Schnappschildkröten aus dem Wittsee Schnappschildkröten werden zum Problem

Kreis Viersen. · Am Wittsee in Nettetal sind in diesem Jahr bereits drei Schnappschildkröten gefunden worden. Das hat Folgen für das hiesige Ökosystem.

 Ansgar Reichmann leitet die Bio-Station Krickenbecker Seen.

Ansgar Reichmann leitet die Bio-Station Krickenbecker Seen.

Foto: Emily Senf

(hb) Der Biologe Ansgar Reichmann leitet die Biologische Station Krickenbecker Seen. Er ist bestens mit dem Thema Schnappschildkröte vertraut. Dieses Jahr sind schon drei Schnappschildkröten am Wittsee aufgegriffen worden. Die einzige Möglichkeit, diese Tiere zu finden, ist bei der Eiablage. Da seien die weiblichen Tiere wie hypnotisiert. Ansonsten sind diese Schildkröten höchst gefährlich. Sie buddeln sich auf dem Grund in den Schlamm ein. Wer als Badender auf sie tritt oder sich ihnen nähert, wird höchstwahrscheinlich schmerzlich attackiert.

Aber nicht aus diesem Grund lehnt es Reichmann ab, die Tiere im Wittsee zu belassen. Sie seien eine eingeschleppte Tierart, die im hiesigen Ökosystem keine Fressfeinde habe. Und Alligatoren im Wittsee wären auch keine Lösung. Die riesigen Reptilien, deren Panzer bis zu einem Meter lang werden können, sind anders als andere Schildkrötenarten reine Fleischfresser. Sie vertilgen auch Fische. Auf jeden Fall hat sich die Population an Fröschen am Wittsee deutlich verringert. Auch sind seit Jahren auch keine Zwergtaucher mehr vorzufinden, noch 2008 haben zehn bis elf Paare am Wittsee gebrütet.

Im Jahr 2013 gab es
den ersten Fund

2013 gab es den ersten Fund  einer Schnappschildkröte. Die Naturschutzbehörde habe eine hohe Verantwortung, diese Tiere aus der Wildbahn zu holen. Reichmann spricht sich ganz klar dagegen aus, die Tiere in hiesiger Natur zu belassen. Es gebe auch fast keine Möglichkeit, diese großen Schildkröten art- und tierschutzgerecht zu halten. Jeder Zoo oder Auffangstation könne ein bis vier Tiere aufnehmen, dann sei Feierabend. Die Tiere hätten auch einen großen Fressbedarf. In Gefangenschaft würden sie mit Ratten und Tagesküken gefüttert. Der tägliche Input sei erheblich, und man wisse gar nicht genau, wie alt die Tiere werden können.

Die aufgefundenen Tiere zu töten, sieht der Biologe als eine realistische Möglichkeit an. Das Töten sei 100-mal gerechter als keine vernünftige Haltung. Einschläfern mittels Injektion sei eine, wenn auch nicht ungefährliche Möglichkeit. Ob Erschießen möglich sei, weiß Reichmann nicht. Am Wittsee sei noch nicht das Ende der Fahnenstange erreicht.

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