Dokumentarfilm Ein Film über Freiheit und Frieden

Wuppertal · Der Wuppertaler Schauspieler Alexander Peiler drehte gemeinsam mit Freunden einen Dokumentarfilm über die Träume deutscher und palästinensischer Jugendlicher.

 Gemeinsames Filmprojekt: Alexander Peiler (r), Mitglied des Wuppertaler Schauspielensembles, und Hendrik Vogt.

Gemeinsames Filmprojekt: Alexander Peiler (r), Mitglied des Wuppertaler Schauspielensembles, und Hendrik Vogt.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Yallah Baby! – ein Ausruf, eine Aufforderung. „Beweg dich, mach was – deshalb auch mit Ausrufezeichen“, erklären Alexander Peiler und Henrik Vogt. Zwei junge Männer, die in Wuppertal leben, engagiert sind und überzeugt, dass Kultur verbindet – Menschen mit Menschen, mit Themen. Zwei Filme haben sie miteinander gedreht, der eine ist noch nicht fertig, der andere, „Yallah Baby!“, erfährt gerade viel Anerkennung auf Festivals. Eine Dokumentation über zehn deutsche und palästinensische Jugendliche, ihre Träume und Wünsche. Den Titel haben sie vorgeschlagen.

Dritte im Bunde ist Victoria Schmidt. Alexander Peiler lernte sie in Marburg kennen, wo die beiden als Schauspieler engagiert waren. Im Sommer 2015 fuhren sie nach Jenin – im Westjordanland, der Westbank, gelegen, von Israel durch über 700 Kilometer lange Grenzsperranlagen getrennt. Knapp 2,7 Millionen Menschen leben hier (2012), 2008 war das Kulturprojekt Cinema Jenin in einem Kino eröffnet worden.

Schon als Jugendlicher hatte sich der heute 34-jährige Peiler für den „landschaftlich und kulturelll extrem schönen“ wie konfliktbeladenen Teil der Erde interessiert, der in den 90er Jahren mit dem Abkommen von Camp David dem Frieden so nahe schien wie er heute von ihm entfernt ist. „Aber man findet auf beiden Seiten Menschen, die Frieden wollen“, sagt Peiler, der seit 2015/16 zum Wuppertaler Schauspielensemble gehört.

Damals wurden er und Schmidt von ihrem Gastgeber Ayman Nasri im Cinema Jenin überaus freundlich aufgenommen. Im Gespräch wuchs die Idee, mit palästinensischen und deutschen Jugendlichen ein Theaterstück zu inszenieren und dieses zu filmen. Zurück in Deutschland begann die Organisation. Man wählte vier Jugendliche aus, drei Marburger und mit Fabia Becker eine Wuppertalerin, fand Förderer wie Jackstädt- und Konrad-Adenauer-Stiftung. Flog schließlich im Sommer 2016 für drei Wochen in die Westbank, um dort über Mauern hinweg Freundschaften zu schließen und Brücken zu bauen, „weltweit ein Zeichen zu setzen, dass man gerade durch Unterschiede kreativ etwas schaffen kann, was völlig unabhängig vom israelisch-palästinensischen Konflikt ist“, sagt Peiler. Ganz nebenbei wurden die Jugendlichen auch beruflich auf die Schiene gesetzt. Fabia Becker zum Beispiel will heute Schauspielerin werden, studiert in Bochum und ist in Peilers Jugendclub aktiv.

Ein palästinensisches Märchen über eine Prinzessin, die für ihren Vater die Sonne ins schattige Land holen soll, war am Schreibtisch in Deutschland ausgesucht worden. Vor Ort wurden bei drei Stunden Strom täglich die Dreharbeiten nach draußen verlagert, mit dem palästinensischen Kamerateam fuhr man durch die wilde Landschaft der Westbank mit ihren Oasen und historischen Stätten. Das Märchen wurde um Aussagen der Jugendlichen und anderer erweitert.

Es entstand ein Film über Freiheit und Frieden, über die Sehnsucht, einmal im Leben Meer und Strand zu erreichen, die nah und der Grenzmauern wegen doch unerreichbar sind. So wie es unmöglich ist, mit Palmwedeln zu fliegen oder auf einer Leiter stehend die Sonne zu erreichen – wie in zwei eindrucksvollen Szenen gezeigt wird. Peiler: „Zentraler Punkt ist, auf einer Reise Träume einzufangen. Aus zwei Kulturen entstand etwas Neues, Besseres.“ Mit einem „sehr bewegenden Ende“. An die 30 Stunden Rohmaterial flogen nach Deutschland, wo der Film- und Medienproduzent Vogt ein 44-minütiges Werk schuf. Anfang 2018 war es fertig. „Ohne Henrik hätte der Film nicht die Qualität, die er jetzt hat.“

Die Jugendlichen in Deutschland und in Palästina sahen ihn als erstes, es folg(t)en Festivals weltweit. Beim Underground Film Forum in Los Angeles wurde „Yalla Baby!“ als bester Dokumentar-, bester fremdsprachiger und bester experimenteller Film ausgezeichnet, auch lief er schon in einigen Kinos. Vogt: „Wir streben einen Kinostart an mehreren Orten gleichzeitig, natürlich auch in Wuppertal, an.“ Derweil haben die Jungs bereits ein weiteres Projekt in Angriff genommen, haben ein Roadmovie gedreht. Sind dafür im Sommer von Wuppertal nach Casblanca gefahren, „einfach immer weiter“. 2019 soll der Film fertig sein.

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