Kreis Viersen Landrat setzt auf Westverlängerung

Kreis Viersen. · Der Endbericht der Studie zur Regiobahn S 28 liegt vor. Das Büro „Planersocietät“ aus Dortmund sieht in der Verlängerung nach Viersen große Potenziale.

  An der Haltestelle Ikea Kaarst treffen sich die Züge auf der ansonsten eingleisigen Strecke. Die S 28 endet bisher an der Haltestelle Kaarster See.

An der Haltestelle Ikea Kaarst treffen sich die Züge auf der ansonsten eingleisigen Strecke. Die S 28 endet bisher an der Haltestelle Kaarster See.

Foto: Hogekamp, Lena (hoge)

In seinem Jahresrückblick vor dem Kreistag zeigte sich Landrat Andreas Coenen optimistisch: „Die Westverlängerung wird kommen.“ Jetzt gibt es für das „wichtigste Verkehrs- und Infrastrukturprojekt“ im Kreis Viersen Rückenwind aus Berlin. Bundestagsabgeordneter Uwe Schummer (CDU) traf sich mit Bahnvorstand Ronald Pofalla. Am Gespräch in Berlin nahm auch Werner J. Lübberink, Konzernbevollmächtiger der Deutschen Bahn für Nordrhein-Westfalen, teil. Er will prüfen, wie die Deutsche Bahn die Pläne für die Verlängerung der Regiobahn unterstützen kann.

Die Planer kommen zu dem Schluss, dass die Westverlängerung der S 28 ein wichtiger Lückenschluss im Schienenpersonenverkehrsnetz am westlichen Niederrhein sei. Dabei wird die Stadt Mönchengladbach ausdrücklich eingeschlossen: Der Norden der Stadt erhalte einen direkten Anschluss an das Schienenpersonenverkehrsnetz und profitiere von einer besseren Anbindung an die Städte Neuss und Düsseldorf. Der Umweg über den Hauptbahnhof entfiele.

Für Viersen wäre die Westverlängerung der S 28 durch die enge Taktung ein Gewinn. Zwar gibt es bereits eine direkte Verbindung mit dem RE 13 von Viersen nach Düsseldorf, doch fährt dieser Zug nur im Ein-Stunden-Takt. Sie ist mit 49 Minuten die schnellste Verbindung von Viersen bis in die Düsseldorfer Altstadt (mit Umsteigen im Hauptbahnhof). Mit der S 28 und der U-Bahn ist man dagegen 56 Minuten unterwegs. Dafür fährt die Regiobahn nicht im 60-Minuten-Takt, sondern alle 20 Minuten, abends alle 30 Minuten.

79 Prozent der Viersener
fahren mit dem Auto zur Arbeit

Die starke Verflechtung der Region hat bereits die Mobilitätsstudie des Kreises im Jahr 2016 gezeigt: Jeden Tag führen 31 100 Einwohner des Kreises nach Düsseldorf, allein 10 200 aus Willich und 7500 aus Viersen. 79 Prozent der Viersener Pendler nimmt das Auto, in Willich sogar 85 Prozent. Doch bereits heute ist die Kapazität der Autobahnen A 44 und A 52 ausgereizt. In der Studie wird eine Stichprobe vom März 2019 erwähnt, nach der es pro Werktag im Durchschnitt auf der A 44 rund 7,5 Kilometer Stau gibt und auf der A 52 rund 4,3 Kilometer. Dazu kommen dann Ausweichverkehre auf der L 29 zwischen Viersen und Willich. Kein Wunder also, wenn viele Autofahrer auf die Bahn umsteigen wollen. Auf dem Park- und Ride-Parkplatz der S 28 am Kaarster Bahnhof haben die Planer im Mai 2019 die Stichprobe gemacht: 70 Prozent der abgestellten Fahrzeuge hatten Nummernschilder mit VIE und KK. Das Wachstum der Stadt Düsseldorf wird sich auf das Umland auswirken. Wohnraum in Düsseldorf ist knapp und teuer. Das zwingt viele Arbeitnehmer, sich eine Wohnung in den Kommunen des Umlandes zu suchen. Das wird die Verkehrsbelastungen in der Rushhour weiter verstärken.

Wäre Viersen an die Linie S 28 angeschlossen, könnten werktags 3020 Fahrten vom Auto auf die Bahn verlagert werden. Pro Tag könnten rund 76 000 Kilometer Autofahrten eingespart werden. Auf diese Art ließen sich rund 4,1 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr einsparen. Eine von der Bundesregierung beauftragte Studie im Rahmen der Mobilitäts- und Kraftstoffstrategie zu Kosten und Potenzialen der Treibhausgasminderung bei der Reaktivierung stillgelegter Schienenstrecken belegt, dass die Verlängerung der S 28 auf der alten Trasse von Kaarst über Schiefbahn und Neersen nach Viersen aus Umweltsicht sehr sinnvoll sei.

Bei der Kosten-Nutzen-Untersuchung wurden 2015 die Investitionskosten mit etwa 70 Millionen Euro beziffert. Die Kostensteigerung müsste hinzugerechnet werden. Aktuellere Kostenschätzungen liegen jedoch zurzeit nicht vor. Nach Informationen der Landesregierung könnten der Bund 60 Prozent und das Land 30 Prozent der Kosten tragen. hb

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort