Senioren-Initiative Kempen SI-Fahrten nur noch vormittags

Kempen · Änderungen beim Fahrdienst der Senioren-Initiative sorgen für Irritationen. Morgens soll es früher losgehen. Und nachmittags wird wohl nicht mehr gefahren.

 Unter anderem diese Kleinbusse werden beim Fahrdienst der SI eingesetzt.

Unter anderem diese Kleinbusse werden beim Fahrdienst der SI eingesetzt.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Die älteren Kempener, die den Fahrdienst der Senioren-Initiative (SI) nutzen, müssen sich auf Veränderungen einstellen. Mitglieder der SI (Namen der Redaktion bekannt) meldeten sich bei der WZ mit der Nachricht, dass die Fahrtzeiten eingeschränkt werden sollen. Statt zwischen 9 und 16 Uhr – wie bisher – soll es den Dienst ab 1. Juli nur noch von 7.45 bis 13 Uhr geben. Das sei den Mitgliedern nun mitgeteilt worden. „Ich gehe davon aus, dass das für viele ein massiver Einschnitt ist“, berichtet eines der Mitglieder.

Die SI bietet den Dienst für Gruppen, Einzelpersonen und Fahrten zu den Wochenmärkten an. Laut Homepage der Altenhilfe stehen dafür zwei Kleinbusse und ein Pkw zur Verfügung. Die Plätze in den Fahrzeugen, die von Ehrenamtlern und sogenannten Bufdis (Bundesfreiwilligendienst) gesteuert werden, muss man telefonisch reservieren. Genutzt wird der Fahrdienst von Senioren aus Kempen, St. Hubert und Tönisberg für Arzttermine, aber auch beispielsweise für Ausflüge zum Kaffeekränzchen oder zum Awo-Treff. Eine Fahrt im Kempener Stadtgebiet kostet vier Euro pro Person (St. Hubert: 4,50 Euro; Tönisberg: fünf Euro). Auch Fahrten außerhalb Kempens und seiner Stadtteile sind möglich – gegen eine Gebühr von 1,50 Euro pro Kilometer.

Besonders pikiert sind die Mitglieder, die mit der WZ gesprochen haben, darüber, dass von den Einschränkungen bei der Mitgliederversammlung Ende März keine Rede gewesen sei. „Das ist ein Beschluss des Vorstands, der wohl nicht öffentlich diskutiert werden sollte“, mutmaßt ein Mitglied. In der Tat ging es im Rahmen der Versammlung nur um die Zahlen zum Fahrdienst (die WZ berichtete). Jährlich gibt es laut Vorstand etwa 7400 Einsätze für die Fahrzeuge. Einnahmen von 57 500 Euro hätten 2018 Ausgaben von 76 500 Euro gegenübergestanden. Nichtsdestotrotz war in der Versammlung die Rede davon, dass der Fahrdienst nach wie vor rege genutzt werde.

Grundsätzlich hieß es auf der Versammlung, dass der Verein mit etwa 2100 Mitgliedern sich weiter auf einem guten Weg der Konsolidierung befindet. In den vergangenen Jahren war ein Minus in der Kasse des von der Stadt bezuschussten Vereins ein großes Thema. Aktuell gibt es laut Vorstand einen Fehlbetrag von 25 800 Euro, der weiter verringert werden soll. Die Zahlen hätten sich schon verbessert, weil die Stadt Kempen seit 2018 die laufenden Kosten des Begegnungszentrums Haus Wiesengrund trage. Ebenso zur Konsolidierung beigetragen habe die Erhöhung des Mitgliedsbeitrags von 24 auf 30 Euro pro Jahr. Auch beim Fahrdienst wurde schon Geld eingespart, wie bei der Versammlung bekanntgegeben wurde. Ein Fahrzeug sei abgeschafft worden. Ein weiteres sei nicht durch einen Neuwagen, sondern durch ein gebrauchtes Auto ersetzt worden.

Vorsitzender Jörgen Helfenritter sieht die beschlossenen Veränderungen allerdings nicht als Einschränkung. Auf Nachfrage der WZ sprach er sogar von einer „Ausweitung“. „Der Fahrdienst wird künftig schon ab 7.45 Uhr im Einsatz sein, um noch mehr Möglichkeiten für Arzttermine anzubieten“, so Helfenritter. Diesen Wunsch hätten viele Nutzer geäußert. Dem habe man nun entsprochen. „Und da die Nachmittags-Fahrten nicht so gefragt sind wie die am Vormittag, haben wir uns nun zu dieser Lösung entschlossen“, sagt der Vorsitzende. Er stellt aber auch in Aussicht, dass die SI einzelne Nachmittagsfahrten über „Springer-Dienste“ abdecken will. „Da werden wir sicher eine Lösung finden“, so Helfenritter. Entsprechende Gespräche mit den Fahrern müssten noch geführt werden.

Grundsätzlich hat die SI im Bereich des Fahrdienstes mit Personalproblemen zu kämpfen. Wie Helfenritter bestätigt, gibt es immer weniger Menschen, die sich ehrenamtlich engagieren möchten. Der Verein sei permanent auf der Suche, „leider meist erfolglos“, so der Vorsitzende.

Der Personalmangel ist nach Angaben von Helfenritter auch der Grund, warum die SI-Fahrer künftig nicht mehr die Fahrten von und zur Caritas-Tagespflege im Haus Wiesengrund übernehmen werden. „Das Angebot werden wir zum 30. Juni einstellen“, sagt der Vorsitzende. Bislang wurden die Männer und Frauen von den SI-Autos morgens zur Tagespflege und am Nachmittag nach Hause gefahren. Nun habe man der Caritas mitgeteilt, dass dies ab 1. Juli nicht mehr möglich ist.

Der Kreisverband der Caritas nimmt die Entscheidung der SI „mit Bedauern zur Kenntnis“, wie Christian Schrödter vom Vorstand auf WZ-Anfrage mitteilt. „Die Kooperation ist über viele Jahre gut gelaufen.“ Nun schaue man sich nach einem anderem Anbieter um. Nach Angaben von Schrödter geht es um zwölf Senioren aus Kempen und Umgebung.

Mit Blick auf die Mitgliederversammlung Ende März, sagt Helfenritter, dass damals noch keine Information erfolgen konnte. „Die Veränderungen waren damals schlichtweg nicht beschlossen“, so der Vorstandschef. Erst in der konstituierenden Sitzung des neuen Vorstandes sei über das Thema gesprochen und ein Beschluss getroffen worden.

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