann wirst du nie wieder Bayern-Fan sein."

Vor 30 Jahren hat es ihn "gepackt" - und bis heute hält er die Treue

Das wirklich Erstaunliche daran: So oft es geht, kommt Alex Struve aus Norwegen zu den Heimspielen des derzeitigen Fußball-Zweitligisten. Mindestens zu jedem dritten Heimspiel. Ihm sei es egal gewesen, ob die Fortuna in der Oberliga, Regionalliga oder wie jetzt in der zweiten Liga spielt. Er kam immer und hielt die Treue.

Der Wohnort Norwegen erklärt sich durch seine Geburt: Am 26. März 1969 wurde Alex Struve in Oslo geboren. "Da fing das mit der Schreierei auch schon an, und obwohl es sich nicht so ganz wie Fortuna angehört hat, war die richtige Lautstärke schon da", sagt er heute. Als er zehn Jahre alt war, zog er mit seiner Familie nach Ratingen-Homberg, und es mag im Herbst 1979 gewesen sein, als ihn Amors Liebespfeil traf. Zumindest fußballtechnisch.

"Fortuna Düsseldorf war auf einmal meine große Liebe. Die Stimmung, die Atmosphäre und die wahnsinnige Freude nach jedem Tor, die Fortuna mir gemacht hat, sind unbeschreiblich", sprudelt es aus Struves Mund heraus. Damals belegte die Fortuna Platz elf in der Bundesliga, hatte am Ende der Saison den Pokal verteidigt und sich das legendäre Duell mit dem FC Barcelona in Basel (3:4 n.V.) geliefert. Kein Wunder, dass es ihn gepackt hat - bis heute. "Wenn ich daran denke, kommt die Gänsehaut direkt wieder. Die Zeit wird für immer und ewig in meinem Herz bleiben."

Als er 1986 zurück nach Norwegen musste, hatte er etliche Stadionbesuche "auf dem Buckel". Bei einem Sieg habe er aus Freude geheult, und wenn sie verloren haben, habe er nochmal so viel geheult. Liebe kann manchmal eben auch weh tun. In Norwegen war die Osloer Tageszeitung "Aftenposten" sein Draht zur Heimatliebe. "Es tat unheimlich weh, nicht mehr dabei sein zu können." Auch wenn er ein paar mal zu Besuch in Ratingen - und natürlich bei der Fortuna - war.

In Norwegen ist er Anhänger von Vålerenga IF in Oslo, ist Mitgründer des Fanclubs "Klanen" mit jetzt über 13 500 Mitgliedern, der im Norden für gute Stimmung und gutes Benehmen bekannt ist. "Als wir 1998 nach Chelsea zum Viertelfinale im Europapokal der Pokalsieger mit über 4500 Fans nach London fuhren und eine wahnsinnige Stimmung machten, wurden wir als die besten Gästefans des Jahres in England gekürt."

Lebensgefährtin Gunnhild Haugen kommt auch hin und wieder mit

Einige Jahre später wiederholte sich das in Newcastle. Doch trotz allem stand die Fortuna immer an erster Stelle - so schlecht es ihr auch ging. Struve war dabei, stand seiner Liebe in schlimmsten Zeiten zur Seite. Eine norwegische Fluggesellschaft begann vor fünf Jahren mit Direktflügen nach Düsseldorf. Freunde aus Oslo kommen regelmäßig mit, hin und wieder auch Lebensgefährtin Gunnhild Haugen. Und immer freut sich Alex Struve, "wie ein 40-jähriges Kind sich nur freuen kann". Er werde vielleicht nie Millionär, dafür lasse er zu viel Geld für seine Leidenschaft, sagt er. "Aber ich werde auf jeden Fall als glücklicher Fortuna-Fan sterben."

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