Wuppertaler SV Hutwelker übernimmt die Verantwortung

Wuppertal · Der WSV-Sportdirektor trainiert das Regionalligateam und stimmt die Mannschaft auf wegweisende Spiele ein.

 WSV-Vorstandssprecher Alexander Eichner und Sportdirektor Karsten Hutwelker richten den WSV sportlich neu aus. Hutwelker wird vorerst zusammen mit Pascal Bieler und Kay Hödtke das Training leiten.

WSV-Vorstandssprecher Alexander Eichner und Sportdirektor Karsten Hutwelker richten den WSV sportlich neu aus. Hutwelker wird vorerst zusammen mit Pascal Bieler und Kay Hödtke das Training leiten.

Foto: WZ/OTTO KRSCHAK

Für das Regionalligateam des Wuppertaler SV hat ein neues sportliches Kapitel begonnen, das die Handschrift von Sportdirektor Karsten Hutwelker tragen wird. Im Stadion am Zoo stimmte Hutwelker am Mittwochmorgen die Spieler nach der Beurlaubung von Trainer Andreas Zimmermann auf die kommenden drei wichtigen Spiele ein. Am Samstag kommt es im Mondpalast in Herne zum Kellerduell der Regionalliga West gegen die U 23 von Schalke 04. Hutwelker wird an der Seitenlinie das Sagen haben, unterstützt von Co-Trainer Pascal Bieler und Torwarttrainer Kay Hödtke.

Der WSV hatte die Trennung von Andreas Zimmermann am Dienstag bekanntgegeben. Zimmermann hatte sich in einem Interview darüber überrascht gezeigt. Dem widerspricht Karsten Hutwelker. „Es kann für ihn nicht überraschend gewesen sein. Schon vor dem Spiel gegen Wattenscheid wurde er in einem ,Acht-Augen-Gespräch’ darauf hingewiesen, dass die Leistungskurve nach unten zeigt, und es wurden Veränderungen von ihm gefordert. Diese Veränderungen wurden in Absprache mit mir nicht umgesetzt, obwohl wir über einen Zeitraum von zweieinhalb Wochen an jedem Tag miteinander geredet haben“, sagt Hutwelker.

Dass er für viele Fans nun der Buhmann sei, sei ihm bewusst. „Das liegt daran, dass ich Andreas Zimmermann nicht wie die Fans als Mensch, sondern als Trainer beurteilen muss. Und da spricht die Bilanz mit zwei Punkten aus den letzten sieben Spielen, darunter waren vier Partien gegen direkte Konkurrenten im Abstiegskampf, leider gegen ihn. Der sportliche Tiefpunkt war dann die Niederlage gegen den Bonner SC“, sagt Hutwelker.

Auf Nachfrage der WZ lässt Hutwelker keinen Zweifel daran, dass die Beurlaubung von Andreas Zimmermann seine Entscheidung gewesen sei und dass er sie gemeinsam mit dem Vorstand getroffen habe. Mit Horst Willich sei ein Mitglied des Verwaltungsrates involviert gewesen, daher auch dieses Gremium in die Entscheidung einbezogen. „Ich trage die Verantwortung für diese Entscheidung mit. Sollte das in einem Fernsehinterview am Dienstagabend anders rübergekommen sein, dann war das der Anspannung und der Situation an diesem Tag geschuldet.“

Nach der Beurlaubung von Andreas Zimmermann habe er eine Reihe von Anrufen von Trainern erhalten, die ihr Interesse bekundet hätten. Von einer Fachzeitschrift wurde Jörg Böhme, der Ex-Schalke-Profi, ins Gespräch gebracht, der schon vor der Saison als WSV-Trainer gehandelt wurde. „Ich habe proaktiv keinen Trainer angesprochen. Die Konzentration liegt für uns auf den kommenden drei Spielen.“ Nach der Partie gegen Schalke erwartet der WSV mit dem SC Verl ein Spitzenteam der Liga und reist dann zum Nachwuchsteam von Borussia Mönchengladbach.

 „Hätten wir noch eine oder zwei Niederlagen abwarten sollen? Für einen Trainerwechsel gibt es wohl keinen richtigen Zeitpunkt“, sagt der Sportdirektor. Die Talfahrt des WSV in der Tabelle drückte sich zuletzt auch immer stärker in den Zuschauerzahlen aus. 1174 Besucher waren es beim Spiel gegen den Bonner SC, und die traten nach einer schwachen Vorstellung der Gastgeber enttäuscht die Heimreise an. Von der Euphorie, die zu Beginn der Saison die Mannschaft zu drei Siegen in Folge getragen hatte, war nichts mehr zu spüren.

Nach Informationen der WZ soll sich das Monatsgehalt von Andreas Zimmermann in einer Größenordnung von 1200 bis 1400 Euro bewegt haben. Seine Beurlaubung bedeutet, dass der Verein bis Ende Juni 2020 sein Gehalt weiter zahlt, oder sich mit ihm über eine Abfindung einigt.

Im Gespräch mit der WZ zeigte sich Zimmermann sehr enttäuscht von der Entwicklung. Der WSV hatte ihm die Chance geboten, sich in der Regionalliga auf einer viel beachteten Bühne zu präsentieren. „Da steckt von mir sehr viel Herzblut drin. Ich freue mich sehr über den Zuspruch, den ich derzeit von den WSV-Fans erhalte“, sagt Zimmermann und bekräftigt seine Aussage, dass ihn die Beurlaubung überrascht habe. „Ich bin sportlich noch nie abgestiegen und wäre auch mit dem WSV nicht abgestiegen. Vor der Saison war allen bewusst, dass es mit dieser jungen Mannschaft eine sportliche Delle geben könnte. Man darf in einer solchen Situation nicht in Aktionismus verfallen.“

WSV-Vorstand gibt Erklärung zur Trennung von Zimmermann ab

„Die Analyse hatte mit dem Köln-Spiel begonnen und ist von Spieltag zu Spieltag intensiver geworden. Mit dem Spiel gegen Bonn war eine Zäsur erreicht, die den Sportdirektor dann zu diesem Schritt veranlasst hat, um noch Impulse setzen zu können. Viele Spiele, wie das gegen Bonn mit der niedrigsten Kulisse seit Jahren und einem Defizit bei den Einnahmen, können wir uns auf Dauer nicht leisten. Leider ist für eine lange Entwicklungsphase aktuell nicht ausreichend Zeit. Karsten Hutwelker hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber seine Analyseergebnisse sind nachvollziehbar“, so Alexander Eichner und Melanie Drees in einer Erklärung des WSV-Vorstandes. Da der sportliche Erfolg oberste Priorität für den WSV habe, seien auch Entscheidungen zu treffen, die sympathische Menschen betreffen. Der WSV danke Zimmermann ausdrücklich für seinen Einsatz und bedauere zutiefst, dass der Verein seine Wünsche nach weiteren Spielern nicht erfüllen konnte.

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