Dieter-Nuhr-Show: Christian Wulff und das Costa-Unglück

Wuppertal. Es ist kein „einfacher“ Einsatz — im wahrsten Sinne des Wortes. Dieter Nuhr blickt in der Stadthalle gleich zwei Mal zurück. Zwei Shows, ein Programm: Die besten Szenen werden am Ende über den Bildschirm flimmern.

Dabei ist ständig von Krisen die Rede. „Was für ein Jahr!“, seufzt Nuhr. Griechen, Politiker und Islamisten: Viele stehen auf seiner verbalen Abschussliste.

Während so mancher Zuschauer die Lockenpracht zurechtrückt, sobald sich eine Kamera nähert, hat der Kabarettist sprichwörtlich Haare auf den Zähnen. Ungeniert spielt der Profi seine Stärken aus — mit betont sanfter Stimme, schelmischem Blick und gräulichem Anzug. Der äußere Eindruck täuscht: Nuhr wäre nicht Nuhr, wenn sein verschmitztes Lächeln nicht mit bitterbösen Wortsalven einher ginge.

So spannt er einen Bogen vom Costa-Unglück bis zur Schlecker-Pleite und beweist auch noch Selbstironie: „Das ist ein ganz normaler Werdegang. Man studiert Lehramt, und am Ende ist man Komiker.“ Schade jedoch, dass der Jahresrückblick oft in Alltägliches abdriftet und sich Nuhr in Gefilde unterhalb der Gürtellinie verirrt: „Viele haben sich scheiden lassen. Bei manchen kam es noch schlimmer — sie sind immer noch zusammen.“ Oder: „Kastrierte Männer leben länger — aber wozu?“

Am stärksten ist der 52-Jährige, wenn er mit Gedankenketten faszinierende Übergange schafft — zwischen politischer Satire und intelligenter Spötterei. Nicht zu toppen sind seine Seitenhiebe gegen Bettina und Christian Wulff. Was kann da noch kommen? „Berlin kriegt irgendwann seinen Flughafen“, prophezeit Nuhr mit charmant-trockenem Humor. So gibt’s am Ende auch ein Lob für die gute Stimmung in Wuppertal. „Jetzt habe ich das Gefühl: Das Jahr hätte sich doch irgendwie gelohnt.“

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