Geburtstag Das Loch wird drei Jahre alt - und hat drei Tage gespielt

Das soziokulturelle Zentrum vereint spartenübergreifenden kulturellen Konsum und Ästhetik-Anspruch.

 Ein Höhepunkt der Geburtstagsfeier war der Auftritt der Gruppe Ätna am Samstagabend.

Ein Höhepunkt der Geburtstagsfeier war der Auftritt der Gruppe Ätna am Samstagabend.

Foto: Bartsch,G. (b13)

Wenn Kinder drei Jahre alt werden, liegt ihr Hauptaugenmerk auf dem Spiel. „Wir müssen spielen“ lautete das Motto, das das „Loch“ seiner Geburtstagsfeier gab. Am Wochenende wurde drei Tage lang gefeiert (natürlich auch Musik gespielt), so wie dies die Jahre zuvor ein beziehungsweise zwei Tage geschehen war. „Jedes Jahr kommt ein Tag hinzu, bis zur Volljährigkeit“, sagt Maik Ollhoff, der Geschäftsführer der gemeinnützigen Unternehmergesellschaft ist, die das Zentrum betreibt. Sich aber als Vertreter des kreativen Kollektivs der Kunstschaffenden versteht.

So jung das soziokulturelle Zentrum mit Ästhetik-Anspruch und spartenübergreifende Experimentierlabor mit Ausstellungsraum und Konzertbühne ist, so hat es doch eine längere Vorgeschichte. Vor 13 Jahren fanden sich Studierende und Abiturienten zusammen, um gemeinsam kulturell etwas in Wuppertal zu bewegen, 2009 stellten sie beim Langen Tisch-Stadtfest eine Konzert-Bühne in der Nähe des Robert-Daum-Platzes auf, nutzten das nahegelegene ehemalige Elba-Ausbildungsgebäude als Backstageraum. 2010 kamen sie für mehrere Wochen wieder, schufen dort „eine spartenübergreifende, kulturelle Plattform aus dem Nichts, für kurze Zeit und im Sommer“, erinnert Ollhoff. Das „Sommerloch“ wurde begeistert angenommen, es bildeten sich Schlangen wie bei einem Szeneclub. 2011 zog das Team erstmals in die ungleich größeren Elba-Hallen, 2015 dann in das leerstehende ehemalige „Bücherschiff“ im Haus der Jugend.

Stets wurden im Sommer leerstehende Immobilien als kultureller Schmelztigel auf Zeit zwischengenutzt. Wenngleich man im Betongebäude am Fuße des Ölbergs erstmals im Winter loslegte und den Sommer im Wort „Sommerloch“ strich. Die Stadt war angetan und bot eine dauerhafte Vermietung an. Man kam ins Gespräch, das im März 2017 zur Gründung des „Lochs“ als „Ort des spartenübergreifenden kulturellen Konsums“ und als „Mischung aus Unangebrachtem und ernst Gemeintem“ führte. Nachdem man sich rechtlich, finanziell und personell strukturiert hatte. Die Finanzierung wurde und wird durch großen ehrenamtlichen Einsatz, geringe Gagen, eine niedrige Miete und den Gewinn von mit Geld dotierten Preisen sichergestellt. 2020 kommt erstmals eine institutionelle Förderung durch die Stadt hinzu.

Mischung aus Unangebrachtem und ernst Gemeintem

Auf rund 500 Quadratmetern hat das „Loch“ sich gemütlich eingerichtet, mit einem dunklen Konzertbereich in der Mitte und kleineren, hellen Ausstellungsräumen und -gängen drumherum. Hier machen sich rund hundert Leute um Kulturwertschätzung und -wertschöpfung verdient. Es gibt weithin bekannte Formate wie den Jazzclub und die Ausstellungsreihe Polar#, und Öffnungszeiten an Samstagen sowie „immer, wenn es einen guten Grund gibt“. Hier und in der Turnhalle und einem Geräteraum des Jugendhauses wurde am vergangenen Wochenende Geburtstag gefeiert. An 13 Stationen gab es Musik, Tanz-Performance, Lesungen, Ausstellungen, Partys und Kinderprogramm. Das Fest gestalteten die rund 100 Mitwirkenden des Hauses und Gäste, deren Auftritt sich das Team selbst schenkte. Das Programm lockte mal wieder die Massen an und soll am Freitag im Team nachbearbeitet werden. Derweil der Veranstaltungsalltag weitergeht. „Ohne Loch wäre es schon komisch, ich wüsste gar nicht, wo ich hingehen sollte“, sagt Ollhoff schmunzelnd.

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