Tierisches aus Grefrath Pferde genießen ihren Lebensabend

Grefrath · Auf den Anwesen der Familie Quinders in Grefrath gibt es einen Gnadenhof. Die „Rentner“ kommen zum Teil sogar aus Südtirol an den Niederrhein.

 Der Grefrather Heinz-Josef Quinders schaut nach, ob es seinen Rentnerpferden gut geht.

Der Grefrather Heinz-Josef Quinders schaut nach, ob es seinen Rentnerpferden gut geht.

Foto: Lübke, Kurt (kul)

Leise surrt ein Windrad hoch über der saftig grünen Wiese. Zwei hellbraune Shetties in einem vorderen, abgetrennten Bereich sind im tiefen Gras kaum zu erkennen. Die 13 Pferde, die sich auf der Weide verteilen, hingegen schon. Gemächlich grasen sie und lassen sich nicht von Heinz-Josef Quinders stören, der sich ihnen nähert. Man kennt sich und die Vierbeiner werden auch nicht zur Arbeit oder Ausritt geholt. Das haben sie bereits hinter sich: Es sind „Rentner“ auf dem Hof des Grefrathers in Schaphausen. Auch Gnadenhof genannt.

Seit 15 Jahren nimmt Quinders Pferde auf, für die ihre Besitzer keine aktive Verwendung mehr haben, aber dennoch in Ruhe ihren Lebensabend genießen sollen. Der landwirtschaftliche Betrieb mit Kühen und Sauen sei bereits 1988 aufgegeben worden. Dafür seien damals aktive Pensionspferde eingezogen. Deren Haltung beziehungsweise die Unruhe durch das Kommen und Gehen der Reiter habe aber nicht mit der Labradorzucht seiner Frau harmoniert. Die Hunde schlugen an, es gab kaum Ruhepausen tagsüber. „Das war irgendwann nicht mehr mit einer guten Nachbarschaft zu vereinbaren“, so der Kraftfahrer.

Auch im Winter gibt es den
idealen Untergrund

Dann also ein Gnadenhof, wo die Pferde den ganzen Tag und das ganze Jahr etwas abseits auf dem Areal unterwegs sind. Ein 300 Quadratmeter großer Paddock mit zusätzlichen 500 Quadratmetern Kunststoffmatten sorgen im Winter für idealen Untergrund, wenn die Weiden Ruhe brauchen. Dann wird auch mit Mineralbricketts zu gefüttert. Quinders: „Wenn ich mit dem Futtereimer komme, dann stehen sie alle in Reih und Glied.“ Dazu gibt es einen Offenstall sowie Heuraufen. „Es ist nicht gut, wenn die alten Pferde in Boxen gehalten werden, wo sie nicht so viel Bewegung haben wie draußen“, sagt Quinders. „Dann müssen sie sich morgens, wenn sie rausgelassen werden, erst wieder einlaufen; die Gelenke und Knochen mobilisieren. Eben wie bei alten Leuten“, erklärt er.

In Boxen kommen die Tiere nur, wenn sie aus medizinischen Gründen Ruhe brauchen, so wie ein Brauner, der neugierig über die Boxentür schaut. „Der ist sehr gelassen, weshalb wir ihn auch gut hier lassen können“, sagt Quinders. Steht ein Arztbesuch an, dann werden die Pferde zu zweit von der Weide geholt. „Sie sind nicht gewohnt, alleine zu sein und dann sehr nervös. Das tut ihnen nicht gut“, nennt er als Grund.

Warmblüter, Friesen, Tinker – diese Rasse weißt Merkmale von Pony, Warmblut- und Kaltblutpferd auf –, Friesen und ein Rennpferd verbringen ihren Lebensabend in Grefrath. Viele kommen ursprünglich aus dem Ruhrgebiet, einige aus Nachbarorten und eines ist gerade aus Südtirol gebracht worden. Die Eltern seiner Besitzerin wohnen noch in Breyell. „Das Tier sollte nur noch auf flachem Boden gehen. Das ist in Südtirol schwer möglich“, sagt Quinders. Sein Service spreche sich herum, weshalb einige Tiere aus Bochum, Essen und auch Dortmund nach Grefrath gebracht werden.  Manche Besitzer schauen häufiger vorbei als andere. „Aber man muss sich nicht anmelden und kann auch so nach den Pferden schauen, weshalb er nicht genau weiß, wie oft nun Besuche im Pferde-Altenheim erfolgen.

Quinders stellt seinen Grund zur Verfügung, füttert und sieht nach den Tieren. Wichtig sind auch die Zähne. Er schaut, ob sie noch „fressen und ihr Futter verwerten können. Brei oder ähnliches füttern wir nicht“. Sollte ein Tier dies nicht mehr können, wird der Eigentümer kontaktiert und abgesprochen, ob er es zu sich holt, oder ob es eingeschläfert wird. Für die Fellpflege sind die Vögel zuständig. „Wenn das Tier sich nicht mehr wälzen kann, dann helfen wir“, sagt Quinders. Zurzeit ist das älteste Tier 27 Jahre alt. „Im vergangenen Jahr hatten wie sogar vier, die über 30 Jahre alt waren“, berichtet der Grefrather. „Die haben sich aber im Sommer entschlossen, sich zu verabschieden.“

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