Eishockey DEG: Ein Saisonabbruch und viele offene Fragen

Düsseldorf · Verträge, Prämien, Zugänge, Sponsoren, finanzieller Verlust, staatliche Hilfen — Vieles ist nach der Absage der Play-offs in der Deutschen Eishockey Liga ungeklärt.

 Manager Niki Mondt, Trainer Harold Kreis und Geschäftsführer Stefan Adam haben bei der DEG schwierige Wochen vor sich.

Manager Niki Mondt, Trainer Harold Kreis und Geschäftsführer Stefan Adam haben bei der DEG schwierige Wochen vor sich.

Foto: Ja/HORSTMUELLER GmbH

Die vergangenen Tage waren arbeitsreich für die Mitarbeiter der DEG. Da jagte ein Gespräch das nächste. Mit Liga und Behörden, Sponsoren und Gesellschaftern, Trainern und Spielern. Das plötzliche Saisonende in der Deutschen Eishockey Liga hatte alle Beteiligten kalt erwischt. Die DEG hatte ja weder die Play-offs verpasst noch war sie ausgeschieden. Im Gegenteil: Sie spielte eine überaus erfreuliche Saison und stand vor dem Viertelfinale gegen die Eisbären Berlin. Doch dann brach die Liga die Saison am Dienstagabend ab, weil die Behörden Veranstaltungen mit mehr als 1000 Besuchern wegen des Coronavirus verboten hatten. Und wo eben noch Aufregung und Vorfreude regierten, gab es nun Ärger und Ratlosigkeit.

„Geschockt, überrascht und deprimiert“, seien sie gewesen, hat Niki Mondt am Freitag erzählt. „Du erreichst die Play-offs und darfst sie dann nicht spielen. Das ist schwer zu begreifen“, sagte der Manager, der die Liga aber nicht kritisierte. Die habe die Lage „gut analysiert und richtig entschieden“. Ohne Fans in den Hallen ist Eishockey eben nicht zu finanzieren.

Zeit für Selbstmitleid war allerdings keine. Dafür war zu viel zu tun. Vor allem die Gespräche mit den Spielern aus Nordamerika drängten. Mitte der Woche hatte US-Präsident Donald Trump angekündigt, ab Freitagnacht die Einreise aus Europa zu unterbinden. Folglich hatten „die Spieler Angst, nicht mehr in ihr Heimatland zu kommen, da kam Stress rein, um nicht zu sagen Panik“, erzählte Mondt. Also hieß es für die Betroffenen: Flug buchen, Sachen packen, Auto zurückgeben, Abschlussgespräche führen, aus der Wohnung ausziehen, Abflug. Alles binnen weniger Stunden.

Da konnten nicht alle drängenden Fragen geklärt werden. Eventuell neue Verträge wurden nicht abschließend besprochen. Generell hat Mondt ja nun das Problem, seine Spieler nicht in der kompletten Saison gesehen zu haben. Manch einer, dessen Vertrag ausläuft, hätte in den Play-offs noch mal für sich werben können. Zudem hat der Manager durch den nahezu weltweiten Stopp aller Ligen und Turniere nun keine Chance, potenzielle Zugänge zu beobachten. Sorgen hat er deswegen aber nicht: „Wir werden keinen Spieler verpflichten, den wir vorher nicht auf dem Zettel hatten“.

Play-offs sollten bei der Sponsorensuche helfen

Aber auch rund um das aktuelle Personal gibt es Fragen. Bekommt das in einer Saison ohne Play-offs Prämien für das Erreichen der Endrunde? Aus der Kasse eines Vereins, dem unverschuldet wie unerwartet mehrere hunderttausend Euro an Einnahmen weggebrochen sind? Unmittelbare, weil er keine Tickets und kaum Fanartikel verkaufen kann. Und auch mittelbare, weil die Dramatik und die Emotionen der Play-offs natürlich die besten Verkaufsargumente sind, wenn man sich mit potenziellen Sponsoren trifft. Mit denen hatte die DEG einige Termine ausgemacht, nicht nur bei den Heimspielen, auch in Berlin wollten sie sich sich mit „zwei überregionalen Partnern“ treffen, sagte Geschäftsführer Stefan Adam.

All das fällt nun aus. Was nicht automatisch bedeutet, dass die Verträge nicht zustande kommen, aber besser stehen die Chancen nicht. Zumal ja nicht nur der Profisport durch die Coronakrise leidet, auch andere Branchen haben Einschnitte zu befürchten. Ob danach noch genug Geld im Werbebudget ist, könne niemand seriös bewerten, sagte Adam. Ebenso wenig, ob die Fans schon Dauerkarten für die nächste Saison bestellen. Wer weiß schon, ob im September wieder alles normal läuft?

DEG verkauft Solidaritätstickets

Genau sei der finanzielle Schaden nicht zu beziffern, sagte Adam. Aber weil ohnehin bereits die Beiträge der Berufsgenossenschaft steigen und die Liga noch keinen Ersatz für den scheidenden Hauptsponsor Covestro hat, gehe die DEG „Stand jetzt“ (Adam) mit einem geringeren Etat in die nächste Saison als in die aktuelle. Ob das gleichzeitig zu weniger Wettbewerbsfähigkeit führt, ist aber unklar. Schließlich hätten alle Klubs damit zu kämpfen – und nicht alle haben spendable Gönner wie Red Bull (München) oder die Familie Hopp (Mannheim) im Hintergrund.

Deswegen ist Adam auch angetan von der Idee von Liga-Chef Gernot Tripcke, den Staat um Hilfe zu bitten. Politiker hatten dieser Tage immer wieder angekündigt, Hilfsfonds für von Corona betroffene Branchen aufzulegen. Aber gilt das auch für Profisportvereine aus einer Liga, in der kein Klub Gewinn erwirtschaftet? Noch so eine Frage, die es zu klären gilt.

Bis das passiert ist, ist die DEG selbst aktiv. Sie hat so genannte „Solidaritätstickets“ herausgebracht. Passend zum Gründungsjahr kosten sie 19,35 Euro. Natürlich kommen so keine Unsummen zusammen, aber es geht auch mehr um ein Zeichen. Vergesst uns nicht, wir müssen hier irgendwie ein halbes Jahr überbrücken. Nach wenigen Stunden waren bereits mehrere hundert Tickets verkauft. Ein schönes Zeichen sei das, sagte Pressesprecher Frieder Feldmann. Eines der wenigen in diesen so wenig schönen Tagen an der Brehmstraße.

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