Tierpfleger im Zoo (1): Im Aquarium sind Tüftler gefragt

In einer neuen Serie zeigt die WZ, wer dafür sorgt, dass der Zoo in Wuppertal ein Publikumsmagnet bleibt und es den Tieren gut geht.

Wuppertal. Wenn sich Andreas Liedmann (48) an seinem Arbeitsplatz im Aquarium des Wuppertaler Zoos die Taucherbrille aufsetzt, dann wissen der Barramundi und der malaiische Gabelbart in dem großen achteckigen Becken, was die Stunde geschlagen hat. „Zum Putzen der Scheiben dieser großen Anlage steige ich regelmäßig ins Wasser. Doch das kennen die Fische schon und verdrücken sich dann auf die eine oder andere Seite“, berichtet Liedmann mit dem für ihn typisch trockenen Humor.

Laute Töne sind nicht Liedmanns Sache. Das passt zu seinem Arbeitsplatz. Im Gegensatz zu anderen Revieren im Zoo kommt es dort nicht darauf an, ein persönliches Verhältnis zu den Tieren aufzubauen. „Die Fische mögen es gar nicht, wenn sie angefasst werden. Und man muss ihnen schon Jahre bekannt sein, bevor einem einer aus der Hand frisst“, sagt Liedmann. Die Pinzettfische zum Beispiel nähern sich, wenn er die Hand ins Wasser hält. Doch sehen sie ein Netz, sind sie schnell wieder weg.

Im Aquarium des Wuppertaler Zoos führt Andreas Liedmann schon seit mehr als 20 Jahren hinter den Kulissen Regie. Seine Arbeit erfordert vor allem auch technisches Verständnis, denn einige der Wasserpumpen sind schon seit den 1970er Jahren in Betrieb. Da manche Anlage technisch schon lange nicht mehr auf dem neuesten Stand ist, wächst der Aufwand im Kampf gegen den Algenbewuchs. Dort, wo es gluckert und blubbert, sind Tüftler gefragt.

Während die Besucher die faszinierende Welt der Süß- oder Salzwasserfische mit herrlichen Unterwasser-Landschaften studieren, geht es hinter den Kulissen vor allem darum, die Lebensbedingungen der Tiere und Pflanzen konstant zu halten. Bei einem Stromausfall springen Notstromaggregate an. „Noch kritischer wird es bei einem Ausfall der Heizung“, beschreibt Andreas Liedmann die größte Gefahr für seine Schützlinge.

Reptilien hat Liedmann früher auch als Privatmann gehalten, bevor ihn familiäre Veränderungen zur Aufgabe seines Hobbys zwangen. „Ein Aquarium hatte ich aber nie“, sagt er schmunzelnd. Man kann es nachempfinden, denn mit den unzähligen Fischen, die an 365 Tagen im Jahr versorgt und gefüttert werden müssen, sind Liedmann und sein Kollege Christian Driesen ausgelastet. Unterstützung gibt es für die beiden zurzeit durch Sebastian Zobler, der als „Springer“ auch im Bären-Revier eingesetzt wird.

Kleinste Veränderungen in einem Aquarium können große Auswirkungen haben. Und die sind in der Regel nicht erwünscht. Entsprechend vorsichtig gehen die Tierpfleger im Zoo mit Fischen und Korallen um, die vom Zoll beschlagnahmt und an den Zoo abgegeben wurden. Neuzugänge durchlaufen eine mehrwöchige Quarantäne, um auszuschließen, dass sie Krankheiten einschleppen oder das empfindliche Gleichgewicht der Unterwasser-Welten nachhaltig stören.

Auch beim Füttern der Fische und Reptilien müssen strenge Regeln beachtet werden. „Wir füttern Babymäuse, die gefroren angeliefert werden. Die Mäuse werden aufgetaut und zerkleinert. Würden wir den Piranhas Mäuse am Stück geben, dann würden die Fische sich ineinander verbeißen. Da könnte es schon passieren, dass die Piranhas ein geschwächtes Tier gleich mitverputzen.“

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