Neviges Mangelware: Jetzt also Kaffeefilter!

Bekanntlich treibt die aktuelle Krise skurrile Blüten, wie jeder Besuch im Lebensmittelhandel zeigt. Dass Nudeln, Mehl, Reis, viele Konserven in Massen gefragt sind, ist mit dem Wunsch nach haltbaren Vorräten noch halbwegs erklärbar.

 Derzeit werden klassische Filtertüten weniger fürs Kaffeeaufbrühen als in Mundschutzmasken eingesetzt.

Derzeit werden klassische Filtertüten weniger fürs Kaffeeaufbrühen als in Mundschutzmasken eingesetzt.

Foto: Betrieb

Warum Magerquark ebenfalls tagelang gar nicht und auch jetzt teilweise nur sporadisch zu bekommen ist, hat sich mir bisher nicht erschlossen, und die Sache mit dem Klopapier – nun ja. Die Frage nach den heißbegehrten Rollen war daher beim Einkauf am Wochenanfang eher rhetorischer Natur. Doch die freundliche Mitarbeiterin im Laden sagte zu meiner Überraschung: „Heute morgen gekommen, eine ganze Palette“, nur um meiner anscheinend sichtbaren Freude sogleich eine eiskalte Dusche zu verpassen: „War nach nicht mal zwei Stunden weg.“

Nun war ich nicht auf eigene Rechnung unterwegs, ich versorge auch eine 91-jährige Tante mit Lebensmitteln. Ihre Vorräte – auch an Klopapier – neigten sich ziemlich dem Ende zu. Seit Jahr und Tag bereitet mein Tantchen außerdem ihren Frühstückskaffee, indem sie ihn ganz altmodisch in einem Porzellanfilter auf ihrem Kännchen von Hand aufbrüht. Filtertüten standen daher auch auf der Einkaufsliste: Größe 102, bitte die Braunen aus ungebleichtem Papier. Umso größer mein Erstaunen, dass das entsprechende Regal im Laden fast vollständig geplündert war: Was um Himmelswillen macht man mit Filtertüten? Als Filterelement im selbstgenähten Mundschutz verwenden, klärte mich die freundliche Mitarbeiterin auf – die Anleitungen dazu kursieren zu Hunderten im Internet. Seither seien die Papiertüten Mangelware, Nachschub nicht in Sicht – mit einer solchen Nachfrage habe wohl niemand gerechnet. Im nächsten Laden – man kommt mit einem großen Einkaufszettel ja kaum darum herum, mehrere Geschäfte anzusteuern – fand sich dann noch ein einzelnes, offensichtlich in den Untiefen des Regals übersehenes Paket Kaffeefilter, sogar in der richtigen Größe. Sieht so aus, als müsste ich jetzt für meine Tante einen Filtertütenvorrat anlegen …

P.S.: Toilettenpapier habe ich schließlich beim Discounter meines Vertrauens bekommen – war aber auch nach nur einer Dreiviertelstunde ausverkauft!

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