Bühne „Sarg niemals nie“: Kuriose Trauerfeier im Taltontheater

Das Musical begeisterte mit schwarzem Humor das Publikum.

 Denny Pflanz, Olivia Kunze und Robin Schmale in „Sarg niemals nie“. 

Denny Pflanz, Olivia Kunze und Robin Schmale in „Sarg niemals nie“. 

Foto: Hermann Aldejohann

„Eine angenehme Trauerfeier“ wünscht ein Mitarbeiter des Theaters den Besuchern beim Einlass. Vor dem noch geschlossenen roten Samtvorhang schmückt die Aufschrift „Man stirbt nur einmal“ einen tannengrünen Trauerkranz. Orgelklänge ertönen und David Schneider (Denny Pflanz) begrüßt die Gäste zur Trauerfeier seines verstorbenen Vaters, bevor das Chaos losbricht und sich die tragische Stimmung in Gelächter löst. Am Freitag feierte mit dem Musical „Sarg niemals nie“ von Dominik Wagner, Jörn-Felix Alt und Christoph Reuter die fünfte abendfüllende Produktion des TrioTheaters Premiere im Taltontheater. Regie führte Benjamin Breutel.

Das Geschäft boomt - bis die Polizei vor der Tür steht

Bestatter David hat es nicht leicht: Die Konkurrenten McSarg und Sargkozy klauen ihm die Kunden, er traut sich nicht, der polnischen Putzhilfe Dakmar endlich seine Liebe zu gestehen und dann steht sein nach Indien ausgewanderter Bruder Tim auf der Matte, um sein Erbe abzuholen und sich mit seinen Kamasutra-Praktiken an Dakmar heranzumachen. Um das Vermächtnis des Vaters zu retten, werden zuerst Ikea-Möbel in Särge umfunktioniert („Pax – Das bedeutet auch Frieden!“) und dann Asche und Tabak zu einer Superdroge vermengt („Wir verkaufen Herrn Schmitt als Shit“). Das Geschäft boomt – bis die Polizei vor der Tür steht.

Denny Pflanz und Robin Schmale sind sowohl Mitglieder des Taltontheaters als auch Gründer des in Ennepetal ansässigen Trio-Theaters. Mitgebracht haben sie Olivia-Patrizia Kunze, die als Dakmar sicher nicht nur den Schneider-Brüdern den Kopf verdreht. Die Stimmen der Darsteller überzeugen sowohl einzeln als auch in gemeinsamen Harmonien und die mit sichtlichem Spaß dargestellten Charaktere ergeben eine skurrile Mischung, deren Überzeichnung allerdings nicht ins Alberne abgleitet. Unterstützt wird der Gesang durch eine dreiköpfige Band aus dem halb sichtbaren Off hinter einem milchig-transparenten Vorhang, der lediglich die Totenhemden der Musiker erahnen lässt.

Während die Songtexte nicht durchweg einfallsreich gereimt sind („Ist sie nicht toll? Ich bin verliebt, und zwar voll“), bieten die Dialoge umso mehr kreative Wortspiele. Die Sargmodelle, die in alter Ikea-Tradition Töd, Sörg und Fridhöf heißen, sind da nur der Anfang. Auch die zu den Liedern stimmigen Choreografien überzeugen eher durch ihr komödiantisches Potential als durch anspruchsvollen Tanz und lassen so manche Textzeile im Gelächter untergehen – allen voran im Publikumsliebling „Albtraum“.

Dass das Stück allerdings nicht nur durch Klamauk funktioniert, zeigt sich beim überraschend ernsten Bekenntnis der ungleichen Brüder auf der gemeinsamen Suche nach einer „Vaterfigur“. Eine bitterböse Komödie, die auch sich selbst nicht allzu ernst nimmt und ihrem Publikum letztlich einen Rat für alle Lebenslagen gibt: „Versuch‘s mit schwarzem Humor!“

Weitere Aufführungstermine: Samstag, 20. Oktober, 20 Uhr; Sonntag, 21. Oktober, 18 Uhr; Samstag, 8. Dezember, 20 Uhr; Sonntag, 9. Dezember, 18 Uhr, Samstag, 12. Januar, 20 Uhr; Sonntag, 13. Januar, 18 Uhr.

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