Athleten auf dem Prüfstand

Am sportmedizinischen Institut der Bergischen Uni werden Leistungs— und Hobbysportler durchgecheckt. Am Dienstag waren Kader-Leichtathleten des WSV zu Gast.

Wuppertal. „Tief einatmen, und jetzt ganz schnell alles raus, was geht.“ Auf die knappe Anweisung von Sportwissenschaftler Holger Stephan hin pustet Tom Ediger mit aller Macht in ein Mundstück. Das dokumentiert sich gleich im rapiden Abfall der Atemluftkurve auf dem Bildschirm davor.

Der Lungenfunktionstest ist nur ein kleiner Bestandteil der Untersuchung und Leistungsdiagnose am sportmedizinischen Institut der Uni Wuppertal, das am Haspel beheimatet ist. Ediger, seine Schwester Marina und Marc Traichel haben sich diese durch gute Leistungen verdient. Die drei U 18-Leichtathleten des Wuppertaler SV gehören dem Landeskader an, und für den schreibt der Landessportbund (LSB) diesen Test vor. Seit einem Jahr wird er in Wuppertal, als einem von acht derartigen Instituten in NRW, abgenommen.

„Deutscher Olympischer Sportbund und LSB haben sich nach London 2012 vorgenommen, das nächste Mal mehr Athleten zu den Olympischen Spielen schicken zu können“, erklärt Dr. Stephanie Straaten, Leiterin der sportmedizinischen Ambulanz, den Hintergrund. Die sportmedizinische Untersuchung ist dabei ein Baustein.

Dabei gilt es herauszufinden, ob die Athleten den hohen Trainingsbelastungen des Leistungssports gewachsen sind, und wo sich eventuell organische, muskuläre oder orthopädische Schwachstellen ergeben. Straaten: „Wir versuchen dann natürlich, Hinweise für die Praxis zu geben.“ Problemchen sollen sich gar nicht erst zu Problemen, beispielsweise langfristigen Verletzungen, auswachsen.

Auch die Leistungsdiagnostik kann den Trainern wichtige Erkenntnisse geben. Zusatzleistung ist der so-genannte Funktional Movement Test, den Jürgen Klinsmann einst bei der Fußball-Nationalmannschaft eingeführt hat, um Defizite bei der Beweglichkeit der Spieler aufzudecken und durch sogenannte „Stabis“ — Stabilisationsübungen — vorzubeugen. Schon legendär ist der Watschelgang mit Gummiband.

Die Untersuchung am Wuppertaler Institut ist individuell auf die Athleten abgestimmt. Der LSB hat dafür eine Software entwickelt. Von Eltern und Athleten müssen etwa Daten zu eventuellen Vorschädigungen und dem Trainingsumfang eingetragen werden. Enthalten ist auch die Erklärung, sich mit den Richtlinien der nationalen und der internationalen Anti-Doping-Agentur einverstanden zu erklären.

„Damit bin ich von der Schweigepflicht entbunden, falls sich für mich bei Untersuchungen Hinweise auf Doping finden sollten“, so Straaten. Das sei aber bei den bisher rund 50 Untersuchungen von Kadersportlern im Institut noch nie der Fall gewesen, versichert sie.

Seine Tests bietet das Institut als privatärztliche Leistung auch für jedermann an. „Von der Frau im mittleren Alter mit Gewichtsproblemen, die vorhat, etwas für die Figur zu tun, bis hin zum Hobbyläufer, der wissen will, ob er sich aus medizinischer Sicht an einen Marathonlauf herantrauen kann“, so Straaten.

Für die WSV-Athleten dauert die Prozedur rund drei Stunden mit dem anstrengendsten Teil zum Schluss: Dem Belastungstest auf dem Ergometer.

Marc Traichel hat das seit zwei Wochen hinter sich und das beruhigende Gesamtergebnis erhalten: Für den Leistungssport weiter geeignet. Tim Ediger nahm mit dem Lob für eine sehr gute Konstitution vorab schon die Empfehlung mit, noch etwas mehr für die Beweglichkeit seiner Sprunggelenke zu tun. Genau dort hatte der Top-Nachwuchsmehrkämpfer im Frühjahr auch Verletzungsprobleme gehabt und wegen einer Achillessehnenreizung auf einige Wettkämpfe verzichten müssen.

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