Vollsperrung auf der A1: Statt Autos rollten Bagger

Die Vollsperrung der A 1 am Wochenende hat den Verkehr nicht lahm gelegt. Staus gab es aber reichlich.

Wuppertal. Samstag, 12.30 Uhr: Thomas Jürgens tritt auf die Bremse, legt den Leerlauf ein, zieht die Handbremse. Stillstand auf der Autobahn 46. Genervt lässt sich der Familienvater in den Sitz zurückfallen, für das Gequengel seiner Kinder Maja (3) und Jonas (6) hat er kein Ohr.

"Fünf Kilometer Stau zwischen Elberfeld und dem Kreuz Wuppertal Nord", meldet die Stimme aus dem Radio. Jürgens verzieht keine Miene. "In all den Jahren hat sich nichts verändert", murrt der 41-Jährige. Ehefrau Gaby nickt. Die Familie reiht sich in die Schlange ein.

Wie Familie Jürgens standen am Samstag um die Mittagszeit viele Autofahrer im Stau. Da konnte die Fahrt von Varresbeck bis zum Kreuz Wuppertal-Nord auch schon einmal eine Dreiviertelstunde dauern. Die Ursache für den Stau war die Vollsperrung der A1. Die empfohlene Ausweichstrecke verlief über die über die A46 und die A3.

War nur die A1-Sperrung verantwortlich für den Stillsstand der Blechlawine? Oder war die A46 von Autofahrern, die ihren Wochenend-Einkauf in Elberfeld erledigten oder zu einem der Feste im Tal waren unterwegs , überlastet? Es bleibt ein Rätsel.

Für Familie Jürgens ist es "normal", auf der A46 die Zeit im Stau totzuschlagen. "Meine ganze Studienzeit über stand ich hier jeden Tag stundenlang im Stau. Es ist eine Dauerbaustelle", resigniert der gebürtige Wuppertaler, der jetzt in Köln wohnt.

Wenn das tägliche Pendeln zwischen Wuppertal und Düsseldorf auch vorbei ist, am Samstag wartete seine Mutter in Remscheid mit Kaffee und Kuchen. Statt die kurze Strecke über die A1 muss er jetzt über die Landstraßen des Oberbergischen Landes fahren.

Die A1, eine der meist befahrenen Autobahnen Deutschlands, wird auf sechs Spuren ausgebaut. "Ab Mai 2009 werden die großen Arbeiten fertig sein, sagt Andreas Roth, Sprecher des Landesbetriebes Straßen. Ein wichtiger Baustein dafür war diese Vollsperrung. Von Freitag bis Sonntag wurde die Fahrbahndecke saniert und Kanalrohre für ein Entwässerungssystem quer über die Fahrbahn gelegt. Doch das angekündigte Verkehrchaos blieb aus.

Freitag, 20.30 Uhr: Arthur Schäfer tritt seine Schicht an. Wo sonst Autos und LKWs vorbei rasen, ist es still. Ein Mitarbeiter der Tankstelle an der Raststätte Remscheid liest Zeitung. Abseits parken Lastzüge, es geht nicht weiter.

Das abendliche Gezwitscher der Vögel bricht ganz ungewöhnlich die Stille, das Brummen der Motoren wird ausnahmsweise zum Hintergrundgeräusch. Auf der Brücke stehen Schaulustige und knipsen Fotos von der verwaisten Autobahn. "Für uns ist es angenehm, so zu arbeiten". sagt Arthur Schäfer, während er den Zündschlüssel seiner Asphaltfräse ins Schloss steckt.

Der Maschinist macht diese Nachtschicht gern. An diesem Abend gibt es kein böses Wort oder bösen Blick der Autofahrer, die Strecke ist ja gesperrt. Spur um Spur trägt Schäfer den Asphalt ab. Hundert Meter entfernt heben Kollegen den lehmigen Boden für das Kanalrohr aus.

Schon Stunden zuvor hatte Polizeihauptkommissar Rainer Kammler mit vier Beamten die elf Zufahrten zur A1 gesperrt. "Wir kontrollieren, dass kein Fahrer mit einer Panne im Bereich steht." Marco Stern nähert sich mit seinem schwarzen Audi. Der Berufspendler zwischen Hamburg und Köln ist der ersten, der sich in den 700 Meter langen zähen Verkehr an der Anschlussstelle von der A43 und A46 einfädeln muss.

Für Andreas Roth ist "die Vollsperrung der Autobahn ein logistischer Großaufwand", der schon vor Monaten für das verlängerte Wochenende über Frohnleichnam geplant wurde .

Sonntag, 11.30: Die Autos rollen wieder über die A1 - der Zeitplan wurde eingehalten. Sicher ist: In den nächsten vier Monaten wird es keine Sperrung mehr geben. Und die A46? Da wird es weiter Stau geben.

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