Blumengeschäft in Holzbüttgen Kein Personal: „Stielwerk“ muss schließen

Holzbüttgen. · Für ihr Blumengeschäft am Lindenplatz in Holzbüttgen findet Andrea Koßlar keine geeigneten Mitarbeiter. Am 31. März öffnet sie zum letzten Mal. Der Fachkräftemangel zieht sich durch die gesamte Branche.

Andrea Koßlar ist multitaskingfähig: Sie schnibbelt und verknotet Grünzeug, während sie Antworten gibt. Antworten auf die Frage, weshalb sie ihren Laden schließen muss. „Es wird immer schwieriger, geeignetes Personal zu finden“, sagt die Inhaberin des Blumenladens „Stielwerk“ am Lindenplatz in Holzbüttgen. Diesen betreibt Koßlar seit 15 Jahren. Ende des Monats ist Schluss – und es gibt auch kein Zurück mehr: „Ich habe schon alles gekündigt“, sagt Koßlar.

Ihr Problem: Sie bräuchte eine weitere Aushilfe, eine Vollzeitkraft und einen Fahrer, um den Arbeitsaufwand gestemmt zu bekommen, der anfällt. „In den letzten zwei Jahren ist die Suche nach Personal immer schwieriger geworden“, berichtet sie.

Die Vorstellungen von dem Job als Floristin weichen oft von der Realität ab. „Zu nass, zu kalt, zu dreckig. Die jungen Leute haben eine andere Einstellung zu dem Beruf“, sagt Koßlar. Auch die Arbeitszeiten sind für viele ein Problem, oft wird am Wochenende gearbeitet. Es haben sich hin und wieder Mitarbeiter in ihrem Laden ausprobiert, sich dann aber schnell anders orientiert.

Derzeit ist Koßlar knapp 14 Stunden am Tag für ihren Laden auf den Beinen: Morgens muss sie die Ware besorgen, dann steht sie im Laden und abends ruft die Buchhaltung. „Der Beruf Florist stirbt langsam aus“, befürchtet sie: „Jeder meiner Mitbewerber sucht nach Personal“, sagt die 50-Jährige Florist-Meisterin. Mit mehr Personal könnte sie ihren Laden halten. „Ich habe schließe eigentlich ein gut laufendes Geschäft, weil wir die Arbeit nicht mehr bewältigt bekommen“, so Koßlar.

Nicola Fink, Sprecherin des Fachverbandes Deutscher Floristen, bestätigt den Fachkräftemangel. „Das stellt in unserer Branche ein Problem dar. Das fängt bei den Azubis an und setzt sich fort“, sagt sie. Auch Fink erklärt, dass sich die meisten jungen Leute heute auf ein Studium konzentrieren anstatt eine Ausbildung zu machen. „Gerade das Handwerk hat an dieser Stelle ein Imageproblem“, sagt Fink.

Der Fachverband versucht, den Problemen entgegenzuwirken. „Wir gehen in Schulen und stellen auf verschiedenen Veranstaltungen unseren Beruf gezielt vor“, sagt sie. Florist sein bedeute mehr als nur Blumensträuße zu binden. „Floristen sind Designer, die ihr Handwerk kreativ umsetzen. Das wird aber so nicht wahrgenommen“, sagt sie. „Vielleicht ist auch die Berufsbezeichnung nicht richtig. Da müssen wir uns Gedanken machen“, gesteht Fink.

Marc Peters, Hauptgeschäftsführer der Kreishandwerkerschaft Niederrhein, sieht einen leichten Aufwind. „Auch im Handwerk fehlen Fachkräfte, keine Frage. Aber es gibt auch gute Nachrichten: Seit zwei, drei Jahren erlernen auch in unserer Region wieder mehr junge Menschen einen Handwerksberuf – die Zahl der Auszubildenden steigt“, erklärt er. Zwar werde das den Fachkräftemangel nicht von heute auf morgen beheben, aber es zeigt: „Immer mehr junge Leute erkennen, wie attraktiv das Handwerk ist und dass ein Studium nicht automatisch glücklich macht.“

Frauke Lesser-Heisterkamp ist seit zwölf Jahren eine treue Aushilfe im Laden von Andrea Koßlar. Viereinhalb Stunden ist sie täglich da, und die beiden verstehen sich blind. „Wenn es vorbei ist, werden sicher ein paar Tränen fließen“, sagt Lesser-Heisterkamp.

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