Barmer Bach-Tage Kaung-Ae Lee: Solo auf dem Cembalo

Barmen · Das dritte Konzert der Barmer Bach-Tage erntete viel Beifall. Die Cembalistin Kaung-Ae Lee begeisterte die Besucher der Lutherkirche Heidt.

  Kaung-Ae Lee spielte in der Lutherkirche.

Kaung-Ae Lee spielte in der Lutherkirche.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Das dritte Konzert der Barmer Bach-Tage bot Außergewöhnliches: Die Cembalistin Kaung-Ae Lee gab ein Solokonzert in der Lutherkirche Heidt und begeisterte die Zuhörer mit der Brillanz ihres Vortrags und der Intensität ihres Spiels. Die Cembalowerke Johann Sebastian Bachs und seiner Söhne prägten den besonderen Konzertabend.

Kaung-Ae Lee begann mit der Sarabande aus Johann Sebastian Bachs Partita in D-Dur BWV 828. Sie ließ diesen Schreittanz elegant erklingen, wechselte zu sprudelnden Läufen und verspielten Takten, um dann wieder galant zu schreiten. Das waren ungewohnte Klänge, ganz anders als man Bach von der Orgel oder dem Klavier kennt. Anders als beim Klavier werden beim Cembalo die Saiten nicht mit Hämmerchen angeschlagen, sondern mit sogenannten Kielen angerissen, sodass man es auch als ‘Zupfinstrument mit Tasten‘ bezeichnen könnte.

Von Wilhelm Friedemann Bach (1710–1784) spielte die Cembalistin die Fantasie in d-moll. Besinnlich klangschöne, manchmal schmerzliche Musik, die der älteste Bach-Sohn nach strengen Regeln komponierte, aus denen er aber immer wieder ausbricht und auch den Interpreten in einzelnen Kadenzen Spielräume lässt.

Zwischen den Werken aufschlussreiche Erläuterungen

„Seine wunderbare Musik zeichnet sich durch eine große Kompromisslosigkeit aus“, erklärte Matthias Lotzmann, der zwischen den Werken aufschlussreiche Erläuterungen zu Bachs drei bekanntesten Söhnen, ihrem Verhältnis zum Vater und ihrem Werdegang gab.

In der Musik des jüngsten der komponierenden Söhne, Johann Christian Bach (1735–1782), ist der Einfluss des Vaters kaum hörbar. Er war erst 15 als der Vater starb. Johann Christian spielte 1764 während eines London Aufenthaltes mit dem 8-jährigen Mozart und später trafen sich die Komponisten und tauschten musikalische Ideen aus.  Die Cembalistin spielte zwei Sätze aus der Sonate G-Dur op.17/4. Dabei ließ sie viel Lebensfreude im Allegro erklingen und setzte im Presto kraftvolle Akzente. Das zweimanualige Cembalo begeisterte die Zuhörer durch seinen silbrigen Klang. Kaung-Ae Lee hatte ihr eigenes Cembalo mitgebracht und das empfindliche Instrument vor dem Konzert zweimal gestimmt.

 Mit den Variationen über die Folie d´Espagne vom wohl bekanntesten Sohn, Carl Philipp Emanuel Bach (1714–1788) beendete sie den Reigen der Söhne. Voller Spielfreude trug sie immer neue Variationen des melodisch-harmonischen Satzmodells vor: nachdenkliche, übermütig ausgelassene und sensationell schnelle.  

„Zum Schluss müssen wir zurückkehren zum Meister“, sagte die Cembalistin und spielte bei der Toccata aus der Partita e-moll BWV 830 von Johann Sebastian Bach (1685–1750) noch einmal prachtvoll auf. 

Das Publikum spendete begeisterten Applaus für dieses außergewöhnliche Konzert und die Cembalistin bedankte sich mit der innig gespielten Sarabande von J.S. Bach als Zugabe.

(redBarmer Bach-Tage)
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